Literaturarchiv Marbach

USM trifft Kafkas Welt: Gestaltung der Ausstellung „Kafkas Echo“

Bauherr: Literaturmuseum der Moderne und Schiller-Nationalmuseum & Deutsches Literaturarchiv Marbach

Planung: Jörg Oetinger, smow Stuttgart, Agentur L2M3, Simon Busse Studio

Jahr: 2024

Eingerichtete Bereiche: Museum / Ausstellungsräume

Ausgangslage

Wenn die drei größten Kafka-Bestände der Welt, nämlich die Israelische Nationalbibliothek, die Hauptbibliothek Oxford und das Literaturarchiv Marbach, sich zusammentun mit dem Ziel, dem Erbe des Schriftstellers zu seinem 100. Geburtstag eine eindrucksvolle Ausstellung, ein gebührendes Echo zu widmen, ist die Herausforderung enorm: Hunderte Exponate von und über Kafka mussten in eine kohärente Struktur gebracht und didaktisch so aufbereitet werden, dass sie für die Besucher zugänglich und verständlich waren. Doch das allein reichte nicht aus. Um die Ausstellung auch visuell ansprechend und in ihrer Wirkung kraftvoll zu gestalten, bedurfte es einer ebenso durchdachten wie funktionalen Möblierung, einer Aufgabe, so komplex und augenscheinlich vergleichbar mit den vielschichtigen und oft undurchdringlichen Werken Kafkas selbst.

Erst als das didaktische Konzept von L2M3, einem Büro, spezialisiert auf Ausstellungsgestaltung, finalisiert war und die Eröffnung bereits in greifbarer Nähe lag, fiel die Entscheidung: Die Ausstellung sollte auf der Basis von USM-Mobiliar realisiert werden. Simon Busse, der verantwortliche Architekt, entschied sich, smow Stuttgart als Experten für USM-Gestaltungen hinzuzuziehen.

Die Anforderungen waren klar: Es musste schnell gehen, es musste praktikabel sein, und es musste innerhalb eines strikten Budgets umgesetzt werden. Nach dem ersten Treffen im Februar 2024 begann für smow Stuttgart ein intensiver Gestaltungsprozess, der in einem Sprint von nur zehn Wochen die Lieferung und das Feintuning der Ausstattung umfasste. Die Aufgabe war gewaltig, doch durch ein vorbildliches Teamwork aller Beteiligten konnte sichergestellt werden, dass die Ausstellung "Kafkas Echo" nicht nur inhaltlich, sondern auch in ihrer Präsentation höchsten Ansprüchen gerecht werden konnte. Herausforderung galore.

Projektverantwortung

Jörg Oetinger
Jörg Oetinger
Geschäftsführer, smow Stuttgart
0711 6200 90 00joerg.oetinger@smow.de

Umsetzung

Wie in Kafkas Werken, in denen jede Entscheidung tiefgreifende Auswirkungen hat, erwies sich auch die praktische Umsetzung als komplex und vielschichtig. Die hohen Anforderungen an Sicherheit und Präzision machten jeden Schritt zu einer besonderen Herausforderung – insbesondere im Hinblick auf das internationale Renommee und den 100. Geburtstag von Franz Kafka. Ein zentrales Anliegen war es, sowohl Diebstahlschutz zu gewährleisten als auch den Zugang für Personal und Forschende im laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten. Daher wurden die USM-Vitrinen mit speziellen Diebstahlschutzmechanismen ausgestattet, die zugleich eine schnelle Zugänglichkeit ermöglichten.

Darüber hinaus mussten die Möbel strenge Vorgaben bezüglich Temperatur, Licht und Feuchtigkeit erfüllen. Die Beleuchtung der Exponate war auf maximal 50 Lux begrenzt, um Schäden durch Lichtstrahlen zu vermeiden. Einige besonders wertvolle Stücke wurden in einer Hohlkehle präsentiert, die smow Stuttgart mit satinierten Plexiglaselementen umsetzte.

Ein weiteres besonderes und ebenso kafkaeskes Element war der verspiegelte Saal, der mit Vitrinentürmen von USM gestaltet wurde. Gemeinsam mit dem Grafiker Rainer Haas wurde in einem mehrstufigen Auswahlprozess eine spezielle Spiegelfolie ausgesucht, die auf mehr als 300 Metalltablare mit höchster Präzision aufgezogen werden mussten. Diese Spiegeloberflächen reflektierten nicht nur die Parabeln Kafkas, sondern trugen auch zur einzigartigen Atmosphäre in diesem Teil der Ausstellung bei.

Über das Projekt

Franz Kafkas Werk kreist immer wieder um Themen wie die Absurdität des Lebens, Entfremdung und die unerfüllte Sehnsucht nach Anerkennung. Seine Figuren – sei es Gregor Samsa, der als Käfer isoliert und sprachlos wird, oder der Hungerkünstler, der aus Verlangen nach Anerkennung bis zum Tod fastet – sind Sinnbilder für die existenziellen Kämpfe des modernen Menschen. Im Jahr 2024 jährte sich Kafkas Todestag zum 100. Mal, was weltweit mit Zeitungsartikeln, Vorträgen, TV-Serien und Filmen gewürdigt wird. Doch die zentrale Frage bleibt: Wie lässt sich die Vielschichtigkeit dieses literarischen Giganten in einer Ausstellung erlebbar machen?

Genau dieser Herausforderung stellten sich die Stuttgarter Einrichtungsexperten von smow bei der Möblierung der Ausstellung „Kafkas Echo“ im Literaturarchiv Marbach. Das Ziel war es, die kafkaeske Welt, die Tiefgründigkeit und Ambivalenzen auch im Design und Layout der Ausstellung widerzuspiegeln. Dabei mussten die Möbel nicht nur die strengen musealen Anforderungen an Sicherheit und Klimakontrolle erfüllen, sondern auch Kafkas komplexe literarische Themen visualisieren. Die verspiegelten Vitrinentürme, die Gregor Samsas Entfremdung und Selbstwahrnehmung thematisieren, oder die satinierten Plexiglaselemente, die den Blick subtil lenken, schufen eine rätselhafte, fast surreal wirkende Ausstellungsatmosphäre, die Kafkas Werke förmlich zum Leben erweckte.

So ein gutes Teamwork hatten wir noch nie

(Jörg Oetinger)

Rückblickend war es jedoch nicht nur das technische Know-how, das dieses Projekt erfolgreich machte. Vielmehr war es die enge Zusammenarbeit zwischen dem Literaturarchiv, den USM-Experten, der Agentur L2M3, dem Architekten Simon Busse, dem Grafiker Rainer Haas und smow Stuttgart, die den Grundstein für den Erfolg legte. „So ein gutes Teamwork in einem Projekt mit vielen verschiedenen Beteiligten hatten wir noch nie“, beschreibt smow Stuttgart Geschäftsführer Jörg Oetinger die Umsetzung der Kafka-Ausstellung.

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