Die Ausstellung “Der ungesehene Designklassiker” im Deutschen Stuhlbaumuseum, Rabenau, präsentierte eine Einführung, bzw. Wiedereinführung, des Stuhls EW 1192 von Horst Heyder, ein Stuhl, der aller Wahrscheinlichkeit nach der am weitesten verbreitete Stuhl in der DDR war. Damit handelt es sich um einen Stuhl, den man eigentlich nicht erneut vorstellen müsste. Die Entwicklung nach 1989 haben aber dafür gesorgt, dass er gänzlich in Vergessenheit geraten ist. Neben dieser Einführung präsentierte die Ausstellung auch ein zeitgenössisches Re-Design des EW 1192, das vom Leipziger Designers Jacob Strobel stammt.
Ein Re-Design, das die Frage aufwirft: Darf man ein Werk wie den EW 1192 überhaupt neu gestalten?
Als wir im Deutschen Stuhlbaumuseum standen und dieses zeitgenössische Re-Design betrachteten, kam uns der Gedanke, dass es nur eine Person gibt, die in der Lage ist, diese Frage gut zu beantworten, eine Person, die bereits viel detaillierter darüber nachgedacht hat als wir.
Also haben wir Jacob Strobel gefragt: Kann man ein Werk wie den EW 1192 umgestalten?
Stellen Sie sich vor, Sie wären einer der am meisten verkauften und am meisten genutzten Stühle im Land, aber in der Designgeschichte hätte man Sie vergessen
Stellen Sie sich vor, Sie wären ein lehrreiches Stuhldesign in Bezug auf Praxis, Handwerk und Industrie des Möbeldesigns, sie wären an vielen Orten im Einsatz, aber niemand hätte Sie gesehen. Niemand würde Ihren Namen kennen, aber jede würde sich einfach auf Sie setzen.
Stellen Sie sich vor, Sie wären der EW 1192 von Horst Heyder.
Mit „Der ungesehene Designklassiker“ ermöglicht das Deutsche Stuhlbaumuseum in Rabenau den Besuchern nicht nur, sich genau das vorzustellen. Die Ausstellung trägt auch ihren Teil dazu bei, etwas an dieser unglücklichen Situation zu verbessern.
“Retrotopia. Design for Socialist Spaces” im Kunstgewerbemuseum, Berlin
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die meisten Menschen in Westeuropa immer noch eine sehr stereotype, verzerrte, wenn nicht gar voreingenommene Sicht auf das osteuropäische Design des späten 20.Jahrhunderts haben.
Mit “Retrotopia. Design for Socialist Spaces” liefert das Kunstgewerbemuseum Berlin in Zusammenarbeit mit zahlreichen Museen und Institutionen aus ganz Osteuropa eine Einführung in die Architektur und das Design der Nachkriegszeit aus Kroatien, der Tschechischen Republik, Ostdeutschland, Estland, Ungarn, Litauen, Polen, der Slowakei, Slowenien und der Ukraine und lädt so dazu ein, sich einer fundierten Position anzunähern.
William Shakespeare, inklusive (geschmackloser aber notwendiger) Erweiterung:
Ich war getrennt von Dir im Frühling auch,
Als der April im farbenbunten Drang
Die Welt belebt mit den folgenden Architektur- und Designausstellungen…
William Shakespeare, Sonnet 98
Das Bauhaus Dessau wurde offiziell am 4. Dezember 1926 eröffnet. Um jetzt den 90. Geburtstag der Institution zu feiern, wird am 4. Dezember der Grundstein für das neue Bauhaus Museum Dessau gelegt – nur einen Monat nach dem Grundstein für das neue Bauhaus Museum Weimar. Beide Museen werden im Rahmen der Vorbereitungen des kommenden hundertsten Jahrestages der Bauhausgründung 1919 gebaut.
Wie wir finden ein passender Moment um darüber nachzudenken, wie das Bauhaus rezipiert wurde – oder zumindest, wie das Bauhaus in seinen frühen Jahren, in der neuen alten ostdeutschen Heimat rezipiert wurde.1