"Mimesis. Lebendiges Design" im Centre Pompidou-Metz
...2 Das gebogene Stahlrohr wurde hingegen zuvor von Charlotte Perriand befürwortet, die 1929 die Meinung vertrat, dass Holz als "pflanzliche Substanz, [... Charlotte Perriand, Wood or Metal?...
Als eine der einflussreichsten Innenarchitektinnen und Möbeldesignerinnen des 20. Jahrhunderts prägte Charlotte Perriand (1903-1999) die moderne Wohnkultur entscheidend mit – auch wenn ihr Beitrag lange im Schatten ihrer männlichen Kollegen stand und erst spät die Anerkennung fand, die er verdiente.
Perriands Ansatz als Innenarchitektin zeichnete sich durch den Einsatz modularer, vorgefertigter Strukturen aus, die sich an den Bedürfnissen und Bewegungsabläufen der Bewohner orientierten. Erklärtes Ziel war es damit eine Verbesserung der Wohnverhältnisse breiter Bevölkerungsschichten anzustoßen. Dieser sozial engagierte Ansatz stand in gewissem Kontrast zu Perriands Arbeiten als Möbeldesignerin, die damals wie heute einen luxuriösen, zeitgenössischen Einrichtungs- und Lebensstil verkörpern.
Ein wichtiger Teil von Perriands Laufbahn war die Zusammenarbeit mit Le Corbusier und Pierre Jeanneret. Ihr Einfluss auf Le Corbusier zeigt sich dabei vor allem in der Integration wärmerer, menschlicher Elemente in seine oft streng konzeptuellen Entwürfe. Damit rückt Perriand auch in die Nähe einer Eileen Gray, die Le Corbusier mit dem lebensnahen, persönlichen und poetischen Funktionalismus ihres Hauses E.1027 herausforderte und faszinierte.
Designerin Charlotte Perriand
Bereits 1927 sorgte die erst 24-jährige Perriand, die von 1921 bis 1925 an der Union Centrale des Arts Décoratifs in Paris Innenarchitektur studiert hatte, mit ihrer "Bar Sous le Toit" („Bar unter dem Dach“) für eine kleine Sensation. Die Bar aus vernickeltem Kupfer und eloxiertem Aluminium hatte sie für ihr eigenes Studio entworfen - nun wurde sie auf dem Salon d’Automne des Jahres ausgestellt und erregte großes Aufsehen.
Im Jahr 1927 begann auch Perriands zehnjährige Zusammenarbeit mit Le Corbusier und Pierre Jeanneret im Designstudio in der Rue de Sèvres 25, wo sie an allen Möbelentwürfen beteiligt war. Zwischen 1928 und 1929 entwickelte sie beispielsweise die ersten Stahlrohrmöbel für das Projekt "Équipement de l’habitation", die auf dem Salon d’Automne große Beachtung fanden.
Einer der bekanntesten Entwürfe ist sicher die Chaiselongue aus dem Jahr 1928. Laut Perriand-Biografin Laure Adler, trug der Patentantrag für die Liege die Namen ihrer Designer ursprünglich in der Reihenfolge ihres Anteils an der Entwicklung: zuerst Charlotte Perriand, dann Le Corbusier, dann Pierre Jeannerret. Le Corbusier setzte dann jedoch seinen Namen an die erste Stelle, zeitweise war Perriands Name sogar komplett aus der Autorenschaft verschwunden.
Obwohl Perriand das Atelier von Le Corbusier und Jeanneret 1937 verließ (dies hatte unter anderem politische Gründe), blieb sie mit ihnen für einzelne Projekte in Verbindung, wie die Inneneinrichtung einschließlich der Küche der Unité d’Habitation in Marseille, die zwischen 1947 und 1950 entstand.
Das Designtrio Charlotte Perriand, Le Corbusier und Pierre Jeanneret
Charlotte Perriand 1991, Foto Robert Doisneau, CC0, via Wikimedia Commons
1940 gründet Charlotte Perriand zusammen mit Jean Prouvé und Georges Blanchon ein Architekturbüro für Fertighäuser aus Aluminium. Nach dem Krieg lag der Fokus besonders auf der Entwicklung von effizienten und schnell zu errichtenden Bauten angesichts der Wohnungsnot.
Zwischen 1940 und 1946 lebte Perriand in Japan und Indochina, hielt Vorträge für japanische Industrielle, arbeitete als Beraterin für Kunst und Kunsthandwerk und realisierte Ausstellungen und Aufträge. Diese Aufenthalte hatten einen nachhaltigen und wechselseitigen Einfluss. Perriand lernte traditionelle japanische Handwerkstechniken kennen und hatte ihrerseits großen Einfluss auf die Entwicklung des japanischen Designs. Insbesondere entdeckte sie die Verwendung von Bambus für Möbel und integrierte das Material in ihre eigenen Entwürfe.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet Perriand an zahlreichen Projekten für private und öffentliche Auftraggeber, darunter die bereits erwähnte Inneneinrichtung der Unité d’Habitation in Marseille (1947-1950), Büros für Air France und Konferenzräume für die Vereinten Nationen in Genf (1959-1970). Von 1946 bis 1949 war sie auch an der Einrichtung von Ferienhäusern in Méribel-les-Allues beteiligt und arbeitete an anderen Projekten mit Le Corbusier, Pierre Jeanneret, Georges Blanchon und Jean Prouvé zusammen.
Ein weiteres wichtiges Projekt dieser Zeit war der brasilianische Pavillon für die Weltausstellung 1958-1959: Die Zusammenarbeit mit Le Corbusier, der ihr detaillierte Anweisungen gab und ihren Einfluss beschränkte, verlief jedoch nicht ohne Konflikte. Von ihren Entwürfen fand schließlich nur ein Hocker Eingang in die endgültige Gestaltung. Bei der Einweihung des Pavillons 1959 war Perriand nicht anwesend.
Seit den 1960er Jahren engagierte sich Perriand für den sozialen Wohnungsbau. Neben Studentenwohnungen in Paris entwarf sie gemeinsam mit Jean Prouvé die Ski- und Hotelanlage Les Arcs in den französischen Alpen, dessen modulare Struktur sich perfekt in die Landschaft einfügt.
Ende der 1970er Jahre betreute Perriand die Wiederauflage der LC Möbel durch Cassina, die bis heute viele Entwürfe von Charlotte Perriand, Le Corbusier und Pierre Jeanneret produzieren. Cassina arbeitet eng mit den Nachfahren der drei Designer - unter anderem mit Perriands Tochter Pernette - zusammen und entschied sich Anfang der 2020er Jahre zur Rückkehr zu den französischen Originalnamen der Kollektion.
...2 Das gebogene Stahlrohr wurde hingegen zuvor von Charlotte Perriand befürwortet, die 1929 die Meinung vertrat, dass Holz als "pflanzliche Substanz, [... Charlotte Perriand, Wood or Metal?...
...Februar im Musée d'Art Moderne de Saint Etienne Métropole eine Ausstellung zu einer anderen Grand Dame der französischen Moderne eröffnet - Charlotte Perriand... Im Gegensatz zu der umfassenden Eileen Gray Ausstellung jedoch, konzentriert sich "Charlotte Perriand et le Japon" auf eine Periode in Charlotte Perriands Biografie...
...Die Pariser Galerie Downtown François Laffanour verspricht einige interessante Arbeiten von Le Corbusier, Charlotte Perriand und Ron Arad; die Priveekollektie Contemporary Art | Design zeigt u...
...Nicht zuletzt ist Charlotte Perriand für die Umsetzung der modernen Möbelideen von Le Corbusier verantwortlich und hat somit die Tradition von minimalem gebogenem verchromten Stahl und Ledermöbeln mitbegründet... Die bekanntesten Werke ihrer Zusammenarbeit sind die von Cassina produzierten LC4 Chaiselongue, LC2 Sessel und der LC7 Drehstuhl welche Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand ehemals für ihr "Maison la Roche" in Paris kreiert haben...