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Gio Ponti Art Edition (Sammlerset)
Special Edition
646 Leggera Stuhl

Über Gio Ponti

Einer der wenigen italienischen Architekten, die sowohl mit Designs kleiner Alltagsgegenstände als auch mit großen Hochbauprojekten international Erfolg hatten, ist der 1891 geborene und 1979 gestorbene Gio Ponti. Ponti arbeitete ab 1927 in seinem ersten eigenen Architekturbüro und gründete im gleichen Jahr die Gruppe Labirinto, die sich der Herstellung qualitativ hochwertiger Möbel widmete. Zudem war er ab 1933 künstlerischer Leiter der Porzellanmanufaktur Richard Ginorius und gründete bereits 1928 das Magazin Domus für Kunst und Architektur, das er mit Unterbrechungen bis zu seinem Tode weiterführte. Gio Ponti leistete also einen vielseitigen und wichtigen Beitrag, vor allem auch in der Lehre, zur Erneuerung der italienischen Möbelproduktion und –branche. Zu seinen berühmtesten Arbeiten gehört neben dem Pirelli Wolkenkratzer – einem der Wahrzeichen Mailands – der 1957 veröffentlichte und umjubelte Stuhl Superleggera, der seit 2017 als 646 Leggera wieder von Cassina produziert wird.

Designer- und Architektenlegende Gio Ponti


smow & Salvatore Licitra: Ein Gespräch über Gio Ponti und Design

Realisiert mit Pontis Enkelsohn Salvatore Licitra: Die Gio Ponti Monographie von TASCHEN

Architekt, Designer, Künstler, Verleger, Professor, Visionär ... Gio Ponti war vor allem eines: vielseitig. Der TASCHEN Verlag hat Gio Ponti in all seinen Facetten eine umfangreiche Monographie gewidmet.

Der in Zusammenarbeit mit Salvatore Licitra, Gio Pontis Enkel und Gründer des Gio Ponti Archivs realisierte Band “Gio Ponti” vereint eine ausführliche Ponti-Biografie von Autor, Designer und Ponti-Experten Stefano Casciani mit einem umfangreichen und reich bebilderten Werkverzeichnis. So ermöglicht das Buch einen einzigartigen Einblick in Gio Pontis Leben und Werk. Für alle, die nicht nur über Gio Ponti lesen, sondern seine Arbeit auch erleben möchten, enthält die streng limitierte Art Edition außerdem vier hochwertige Ponti-Drucke und den von Ponti in den frühen 1950er Jahren entworfenen, nie zuvor öffentlich erhältlichen Couchtisch mit Gitterstruktur Arlecchino. Bei der TASCHEN Verlag Gio Ponti Art Edition handelt es sich also um ein Buch mit passendem Couchtisch.


Die Gio Ponti Art Edition: Ein Buch für den Couchtisch, das den eigenen Couchtisch mitbringt

Um ein wenig mehr über Gio Ponti zu erfahren, hat sich smow mit Salvatore Licitra unterhalten und zunächst nach der Zusammenarbeit mit dem TASCHEN Verlag und der Idee zur Monographie gefragt.

Salvatore Licitra: Die Idee zu einem wirklich passenden Buch über Ponti wurde 2007 geboren. Es sollten zwei Bücher werden: ein kleines, schlankes Buch, das sich auf die Architektur beschränkt, und ein zweites Buch, das sich wirklich definitiv Gio Ponti widmet. Das erste wurde sofort hergestellt und, übersetzt in mehrere Sprachen, weltweit veröffentlicht. Beim zweiten war es wie mit den Opern, die einem wirklich am Herzen liegen: Es entstand aus Benedikt Taschens Interesse an Pontis Werk und hat sehr viel Zeit und Arbeit gebraucht. Erst jetzt halten wir es fertig in den Händen und sind alle sehr stolz und glücklich darüber.

smow: "Definitiv Gio Ponti gewidmet" ist eine treffende Beschreibung des Buchs, beleuchtet es doch die vielen diversen Facetten von Gio Pontis Werk und Arbeit. Aber mal abgesehen von all der Vielfalt, was würden Sie als die Essenz von Gio Pontis Arbeit bezeichnen?

Salvatore Licitra: Die Magie von Pontis Arbeit hängt mit seinem persönlichen Blick zusammen. Dieser Blick ist der Brennpunkt, der sein ganzes facettenreiches Werk zusammenhält und in die Zukunft projiziert, während er aufmerksam, wissbegierig und neugierig auf die Vergangenheit gerichtet bleibt. Um diesen Blick herum, der nur zeitgenössisch sein kann, hat Ponti sein Werk aufgebaut. Der Erfolg seiner Arbeit wird heute durch die Tatsache befeuert, dass wir in einer absolut visuellen Ära leben und Pontis Arbeit, mit ihren Streifzügen ins Klassische und ihrer Neugier auf die Künste, eine Haltung prägt, die heute absolut zeitgemäß ist.


smow: Der Pirelli-Turm in Mailand ist zweifelsohne Pontis bekanntestes architektonisches Werk und nimmt daher in der Monographie einen prominenten Platz ein, ebenso wie die viel weniger bekannte Villa Planchart in Caracas, Venezuela. Welche Rolle spielt die Villa Planchart für Pontis Werk, und inwiefern kann die Villa Planchart uns helfen, Pontis Ansätze besser zu verstehen?

Salvatore Licitra: Den Text anlässlich der Veröffentlichung des Beitrags zur Villa Planchart in der Zeitschrift Domus beginnt Ponti mit dem Titel "eine florentinische Villa". Der für Ponti so typische Spaß bei diesem Debüt liegt gerade im räumlichen und zeitlichen Abstand. Die Villa greift den klassischen Kanon auf und transformiert ihn, sie ist aber auch eine ideale Gelegenheit für Ponti, alles zu entwerfen, was ihm für dieses Werk notwendig erscheint. Nicht nur die Ideen verknüpfen Vergangenheit und Zukunft, sondern auch der Marmor, das Mobiliar, die Keramik, die Werke der befreundeten Künstler. Beim Studium der Villa stoßen wir auf ein Repertoire von Materialien, Farben, Proportionen, Entwurfsverfahren, Kriterien und Gegensätze, die uns wirklich die Fülle von Pontis Palette verdeutlichen, und die sowohl in früheren als auch in späteren Werken auftauchen.

smow: Wenn der Pirelli-Turm Gio Pontis berühmtestes architektonisches Werk ist, dann ist der Stuhl Superleggera sein berühmtestes Möbeldesign. Hatte Ponti selbst einen ganz persönlichen Favoriten unter seinen vielen Architektur- und Designprojekten?

Salvatore Licitra: Als Ponti in den 1970er Jahren schon ein älterer Mann war, hat er gesagt: "Ich bin bekannt für den Pirelli-Turm und den Superleggera-Stuhl, aber es muss bezeugt werden, dass es zwei andere Werke von mir gibt, die ebenso wichtig sind: die Kathedrale von Taranto und der "Stuhl mit kleinem Sitz"”. Beide Werke stammen aus den 1970er Jahren und bei beiden Werken spielen der Raum und die Leere, eine entscheidende Rolle. Die Kathedrale hat anstelle einer traditionellen Kuppel eine Art perforiertes Segel, Leere und Fülle fallen hier gewissermaßen zusammen, und der Stuhl wirkt mit seiner subtilen Struktur, die die Oberflächen von Sitz und Rückenlehne trägt, wie eine Zeichnung, auf der man sitzen kann.


Der Couchtisch mit der berühmten Gitterstruktur in der Villa Planchart

Einzigartig im typischen Pontianischen Stil, die Inneneinrichtung der Villa Planchart


smow: Im Jahre 1996 haben Sie das Gio Ponti Archiv ins Leben gerufen. Worum ging es Ihnen dabei?

Salvatore Licitra: Meine Idee war von Anfang an, nicht nur Zeugnisse und Materialien aus dem Atelier von Ponti zu kombinieren. Es sollte auch Material von Firmen, die mit ihm zusammengearbeitet haben, von Künstlern, die mit seinem Werk in Berührung gekommen sind, und von den Handwerkern, die für ihn Arbeiten ausgeführt haben, einfließen. Ziel war es ein Bild dieser sechzigjährigen Landschaft der italienischen Kunst zu komponieren, in der Ponti ein außergewöhnlicher Protagonist war.

smow: Zu den Beständen des Archivs gehören rund 100.000 Briefe von und an Ponti, die deutlich machen, wie weitreichend er vernetzt war. Ein Name, der im Buch ziemlich oft auftaucht, ist Le Corbusier, und das trotz der offensichtlichen Unterschiede in ihrem Werk. Wie war Pontis Beziehung zu Le Corbusier, hat er ihn bewundert?

Salvatore Licitra: Ponti schätzte Le Corbusier sehr, lud ihn zu Vorträgen ein und es gibt häufig Hinweise auf ihn, in denen von ihm als "Maestro" die Rede ist. Allerdings erzählte Ponti gern eine Anekdote in der Le Corbusier, von einem Studenten darauf angesprochen, dass ein Werk nicht den Kriterien des "Modulors" entspräche, antwortete: "Aber der "Modulor" ist mir egal." Das heißt, wenn es um die Strenge und Kohärenz und die auf der anderen Seite brillanten und intuitiven Visionen Le Corbusiers ging, zog Ponti letztere vor.

Der Leggera Stuhl wurde basierend auf Pontis Entwürfen von 1952 gefertigt. Cassina hat den Stuhl ins Programm genommen und produziert das Meisterstück heute


smow: Eine der Freuden dieses Buches sind die vielen relativ unbekannten Projekte, die es zu entdecken gibt und die, wenn man so will, zu weiteren Recherchen inspirieren. Gibt es weniger bekannte Ponti-Projekte, die Ihnen ganz besonders wertvoll erscheinen?

Salvatore Licitra: Es gibt nicht realisierte Werke, bei denen es sich aber um sehr interessante Projekten handelt, oder Werke, die unabhängig von ihrem Wert aus verschiedenen Gründen nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Als Beispiel fallen mir Pontis Arbeit in Padua mit dem Liviano und dem Palazzo Bo und die Villa Arata in Neapel ein.


Gio Ponti und sein Pirelli Turm

smow: Wenn man von Gio Ponti als Architekt/Designer/Autor zu Gio Ponti dem Menschen übergeht, fällt auf, dass er auf Fotos immer wie ein sehr umgänglicher, geselliger, wenn auch nachdenklicher, kontemplativer Mensch aussieht: Wie haben Sie Ihren Großvater als Person erlebt, wie würden Sie ihn als Person beschreiben?

Salvatore Licitra: Ponti war ein geborener Kommunikator... er war ein Verführer. Er verführte die Kunden, aber auch die Enkelkinder, indem er mit ihnen scherzte. Im Haus der Großeltern wurden Kinder nicht anders behandelt als Erwachsene, sie konnten die Erwachsenen gar nicht stören, die Erwachsenen fühlten sich einfach nicht gestört.

smow: Und als letzte Frage: Wenn wir ein Wörterbuch zusammenstellen würden, könnten Sie eine kurze Definition von "Pontianisch" liefern, lässt sich "Pontianisch" definieren?

Salvatore Licitra: Ich bin natürlich für die Etablierung dieses Adjektivs, weil es uns dazu drängt, einen Stil zu identifizieren. Und Ponti war immer und vor allem ein Meister des Stils.


Gio Ponti's Kombination aus hoher und dennoch leichter Stabilität und Simplizität: der 646 Leggera. Pontis einfacher Holzstuhl wurde nach dem italienischen Begriff für Leichtigkeit benannt


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