smow Designblog


Seit 1823 gehen die Kölner am Montag vor Aschermittwoch auf die Straße, um die beginnende Fastenzeit mit einem letzten Tag (und einer letzten Nacht) irdischer, weltlicher Feierlichkeiten einzuleiten, bevor sie sich mit Leib und Seele der Enthaltung verschreiben. Höhepunkt ist der Rosenmontagszug durch die Altstadt Veedel am linken Stadtufer.

Seit seinen bescheidenen Anfängen ist der „Zoch“ zum größten Rosenmontagszug in Deutschland und länger als seine Route geworden. Die ersten Teilnehmer sind schon am Ziel, bevor die letzten überhaupt losgegangen sind. Wir würden das als Planungsproblem bezeichnen. Für Köln ist es wie so oft ein Solözismus, der wie ein Ehrenabzeichen getragen wird. Der Rosenmontagszug 2019 steht unter dem Motto „Uns Sproch es Heimat“ („Unsere Sprache ist Heimat“). Ein Motto, das zum einen alle Kölsch-Muttersprachler ermutigen soll mit Stolz ihren Dialekt zu sprechen, und zum anderen alle anderen anregen soll Kölsch zu lernen und eine neue Kölsche Heimat zu entdecken.

Um dem Charakter der Stadt näher zu kommen, muss man sich allerdings nicht unbedingt mit dem Dialekt herumquälen, Kostüme anziehen und ein unfreiwilliges Lächeln aufsetzen; stattdessen kann man die Wagen und Tanztruppen des Rosenmontagszuges auch ignorieren und die Architektur entlang der Strecke unter die Lupe nehmen.

Kölle A(rchitketur)laaf. Ein architektonischer Karneval


5 New Architecture & Design Exhibitions for March 2019

„Hüte dich vor den Iden des März“ soll der Wahrsager Spurinna Julius Caesar angeblich gewarnt haben und wahrscheinlich bedauert dieser


Auch wenn es uns einige glauben machen wollen – das Bauhaus erschien nicht eines Morgens aus dem Nebel des Ilm-Tals, sondern ist trotz seiner anhaltenden Anziehungskraft nur eine Station auf einem langen, breiten und internationalen Weg. Dieser Weg nahm lange bevor Walter Gropius und seine fröhlichen Kollegen nach Weimar kamen seinen Anfang und setzt sich bis heute fort.

Mit der Ausstellung „Von Arts and Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit!“ will das Bröhan Museum Berlin diesen Weg hin zum Bauhaus nachvollziehen und dann kurz auf das Bauhaus eingehen.

From Arts and Crafts to the Bauhaus. Art and Design - A New Unity @ The Bröhan Museum Berlin


Treue Leser wissen, dass wir uns häufig über die Monotonie und Homogenität auf Möbelmessen beklagen. Dieselbe Beobachtung machte aber auch jemand anderes. In seinem 2015 erschienenen Buch „Swedish Design: An Ethnography“ beschreibt der Anthropologe Keith M. Murphy einen Besuch der Stockholm Furniture Fair sinngemäß mit den Worten: „Das Problem war, dass sich Vieles so sehr ähnelte und ich habe mich in der Ausstellung nur schwer zurechtgefunden.“ Später fügt er hinzu: „Es werden nicht verschiedene Arten von Objekten gezeigt, sondern viele Objekte derselben Art.“2006 wie 2019. Interessanterweise bemerkt er weiterhin, man könne sich dem Eindruck nicht entziehen, Schweden stehe unter einer Tyrannei einfacher Formen und kräftiger Farben. Heutzutage sind es wahrscheinlich eher Pastelltöne, aber naja …

Das passiert nicht nur in Stockholm, sondern überall, wo sich die Möbelindustrie versammelt. Natürlich gibt es dafür diverse Gründe, die hier den Rahmen sprengen würden. Die Konsequenz ist jedenfalls, dass es auf jeder Möbelmesse zwar viele ansprechende Objekte gibt, sich diese aber wiederholen, stets die gleiche Sprache sprechen und so schnell langweilig werden. Trotzdem gibt es auch Produkte, die etwas Interessantes zu sagen haben und das auch noch intelligent, eloquent und ansprechend. Möglicherweise haben wir einige Schätze verpasst oder nicht verstanden, aber hier kommen unsere High 5 der Stockholm Furniture Fair.

Stockholm Furniture Fair 2019: High Five!!


Dem US-Gonzo-Journalisten Hunter S. Thompson zufolge „braucht das menschliche Tier einen guten Grund, um an einem erbärmlichen Morgen im Februar aufzustehen.“ 1

Wir möchten demütigst einige Vorschläge unterbreiten: unsere fünf Tipps zu Architektur- und Designausstellungen im Februar 2019.

5 New Architecture & Design Exhibitions for February 2019


Frankfurts damaliger Bürgermeister Ludwig Landmann schrieb 1926, eine neue Generation, ein neues Zeitalter, müsse Formen und Haltungen für ihre innere und äußere Welt entwickeln, die ihrem Wunsch nach Wohlbefinden und ihren Idealen entsprechen.1

Die Ausstellung „Moderne am Main 1919-1933“ im Museum Angewandte Kunst Frankfurt zeigt diese Entwicklungen in Frankfurt und Umgebung und beleuchtet besonders den Beitrag, den die Region zum Verständnis von Architektur und Design zwischen den Kriegen geleistet hat und das Erbe davon.

Moderne am Main 1919-1933 @ Museum Angewandte Kunst Frankfurt


Laut den in der Stadt großflächig verteilten Plakaten wollte die IMM Cologne 2019, „1000 Einrichtungsideen für Ihr Zuhause“ präsentieren. Das mag so gewesen sein. Wir haben aber nicht nachgezählt, denn welche Bedeutung hat diese Zahl, wenn die eigentlichen Ideen nicht sinnvoll, logisch und vertretbar sind? Jedenfalls können wir nicht bestätigen, dass es 1000 Ideen gab. Klar ist, dass die Grundidee der IMM Cologne 2019 „Konsolidierung“ war, das heißt die Präsentation bekannter Linien in verschiedenen Farben, Materialien, Höhen, Breiten, etc..

Das ist natürlich ein Kommentar, den wir immer öfter zu Möbelmessen abgeben, und wahrscheinlich wird dieser Eindruck am Ende auch dazu führen, dass wir nicht mehr teilnehmen. Wie immer wollen wir uns nicht beschweren. Es sollte aber nicht immer alles neu, neu, neu sein müssen – schließlich geht es um Möbel und nicht um Mode.

Allerdings gab es auf der IMM Cologne einige sehr intelligente, sinnvolle, logische und absolut gerechtfertigte Konsolidierungen. Trotz allem muss es auch Neues geben, denn einerseits entwickeln sich Technologie und Materialien immer wieder neu und Möbeldesigner, genauer gesagt die Designmöbelindustrie, ist verpflichtet, auf diese Veränderungen zu reagieren. Andererseits verändert sich auch die Gesellschaft immer wieder und so auch die Anforderungen, die wir an unsere Möbel stellen, sei es in funktionaler, ästhetischer oder ökologischer Hinsicht. Auf neue Realitäten zu reagieren, Konventionen herauszufordern, Lösungen zu präsentieren, ist die Grundlage dessen, was die Designmöbelindustrie und Möbeldesigner ausmacht, ihre Zukunft kann nur dort liegen.

In diesem Sinne und wie immer mit dem Hinweis, dass uns einiges entgangen sein mag, unsere High Five der IMM Cologne 2019.IMM Cologne 2019: High Five!!


„Die Tätigkeit des Architekten ist eine Tätigkeit der Organisation. Das Wohnhaus ist die realisierte Organisation unserer Lebensgewohnheiten“1, so die österreichische Architektin Margarete Lihotzky im Jahr 1921.

Im Verlauf ihrer langen, vielseitigen Karriere demonstrierte sie wiederholt, was sie darunter verstand – am berühmtesten, wenn auch sehr knapp, mit einem Küchendesign.

Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) (Photo Werner Faymann, source https://commons.wikimedia.org)


Die französische Designerin Ionna Vautrin erreichte mit ihrer Binic Leuchte für den italienischen Hersteller Foscarini erstmals ein breites, internationales Publikum. Binic gehört zu den glorreichen, freudigen Momenten in der Geschichte des Lichtdesigns – ein charakterstarkes, aber doch von Eitelkeit freies Werk, universell einsetzbar und doch individuell.

Ionna Vautrin ist jedoch mehr als Binic: Schon vorher hatte die Designerin eine abwechslungsreiche, internationale Karriere, arbeitete mit vielen Designstudios zusammen und sammelte Erfahrungen in verschiedenen Designbereichen.

Um mehr über die Designerin zu erfahren, trafen wir uns mit Ionna Vautrin in Paris.

Ionna Vautrin


Nicht nur unter Menschen, auch in der gesamten Tierwelt geht es beim Essen nicht nur um die Nahrungsaufnahme, sondern seit Urzeiten vor allem auch um soziale Kontakte und Bindungen. Man könnte also über die spirituellen Aspekte der Ernährung eben so viel sagen wie über die körperlichen. Doch während Tiere im Allgemeinen dort speisen, wo sie Nahrung finden, haben wir Menschen spezielle Räume als Tempel für die unzähligen Rituale, Dramaturgien und Codes menschlicher Esskultur entwickelt: Dazu gehören das Faulenzen und die Ruhe der alten Griechen oder das ausgelassene elisabethanische Bankett genauso wie die freizügigen „salles privées“ im Paris des Zweiten Kaiserreichs oder eben unsere eigenen privaten, häuslichen Arrangements. Esstische, Stühle und Bänke werden so nicht nur zu Chronisten des individuellen Schicksals und gesellschaftlicher Konventionen, sondern reflektieren auch unser persönliches Verständnis von Esszimmern.

Im Rahmen der Passagen 2019 in Köln präsentiert smow Köln zeitgenössische Ansätze der deutschen Hersteller ASCO und KFF zum Thema „Dining Room“.

AXIS 3 von ASCO und Gaia von Monica Armani für KFF, gesehen @ Dining Room mit ASCO und KFF, smow Köln, Passagen Köln 2019


Die Ursache, warum die meisten von uns den Großteil ihrer Neujahrsvorsätze nicht einhalten, liegt vor allem darin, dass wir entweder beschließen Dinge aufzugeben, die uns Spaß machen, oder beschließen Dinge zu tun, die uns keinen Spaß machen. Klüger wäre es da wohl, einfach mehr von dem zu tun, was einem Spaß macht, und sich so nicht nur ein erreichbares Ziel zu setzen, sondern auch ein Ziel, das einem (so es erfüllt wird) spirituell, intellektuell, emotional und physisch Gewinn bringt. In diesem Sinne versprechen wir alle im Jahr 2019 mehr Architektur- und Designausstellungen zu besuchen als im Vorjahr. Einverstanden?

Unsere 5 Ausstellungstipps für Januar 2019 sind in Frankfurt, Malmö, New York, Berlin und Stuttgart zu finden …

5 New Architecture & Design Exhibitions for January 2019


Genau wie immer populärer werdende Coworking-Konzepte Arbeit und Arbeitsplätze verändern, verändert das beliebter werdende Zusammenwohnen das Verständnis von Wohnraum. Die Ausstellung „Together! Die neue Architektur der Gemeinschaft“ im Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig rückt das gegenwärtige gemeinschaftliche Wohnen in den Fokus. 

Poolhaus Vienna, as seen at Together. The new architecture of the collective the Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig


Es kommt nur selten vor, dass der Fokus einer Ausstellung nicht auf dem zentralsten, größten und am aufwendigsten inszenierten Objekt einer Ausstellung liegt, sondern stattdessen auf der Art und Weise wie der Besucher durch die Ausstellung geführt wird.

Man kann das ignorieren – sollte es aber nicht.

Dieser seltene Fall trifft jedoch auf die neue Ausstellung „Inside Out – Einsichten der Möbelkunst“ des Kunstgewerbemuseums Berlin zu.

Inside Out. Understanding the art of furniture making at the Kunstgewerbemuseum Berlin


2016 veranstaltete Vitra mit einer eigenen Halle auf der Orgatec Köln gewissermaßen eine eigene Messe und teilte Raum und Ideen zur Zukunft der Arbeit mit vielen geladenen Gästen, Freunden und Familie. Das Konzept Work war offenbar erfolgreich, denn auf der Orgatec Köln 2018 wurde es erneut genutzt.

Vitra - Work, Orgatec Cologne 2018


Am 10. Dezember 1869 verzichtete die Gebrüder Thonet freiwillig auf ihr Privileg der „Anfertigung von Sesseln und Tischfüßen aus gebogenem Holz, dessen Biegung durch Einwirkung von Wasserdämpfen oder siedenden Flüssigkeiten geschieht“. Damit beendeten sie  nicht nur ein dreizehnjähriges Monopol – im Verlauf dieser Zeit war Thonet zu einer fest etablierten Weltmarke geworden, sondern auch eine Erfolgsgeschichte, die die Bedeutung des Patentschutzes in der Möbelindustrie unterstreicht.

Biegen oder Brechen. Michael Thonet (1796 - 1871)


Pünktlich zum Novemberanfang präsentieren wir euch fünf neue Architektur- und Designausstellungen. Mit dabei: Ditzel, von Borries, Japan, Lettland und Duchamp.

5 New Architecture & Design Exhibitions for November 2018


Wie viele Geschichten kann eine Stadt erzählen? Es gibt die öffentlichen, kollektiven, kommunalen Geschichten, die von ihren Gebäuden, ihren Bewohnern, ihren Industrien, von der Entwicklung ihrer kulturellen Institutionen und von den Aktionen berühmt-berüchtigter Bürger erzählt werden; aber es gibt auch die unzähligen privaten, individuellen Geschichten, die skurrilen, die entsetzlichen, die romantischen, die komischen, die tragischen, die unwahrscheinlichen und natürlich die geheimen, die man sich nur zuraunt. Auf die Gefahr hin, wie eine Stadtmarketing-Plattform zu klingen: Eine Stadt ist die Summe ihrer Geschichten, und dabei immer im Fluss.

Für „Waidblicke #3“ lud smow Köln ausgewählte Architekten, Architekturstudenten, Fotografen und Designer ein, um über die Kölner Stadtgeschichte(n) zu reflektieren.

The Cologne City Wall as imagined by Corporate Architecture students from Cologne Institute of Architectural Design (CIAD), as seen at Waidblicke #3: Stadtgeschichte(n), smow Köln


Es gab einmal eine Zeit, da wurde fast alles vor Ort produziert. Jede Gemeinschaft hatte ihr Netzwerk von Produzenten, die gleichzeitig auch Wissen über Prozesse, Materialien, lokale Gegebenheiten usw. anhäuften. Seit einiger Zeit ist die Produktion jedoch abseits gelegen. Waren werden in anonymen Fabriken produziert, über Kontinente und durch zahllose Zwischenstationen transportiert. Damit ist nicht nur die Verbindung zwischen Produzent und Kunde unterbrochen, immer weniger Menschen verstehen zudem nicht mehr, wie Dinge produziert werden. Aber ließe sich trotz kultureller, sozialer und ökologischer Erkenntnisse ein Weg in Richtung Rückkehr zur lokalen Produktion finden? Mit der Ausstellung „New Urban Production“ erkundet die Halle 14 in Leipzig zukünftige Möglichkeiten.

Cow&Co by Ottonie von Roeder Anastasia Eggers, as seen at New Urban Production, Halle 14, Leipzig


Qu’est-ce que le design?

Was ist Design?

Die Frage ist so alt wie der Begriff selbst und gibt es darauf überhaupt eine Antwort? Auf der Suche danach fragte das Musée des Arts Décoratifs Paris Charles Eames, Verner Panton, Roger Tallon, Joe Colombo und Fritz Eichler.

Verner Panton @ Qu'est-ce que le design? Musée des Arts Décoratifs Paris (Foto Pierre Jahan © und mit freundlicher Genehmigung Musée des Arts Décoratifs Paris)


Sollte sich Jean-Claude Juncker durchsetzen, könnten die Uhren Europas im Oktober 2018 zum letzten Mal eine Stunde zurückgedreht werden. Damit würde auch eine lange Tradition der Lokalzeitungen enden. Die veröffentlichen nämlich halbjährlich Artikel, die die kuriosen Geschichten und Legenden der Uhren in ihrer Stadt dokumentieren. Geschichten aus dem Schwarzwald über die größten und kleinsten Kuckucksuhren und Fotos von Uhrmachern, die von den über 350 Uhren umgeben sind, die sie zurücksetzen müssen.

Wir werden sie vermissen.

Das ganze bedeutet auch, dass einem am letzten Sonntag im Oktober nicht mehr diese zusätzliche Stunde für einen besonders gemütlichen Besuch einer Architektur- und/oder Designausstellung gewährt wird. Nutzen Sie also die Gelegenheit, solange Sie noch können … Unsere fünf Empfehlungen für eine optimale Verwendung dieser Überstunde im Oktober 2018 finden Sie in Hamburg, Weil am Rhein, Zürich, Paris und Helsinki.

5 New Architecture & Design Exhibitions for October 2018


Systeme bringen Ordnung ins Chaos, ermöglichen das Verständnis von Beziehungen und Standardisierung. Und sie bedürfen eines sorgfältig durchdachten, gut gestalteten und konstruierten Verbindungselements. 1939 entwickelte der deutsche Architekt Konrad Wachsmann ein Verbindungselement aus Metall, das später zum zentralen Bestandteil des von Wachsmann in Zusammenarbeit mit Walter Gropius entwickelten General Panel Fertigbausystems wurde. Im Jahr 2018 hat sich das Bauhaus-Labor mit eben diesem Metallverbindungselement, dem sogenannten Universalknoten, mit Konrad Wachsmann und mit standardisierten, vorgefertigten Bausystemen auseinandergesetzt. Die Ergebnisse dieser Überlegungen wurden in einem eintägigen Symposium diskutiert und sind in der Ausstellung „Die Kunst des Fügens. Entwurf einer universellen Verbindung“ in der Stiftung Bauhaus Dessau zu sehen.

Bauhaus Lab 2018. The Art of Joining: Designing the Universal Connector, Stiftung Bauhaus Dessau


„Welchen Fehler braucht ein System?“ fragt die Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle in ihrer Jahresausstellung 2018.

Und mit dieser Frage sollte gleichsam die Bedeutung von Versuch und Irrtum, die Bedeutung der Poesie, der Unvollkommenheiten, des Unkorrekten, des Unbeabsichtigten, des Zufälligen und des Geplanten – letztlich aber Erfolglosen hervorgehoben werden. Schließlich benötigt jedes sonst gut organisierte, professionelle und zielgerichtete System einen „Belästigungsfaktor“, eine Quelle der Unvollkommenheit, des Chaos‘, des Widerstands, des Experimentierens – eine Verirrung, um es frisch, aufregend, relevant und vital zu halten.

Kunsthochschule Burg Giebichenstein, Halle


Wer an die Schweiz denkt, der denkt an Schweizer Uhrwerk, Schweizer Eisenbahnen, Schweizer Schokolade, Schweizer Präzision. Umso erstaunlicher ist es, dass Dada seinen europäischen Ursprung in der Schweiz hat – und dann auch noch ausgerechnet im legendären Cabaret Voltaire in Zürich. Es blieb aber die Frage, ob sich die Absolventen der Zürcher Hochschule der Künste 2018 immer noch als anarchistisch, konfrontativ, temperamentvoll und revolutionär in ihrer Kreativität erweisen würden?

Zürcher Hochschule der Künste, Toni-Areal, Zürich.


Die Germanische Überlieferung „Ein guter Septemberregen kommt nie ungelegen“ gilt dieses Jahr mehr denn je – übrigens auch für gute Architektur- und Designausstellungen.

Solange wir uns alle noch erinnern können, was Regen ist, bleiben wir bei den Regenmetaphern: Der September 2018 hält eine ganze Welle an neuen Ausstellungen bereit. Nach der Dürre im Juli mit mageren vier Architektur- und Designausstellungen haben wir ein anhaltendes Defizit in unserer jährlichen Quote zu verzeichnen, doch dank der aktuellen Überschwemmung können wir im September sechs Empfehlungen aussprechen.

Also schnappt euch euren Regenschirm und los geht’s – nach Kolding, München, London, Herford, Moskau und Weil am Rhein.

 

5 new Architecture & Design Exhibitions September 2018


Während Frankfurt für sich beanspruchen kann der Geburtsort des deutschen Dichters, Dramatikers, Wissenschaftlers, Staatsmannes usw. Johann Wolfgang von Goethe zu sein, war das Nahe gelegene Offenbach nicht nur der Geburtsort seiner fast verheirateten und langjährigen Geliebten Lili Schönemann, sondern es war auch die damalige, relative Ruhe von Offenbach, in der sich Goethes Liebe zu Lili entwickelte und wuchs; „Lili war die erste Person, die ich zutiefst liebte, und vielleicht war sie die letzte“. Das habe, so wird berichtet, der achtzigjährige Goethe einem Freund anvertraut.

Hätte eine solche Liebe dem Besuch des Rundgangs 2018 an der Hochschule für Gestaltung standgehalten? Würden wir uns unserer eigenen Lili noch immer so verbunden fühlen?

Rundgang 2018, Hochschule für Gestaltung Offenbach