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Morten & Jonas

Designerduo Morten Skjærpe Knarrum und Jonas Norheim

Morten Skjærpe Knarrum und Jonas Norheim lernten sich während ihres Masterstudiums an der Bergen Academy of Art and Design kennen und gründeten nach ihrem Abschluss 2011 ihr gemeinsames Studio in der Stadt. Heute leben Morten & Jonas in der Nähe von Oslo und realisieren eine breite Palette von Möbel-, Beleuchtungs- und Accessoire-Projekten mit und für so unterschiedliche Hersteller wie Fora Form, Petite Friture, Bolia oder Northern. Bei Northern fungieren Morten & Jonas auch als Art/Design-Direktoren und helfen so, die Entwicklung des norwegischen Herstellers zu steuern. In all ihren Projekten bringen Morten & Jonas ihren Humor, ihren Charme und ihre kritisch hinterfragende Perspektive auf zeitgenössische Beziehungen zu Möbeln und Beleuchtung ein.

SMOW INTERVIEW MIT MORTEN & JONAS

smow hat sich mit Jonas Norheim getroffen, um mit ihm über die Entstehung und Entwicklung des Designstudios Morten & Jonas, die Arbeit und die Rolle von Morten & Jonas bei Northern, und auch über Norwegen und Design zu sprechen.

Morten & Jonas an ihrem Arbeitsplatz

Beziehungen müssen auf einer professionellen und einer persönlichen Basis funktionieren

smow: Du und Morten habt euch an der Akademie für Kunst und Design in Bergen kennengelernt. War es schon an der Akademie klar, dass ihr ein gemeinsames Studio gründen würdet?

Jonas: Am Anfang nicht, Morten kommt aus einem anderen Teil Norwegens und in den ersten sechs Monaten oder so habe ich nicht wirklich verstanden, was er gesagt hat, weil er einen ziemlich starken Dialekt hat, jedenfalls für mich! Im Laufe der nächsten zweieinhalb Jahre wurden wir jedoch Freunde. Wir hatten beide ähnliche Vorstellungen von unserem Berufswunsch, von dem, was wir machen wollten, und am Ende unseres Studiums beschlossen wir, einen gemeinsamen Stand im Greenhouse, der Plattform für Jungdesigner auf der Stockholmer Möbelmesse, zu belegen. Jeder zeigte dort seine eigene Arbeit, aber bei den Vorbereitungen arbeiteten wir sehr eng zusammen und halfen uns gegenseitig bei unseren Projekten, und als wir dann in Stockholm ankamen, war klar, dass wir wahrscheinlich zusammenarbeiten sollten.

smow: Zurück zu den Anfangsjahren: Hattest du das Gefühl, in Norwegen sichtbar zu sein, gab es Möglichkeiten für junge Designer, oder musstest du reisen, um Kunden und Kontakte zu finden?

Jonas: Als wir in Bergen anfingen, gab es die Gruppe "Norway Says", eine der interessanteren norwegischen Designgruppen in dieser Zeit, die dazu beitrug, das norwegische Design international sichtbar zu machen. Diese Gruppe war damals eine gute Inspiration für junge Designer. Die Designszene wuchs in Norwegen, aber es gibt ein Sprichwort, das besagt, dass es immer einfacher ist, in seinem Heimatland anerkannt zu werden, wenn man sich außerhalb seines Heimatlandes einen Namen macht. Also machten wir einen Dreijahresplan, der vorsah, für drei Jahre nach Mailand zu gehen, zum Salone Satellite, um so sichtbar wie möglich zu sein und zu sehen, ob wir ein paar Leute treffen können, denen gefällt, was wir machen, und die uns machen lassen, was wir machen wollen.

smow: Und war Mailand hilfreich? Habt ihr diese Leute getroffen?

Jonas: Ja! Wir haben viele Kontakte geknüpft, mit einigen stehen wir immer noch in Kontakt, darunter auch Leute, die mit uns zusammenarbeiten wollten, wie die französische Marke Petite Friture. Und wir haben auch viele Norweger kennengelernt; ich denke also, das alte Sprichwort ist kein Klischee, es ist wahr, es hilft uns sehr.

smow: Was war euer erstes kommerzielles Produkt?

Jonas: Das war ein ziemlich seltsames Produkt, es war eine Lampe namens “Bake Me a Cake”...

Beleuchtung frisch aus dem Gefängnis: “Bake Me a Cake” von Northern, entworfen von Morten & Jonas

smow: Wir hatten so gehofft, dass du sie erwähnen würdest! Wir haben die Lampe noch nie in Natura gesehen, aber sie gefällt uns. Sie ist in vielerlei Hinsicht interessant. Wenn wir richtig informiert sind, wurde sie im Gefängnis produziert?

Jonas: Wir kamen auf der Stockholmer Möbelmesse mit Ove, dem Eigentümer von Northern Lighting, wie Northern damals hieß, ins Gespräch. Er schlug vor, dass wir versuchen sollten, etwas für sie zu entwerfen, und ich glaube, wir haben ungefähr 50 Ideen vorgebracht. Wir waren ziemlich eifrig. Aber Ove wusste auch, dass wir an einem sozialen Projekt im Gefängnis von Bergen beteiligt waren. Ein Projekt, das mit Mortens Masterarbeit zu tun hatte, und er schlug vor, dass wir versuchen sollten, ein Projekt mit den Gefängniswerkstätten zu entwickeln, woraus “Bake Me a Cake” wurde, das dann für Northern Lighting in den Gefängniswerkstätten von Bergen produziert wurde.

smow: Eine weitere Sache, die uns an “Bake Me a Cake” interessiert, ist, dass das Design offener und spielerischer ist als bei vielen eurer späteren Arbeiten. Viele der neueren Arbeiten sind zwar auch spielerisch, aber auf eine eher zurückhaltende Art und Weise. Kann man “Bake Me a Cake” als einen Schritt auf dem Weg zu eurer ganz eigenen Stimmen verstehen?

Jonas: Morten und ich sind auch künstlerische und gestalterische Leiter bei Northern, und wenn ich mir die Produktvorschläge ansehe, die junge Designerinnen und Designer an uns schicken, fällt auf, dass viele frühe Arbeiten sehr verspielt sind. Das ist irgendwie normal. Ich denke, das liegt daran, dass die Inspiration meistens von Dingen kommt, die sie sehen oder tun, und dass alles Spaß machen muss. Aber wenn man als Designer reifer wird, lässt man das hinter sich, und die Art und Weise, wie man arbeitet, ändert sich, wenn man erfahrener wird und mehr Situationen als Designer erlebt, mehr Kooperationen eingeht und mit mehr Kunden zusammenarbeitet. Mit der Zeit versteht man auch, dass Objekte, die lustig sind, nicht unbedingt gut sind. Sie sehen vielleicht in Zeitschriften gut aus und verschaffen dir Aufmerksamkeit, sind aber nicht immer die beste Lösung. Im Design lernt man mit dem Alter, wie bei allem.

smow: Du hast deine Rolle als Art Director bei Northern erwähnt, wie kam es dazu?

Jonas: Nach "Bake Me a Cake" haben wir mit Northern Lighting die Lampen "Me" und "Over Me" produziert, und dann hat Ove uns gefragt, ob wir nicht als künstlerische Leiter in die Firma einsteigen wollen. Das war eine Idee, die uns gefiel, nicht zuletzt, weil wir so die Produktion und die Industrie besser verstehen, den gesamten Designprozess kennenlernen und Teil von etwas Größerem sein konnten. Und dann, nachdem wir ein paar Jahre mit Northern Lighting gearbeitet hatten, kündigte Ove an, dass sie in Erwägung zögen, Northern Lighting in eine Möbelmarke umzuwandeln. Er fragte mich, was ich davon hielte, und ich sagte: "Es ist an der Zeit", und wir waren dann gemeinsam mit Ove für die Entwicklung der ersten Northern Möbelkollektion verantwortlich, die 2018 in Stockholm vorgestellt wurde.


Das Studio von Morten & Jonas in der Nähe von Oslo

Hier entstehen die Entwürfe für Northern


smow: Wir erinnern uns noch gut daran, und seitdem ist das Portfolio gewachsen, ebenso wie die Liste der Designer, mit denen Northern zusammenarbeitet, wie gehst du an die Aufnahme neuer Produkte heran?

Jonas: Bei Northern sind wir sehr offen für Designerinnen und Designer, die uns Vorschläge schicken wollen. Dieser Kanal ist immer offen, und das liegt daran, dass wir selbst wissen, wie schwierig es ist, mit einem Produzenten zusammenzuarbeiten, wenn man gerade erst anfängt. Also sehen wir uns jeden Vorschlag an, den wir erhalten, und wenn wir etwas sehen, das uns gefällt, gehen wir weiter. Wir veranstalten auch Studentenwettbewerbe, von denen einige zu Produkten für Northern geführt haben, wir besuchen Messen und sprechen mit jungen Designern, aber wir geben auch Arbeiten bei Designern in Auftrag, die wir kennen und die eine Designsprache haben, die zu Northern passt. Für uns ist es wichtig, dass Northern ein Unternehmen ist, das jungen Designerinnen und Designern helfen kann, ihre ersten Produkte auf den Markt zu bringen.

smow: Was eure eigene Designsprache angeht, so sehen wir in eurem Portfolio ein ziemlich starkes grafisches Element. Ist das für euch wichtig, wenn ihr ein Projekt entwickelt?

Jonas: Gute Frage, ich glaube nicht, dass wir so viel darüber nachgedacht haben. Vielleicht hat es etwas mit dem skandinavischen Designerbe zu tun, damit, dass wir von den Gegenständen, die wir täglich um uns herum haben, beeinflusst werden, aber es ist nichts, was wir wirklich bewusst angestrebt haben.

smow: Und wie beginnt ihr im Allgemeinen die Entwicklung eines Projekts?

Jonas: Wir fangen mit vielen Handskizzen an, nur schnelle, ungenaue Skizzen, meistens sehr schlechte Skizzen, aber die Tatsache, dass sie nicht sehr gut sind, bedeutet, dass sie in gewisser Weise offener sind und dass die andere Person die Möglichkeit hat zu sehen, was es sein könnte, es ist nicht festgelegt, weil die Skizze nicht so gut ist, es ist mehr eine Idee, was es sein könnte. Und dann kann man diese Skizzen weiterentwickeln, damit spielen, und wenn wir eine bessere Vorstellung davon haben, wie ein Objekt sein soll, gehen wir an den Computer und machen detaillierte 3D-Zeichnungen.

smow: Und was das Zusammenspiel zwischen dir und Morten im Entwicklungsprozess angeht, würdest du sagen, dass ihr euch gegenseitig ergänzt oder widersprecht?

Jonas: Wir sehen Design auf unterschiedliche Art und Weise. Man könnte sagen, dass ich eher der Ideengeber bin und Morten das Finetuning übernimmt. Und obwohl sich das im Laufe der Jahre wahrscheinlich etwas geändert hat, bringen wir beide immer noch unterschiedliche Aspekte und Positionen in ein Projekt ein und neigen daher dazu, auf den Ideen des anderen aufzubauen. Wir haben immer sehr gut zusammengearbeitet, in allen Phasen des Prozesses.


Morten Skjærpe Knarrum und Jonas Norheim ergänzen sich perfekt

Auch das Daybe Dining Sofa könnten wir uns hier gut vorstellen


smow: Kurz zu eurer Arbeit: Neben den Einzelobjekten habt ihr auch die Kollektionen Blush und Daybe im Programm. Waren die von Anfang an als Kollektionen geplant?

Jonas: Ich spreche als Art Director, nicht als Designer. Wenn ein Produkt funktioniert und beliebt ist, wenn die Leute die Sprache des Designs mögen, dann ist es ganz normal, dass man sich fragt, ob man die Familie vergrößern kann, um daraus mehr als nur ein Produkt zu machen. Nicht jedes Produkt kann mehr sein, aber viele verdienen eine Familie, was bei Blush und Daybe der Fall war.

smow: Das Daybe Schlafsofa war auch der Beitrag von Morten & Jonas zu dieser ersten Northern Möbelkollektion 2018. Was war die ursprüngliche Idee?

Jonas: Es begann mit der Idee eines Sofas, das gleichzeitig ein Daybed ist. Damals gab es viele Sofas, die durch eine komplexe Mechanik zu Betten wurden, und wir wollten ein super einfaches, nicht-mechanisches Produkt machen, etwas, das schön und bequem, aber auch einfach zu benutzen ist.

smow: In dieser Benutzerfreundlichkeit liegt auch diese unaufdringliche Verspieltheit, die den Reiz des Designs ausmacht. Und dann entstand aus dem Daybe Sofa vor kurzem auch noch das Daybe Dining Sofa, das auf andere Weise interaktiv ist, und in seiner Art nicht sehr verbreitet ist. Was war die Idee dahinter?

Jonas: Die Art und Weise, wie wir essen, verändert sich stark. Die Leute sitzen länger am Esstisch und man möchte es bequem haben, nicht unbedingt auf einem Holzstuhl sitzen. In vielen Restaurants sitzt man heute beim Essen auf Sofas, warum also nicht auch zu Hause? Und auch in kleinen Wohnungen, die heute noch kleiner sind als früher, ist der Essbereich oft auch der Wohnbereich und damit ein Raum, in dem man sich entspannen will, in dem man es bequem haben will. Der Essbereich ist auch ein Raum in dem man nicht nur am Tisch sitzt, um zu essen, sondern vielleicht auch, um mit den Kindern Hausaufgaben zu machen. Man will es hier also etwas gemütlicher haben als auf Holzstühlen. Und als Objekt wird das Esstischsofa in Norwegen und in Skandinavien im Allgemeinen immer beliebter.

smow: Eine zunehmende Popularität, weil Design und Möbeldesign heute in Norwegen sichtbarer sind als früher?

Jonas: Ich denke schon, ja, ich glaube, die Norweger haben sich ein wenig verändert. Früher war Design für die Mehrheit der Norweger nicht so wichtig, aber jetzt achten immer mehr Norweger darauf, was sie kaufen. Ein Grund dafür könnte sein, dass es viele Fernsehsendungen über Heimdekoration und Einrichtung gibt. Und natürlich haben auch die sozialen Medien einen großen Einfluss darauf, dass man sich auch in Norwegen immer mehr für Design und Designmöbel interessiert.

smow: Gibt es heute also mehr Hersteller als zu eurer Anfangszeit, gibt es mehr Möglichkeiten für Designerinnen und Designer in Norwegen?

Jonas: Ja, es gibt immer mehr Marken, und auch Marken, die zunehmend bereit sind, im Ausland zu handeln, die bereit sind, über die norwegischen Grenzen hinauszugehen und zu sehen, ob sie mehr als nur ein norwegisches Label sein können, was dazu beiträgt, die Sichtbarkeit von Design in Norwegen zu verbessern.

smow: Das gilt auch für Morten & Jonas. Kurz zum Schluss: Ihr seid seit etwas mehr als einem Jahrzehnt professionelle Designer, was ist das Wichtigste, das ihr gelernt habt?

Jonas: Die Dinge brauchen Zeit, mehr als man denkt. Die Entwicklung eines Produkts ist ein langer Prozess. Und wie wichtig es ist, Geduld zu haben und einen guten Dialog mit denjenigen zu führen, mit denen man arbeitet, denn es sind Menschen, mit denen man lange Zeit zusammenarbeiten wird. Die Beziehungen müssen sowohl auf beruflicher als auch auf persönlicher Ebene funktionieren.