Category: Designer


Im Rahmen der Sanierung der historischen Falkenhütte in den Alpen wurde das Münchner StudioFaubel beauftragt, eine formal passende, zeitgemäße Lichtlösung zu entwickeln. Während der Munich Creative Business Week 2018 präsentierte das Alpenmuseum München mit „Gentiana Alba – Tradition und Design“ nicht nur das Ergebnis dieses Auftrags, sondern gewährte auch einen Einblick in den Entwicklungsprozess.

Gentiana Alba by StudioFaubel, as seen at Tradition und Design, Alpines Museum Munich

Mit der Ausstellung „Hans J. Wegner: Designing Danish Modern“ erforscht das Vitra Design Museum Schaudepot das Werk eines der Grand Doyens und wohl eines der am meisten missverstandenen Protagonisten des dänischen Designs des 20. Jahrhunderts.

Hans J. Wegner: Designing Danish Modern, Vitra Design Museum Schaudepot

Offenbar weil Ostern in diesem Jahr sehr früh stattfindet, eröffnet so ziemlich jedes Museum eine große Ausstellung im März 2018 – in Vorbereitung der inoffiziellen Tourismussaison, die im April beginnt. Diese Situation versetzt uns in die beängstigende Lage, dass wir im Grunde 5 unserer Top-5-Listen schreiben könnten, und selbst dann wären noch Ausstellungen übrig. Auch wenn es uns schwer fiel, haben wir uns die gewohnte Beschränkung auferlegt: Hier unsere 5 neuen Architektur- und Designausstellungen im März 2018…

5 New Architecture & Design Exhibitions for March 2018

Es ist wahrscheinlich zutreffend zu sagen, dass uns kein Objekt auf der IMM Cologne 2018 so verwundert hat wie der neue Stuhl 118 von Sebastian Herkner für Thonet. Nicht in einem schlechten Sinne, er hat uns einfach durcheinander gebracht. Schon klar – wer lässt sich schon von einem Stuhl durcheinander bringen. Uns passiert das aber regelmäßig, deshalb leben wir ja in diesem Chaos.

118 by Sebastian Herkner for Thonet, as seen at IMM Cologne 2018

Dem englischen Dramatiker und Komponisten Noël Coward wird nachgesagt, er habe einmal die Meinung geäußert, „dass ein perfekter Martini gemacht werden sollte, indem man ein Glas mit Gin füllt und es dann in die ungefähre Richtung Italiens schwenkt.“ Wir können nicht sagen, ob StudioFaubel aus München bei der Entwicklung ihres „Martini“ Sessels für die Müller Möbelfabrikation auf den Rat des großen Erzählers zurückgegriffen haben. Das Resultat ist aber ebenso zufriedenstellend…

 

Martini Sessel by StudioFaubel for Müller Möbelfabrikation, as seen at IMM Cologne 2018

Im Text „Die Kunst des Krieges“ des chinesischen Militärstrategen Sun Tzu heißt es:

 

Es gibt Straßen, die man nicht gehen soll.

Es gibt Armeen, die man nicht angreifen soll.

Es gibt Städte, die man nicht einnehmen soll.

Es gibt Gebiete, um die man nicht kämpfen soll.

Es gibt Befehle, die man nicht befolgen soll.

 

Wäre Sun Tzus Metier nicht die Kriegskunst, sondern Möbelmessen gewesen, hätte er mit Sicherheit hinzugefügt: Es gibt Objekte, die man nicht produzieren soll.

Die IMM Cologne 2018 ist voll mit solchen Produkten. Das ist nicht der Fehler der IMM; vielmehr ist das Problem in einer Industrie angesiedelt, die Utensilien für den menschlichen Bedarf liefert, Objekte die uns Tag und Nacht umgeben, unsere Abläufe, Sorgen, Triumphe und unsere zeitlich begrenzte Existenz begleiten. Nur tun sie das leider allzu oft nicht mit dem Ziel unsere direkte Umgebung zu verbessern, sei es in ästhetischer, funktionaler oder moralischer Hinsicht, sondern mit dem Ziel, Profit zu generieren. Das unausweichliche Resultat sind zahllose Marken, die alle verzweifelt versuchen unter Beweis zu stellen, dass sie genau das gleiche wie alle anderen machen können, dass sie alle in der Lage sind zu machen, was der Markt angeblich von ihnen verlangt. Und das obwohl uns George Nelson gelehrt hat: produziert nicht für einen vermeintlichen Markt, produziert für euch selbst. Eure Kunden werden euch finden. Und alle anderen sind nicht eure Kunden.

Wie gesagt, es ist nicht der Fehler der IMM. Die IMM ist eine der größten Plattformen der Möbelindustrie weltweit, und so sind die Besucher zwangsläufig mit einer sehr konzentrierten Menge an Unnötigem und Ungehörigem konfrontiert. Allerdings ist die Messe kein gänzlich seelenloses Potpourri aus faulen Appropriationen, es gibt auch Arbeiten, die demonstrieren woran uns Sun Tzu erinnert, und ganz egal was wir auch denken mögen, „Zorn kann sich Leidenschaft verwandeln“. Wie immer nehmen wir nicht für uns in Anspruch alles gesehen zu haben. Mit Sicherheit sind uns einige Schmuckstücke entgangen, oder es gibt wieder andere Projekte, die rückblickend einen Platz in unserer Liste verdient hätten, über die wir uns aber immer noch eine Meinung bilden müssen. Damit im Hinterkopf und in besonderer Reihenfolge – unser IMM Cologne 2018 High Five!

IMM Cologne 2018 High 5

Die Besucher des Grassimuseums für Angewandte Kunst Leipzig können sich seit langem auf der Vitra Bench von Jasper Morrison ausruhen, einem großzügig über den gesamten Museumskomplex verteilten Objekt. Mit der Ausstellung „Thingness“ bietet das Grassimuseum für Angewandte Kunst Leipzig dem Besucher einen tieferen Einblick in Jasper Morrisons Schaffen und kreative Prozesse.

Jasper Morrison - Thingness @ Grassi Museum for Applied Arts Leipzig

Mit seinen beiden Gesichtern blickt der römische Gott Janus gleichzeitig nach vorne und zurück und steht so in ständiger Wachsamkeit über Übergänge, den Lauf der Zeit, den Beginn, das Ende. Die Verbindung zum Monat Januar ist leicht hergestellt, zu jenem Monat des Jahres, in dem wir immer gleichermaßen reflektieren und hoffen. Komplexer ist es, eine Verbindung zu einer gut ausgearbeiteten Architektur- und Designausstellung herzustellen, die mühelos die Reflexionen der Vergangenheit mit Vorschlägen, Visionen und Aufregung in Hinblick auf die Zukunft verbindet. Nichts ist so existent, wie es isoliert ist. Und alles erfordert einen Übergang.

Unsere fünf Ausstellungstipps für den Januar 2018 finden Sie in San Francisco, Brüssel, Basel, Mailand und Köln.

 

5 New Architecture & Design Exhibitions for January 2018

Die ersten Metaphern mögen tierischen Ursprungs gewesen sein, aber Materialien sind zweifellos genauso vielseitig einsetzbar. Und nur wenige sind so anpassungsfähig wie Glas. Die Glasdecke als undurchdringliche, aber unsichtbare Grenze. Das Herz aus Glas als Zustand extremer emotionaler Schwäche. Doch es ist trotzdem so, dass die meisten Menschen, wenn sie Glas als Metapher benutzen, bereits hier eine Metapher verwenden, nämlich die Metapher, dass Glas für Transparenz steht. Mit der Ausstellung „Welt aus Glas. Transparentes Design“ abstrahiert das Wilhelm Wagenfeld Haus Bremen diese Metapher, um den Zusammenhang zwischen Transparenz in Design und Architektur und Transparenz in der Gesellschaft zu erforschen.

Welt aus Glas. Transparentes Design at the Wilhelm Wagenfeld Haus Bremen

Wie jeder weiß, benötigt ein Echo eine Oberfläche, die es zurückwerfen kann. Ansonsten wird daraus ein Ruf ins Leere. Bei der Ausstellung „Echoes – 100 Years in Finnish Design and Architecture“ im Felleshus in Berlin besteht diese reflektierende Oberfläche aus den Traditionen, Kulturen und Landschaften Nord-Ost-Europas.

Echoes - 100 Years in Finnish Design and Architecture @ Felleshus, The Nordic Embassies, Berlin

Mit seinen zwei Gesichtern schaut der römische Gott Janus gleichzeitig nach vorn und nach hinten – er überblickt den Wandel, die vergehende Zeit, Anfang und Ende. Eine ähnliche Verbindung ergibt sich im Januar, dem Monat des Jahres in dem wir in gleichem Maß zurück und nach vorne schauen. Schwieriger ist diese Verbindung bei einer gut konzipierten Architektur- oder Designausstellung herzustellen, in diesem Fall wäre das eine Ausstellung, die mühelos Reflexionen über die Vergangenheit mit Vorschlägen, Visionen und Begeisterung für die Zukunft verbindet. Nichts existiert schließlich losgelöst aus sich allein, stattdessen entsteht alles aus einem Wandel heraus.

Unsere 5 Torwächter im Januar 2018 sind in San Francisco, Brüssel, Basel, Mailand und Köln zu finden.

5 New Architecture & Design Exhibitions for January 2018

Der Winter ist kurz davor die Oberhand zugewinnen. Wir können uns deshalb im Dezember kaum einen besseren Zufluchtsort als eine Architektur- oder Designausstellung vorstellen: die ist nämlich nicht nur sicher und warm, sondern auch lehrreich, unterhaltsam und inspirierend.

Unsere fünf Empfehlungen für neu eröffnende Architektur- und Designausstellungen im Dezember umfassen Zufluchtsorte in Winterthur, Barcelona, New York, München und Moskau.

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5 New Design Exhibitions for December 2017

Kann Innovation ein Selbstzweck sein? Führen wir ein Leben im Exzess? Können uns Dinge immer noch verblüffen und inspirieren? Verliert eine Museumssammlung mit der Zeit automatisch ihren Bezug zur Realität? Was macht „gutes Design“ aus? Die Ausstellung „Hella Jongerius & Louise Schouwenberg – Beyond the New“ in der Neuen Sammlung, Design Museum München, formuliert eine Menge fragen. Fragen, die nicht notwendigerweise eine Antwort finden, die aber Inspiration und Anstoß zu weiteren Fragen liefern und so einen tiefgreifenden Diskurs über Design anstoßen.

Hella Jongerius & Louise Schouwenberg - Beyond the New, Die Neue Sammlung - The Design Museum, Munich

So bunt wie die Gärten und Parks im Herbst ist auch die Auswahl an Design- und Architekturausstellungen, die im November 2017 eröffnet werden. Diesmal hätten wir mehrere Listen veröffentlichen können und haben das auch ernsthaft in Erwägung gezogen. Am Ende haben wir uns aber entschieden, es ungefähr bei der gewohnten Anzahl zu belassen. Da wir im August nur vier Empfehlungen hatten, versuchen wir den sommerlichen Engpass zu kompensieren und präsentieren sechs – streng genommen sieben – neue Ausstellungen statt der üblichen fünf (es hätten auch 15 sein können.)

Keine faulen Ausreden für unsere werten Leser also – ganz egal, wo man sich auch aufhält – es gibt eine Eröffnung in der Nähe! Macht euch also auf den Weg und fangt mit den Ausstellungsbesuchen an.

5 New Design Exhibitions for November 2017

„Das Problem der Errichtung von Wohnungen zu tragbaren Mieten für die mindestbemittelte Schicht der Bevölkerung steht heute im Vordergrund des Interesses in fast allen zivilisierten Ländern“. Mit diesen Worten lud der „Congrès Internationaux d’Architecture Moderne“, kurz CIAM,  zu seinem zweiten Kongress, einem dreitägigen Event ein, das am Donnerstag, den 24.Oktober 1929 im Palmengarten Frankfurt am Main begann, und bei dem einige der führenden Vertreter der Architektur aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen nach potentiellen Lösungen für dieses so drängende Problem suchten. Der Erfolg des Frankfurter Kongresses wird besonders deutlich, wenn man sieht welche Bedeutung einer Einladung heutzutage hat.

Furniture for Neue Frankfurt by Ferdinand Kramer, as seen at Germany versus France. The Struggle over Style 1900-1930, Bröhan Museum Berlin

So wie das Eames‘sche Sprichwort verkündet, dass „die Details nicht die Details sind, sondern das Produkt ausmachen“, so sind auch die Lehrkräfte einer Designschule nicht das Lehrpersonal, sie machen die Schule aus.

Folglich ist es für ein besseres Verständnis nicht nur einer einzelnen Institution, sondern auch des allgemeinen gegenwärtigen Zustands und möglicher zukünftiger Richtungen der Designausbildung wichtig, mit den Lehrkräften der Designschule zu sprechen und sie zu verstehen; sowohl mit den Vollzeit- Professoren als auch mit den praktizierenden Designern, die die Verantwortung übernommen haben, künftigen Generationen zu lehren.

Praktizierende Designer wie Patrick Frey, Vertretungsprofessor an der Hochschule Hannover.

Patrick Frey. Designer and Assistant Professor, Hochschule Hannover

Aufgewachsen nahe Quimper in der Bretagne, zog Ronan Bouroullec 1989 nach Paris, um Industriedesign zu studieren. In der französischen Hauptstadt hat er aber nicht nur sein Studium abgeschlossen, sondern auch sein eigenes Studio gegründet, seinen ersten kommerziellen Erfolg verbuchen können und zusammen mit seinem Bruder Erwan zahlreiche Projekte für eine Reihe von internationalen Klienten entwickelt, unter anderem für Vitra, Magis, Flos, Kvadrat und Samsung. Zudem kam es zu zahlreichen Kooperationen mit Galerie kreo.

Wir haben Ronan Bouroullec getroffen, um über Paris, seine Erfahrungen mit Paris und seine Beziehung zu dieser Stadt zu sprechen. Das Gespräch driftete allerdings schnell ab – über die Grenzen der Stadt hinaus.

Erwan & Ronan Bouroullec in their atelier in Paris Belleville (Photo courtesy Studio Bouroullec)

Bei dem Besuch der Werkschau-Ausstellung der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf werden wir an die Zeit des Namensgebers der Schule erinnert. Wenn auch nicht wegen der Gründe, die vielleicht auf der Hand liegen…

Peter Behrens School of Arts Düsseldorf

Etwas enttäuschend ist es schon, dass die Behörden der süddeutschen Stadt Schwäbisch Gmünd dem derzeitigen Einhorn-Wahnsinn nachgegeben haben und eins von ihnen in das Stadtwappen platziert haben. Ob man sich darauf verlassen kann, dass die Studierenden der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd diesem (hoffentlich) kurzweiligen Trend widerstehen? Der Rundgang in diesem Jahr sollte die Antwort geben…

Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd @ Rektor-Klaus-Straße

Während der Fokus des Ludwig Forums Aachen zeitgenössische Kunst ist, gewährt das Museum seit März dieses Jahres zeitgenössischen Künstlern und dem Projekt „LuForm“ einigen Platz. Die Designabteilung erweitert damit nicht nur den Umfang des Museums, sondern bietet lokalen Designern zudem eine neue Plattform für ihre Werke.

LuForm @ Ludwig Forum Aachen

Im nächsten Jahr wird die Design Fakultät der Hochschule München umziehen: Von ihrem derzeitigem Zuhause, das sie mehr als 40 Jahre bewohnt hat, in das gegenüberliegende, neu erbaute Gebäude. Demnach war die diesjährige Jahresausstellung eine der letzten Möglichkeiten die Fakultät in ihrem (demnächst) alten Zuhause zu besuchen.

Aber wurde die Ausstellung diesem Anlass gerecht? Oder was es eher ein unzufriedener Abschied von einem alten Freund?

Hochschule München Design Department

Aufgrund der einzigartigen Gesichte sowi weltpolitischen Relevanz sind die Geschichten der kulturellen Institutionen der Stadt Berlin unfassbar komplex. Und die Anzahl dieser kulturellen Institutionen ist weitaus höher als in so manch anderer Metropole. Nur wenig Städte können von sich behaupten zwei öffentliche Zoos, drei Opernhäuser und 4 staatliche Universitäten zu haben. Während drei dieser Universitäten individuelle Kurse in Fächern wie Architektur, Theaterwissenschaften oder Musik anbieten, so gibt es nur eine unter ihnen an der man all das – neben Design – studieren kann: Die Universität der Künste Berlin.

Universität der Künste Berlin Design Department

Kaum ein zweites Material hatte einen derartigen Einfluss auf Architektur und Design und ist zudem so anonym geblieben wie das Furniersperrholz. Ein Material, das in der Öffentlichkeit leicht übersehen wird und in einem akademischen Kontext bisher kaum erforscht wurde. Das V&A Museum London will jetzt mit der Ausstellung „Plywood: Material of the Modern World“ Abhilfe schaffen.

Plywood: Material of the Modern World at the V&A London

Obwohl sie älter als das Bauhaus ist, hat die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle nie dieselbe Anerkennung wie ihr hochgelobter Nachbar erfahren. Nichtsdestotrotz existiert die Burg noch und das nicht aufgrund ihrer Lorbeeren, sondern dank der Bemühungen und Ideen ihrer Mitarbeiter und Studierenden, die die Burg ständig weiterentwickeln. Die alljährliche Sommerausstellung zeigt, wie diese Bemühungen aussehen können.

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle: The Goldbau

Der Vorläufer der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart aus dem 18. Jahrhundert wurde als ein Ort gegründet, „an dem die Jugend kultiviert werden würde, wie Pflanzen in einer Gärtnerei.“ Während Gärtnereien jedoch starke und edle Bäume, zart blühende Blumen und widerstandsfähige Stauden produzieren, bringen sie doch auch immer wieder instabile, experimentelle Hybriden hervor und bieten den perfekten Nährboden für Parasiten und Krankheiten. Wie gut es um die Aufzucht der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bestellt ist, lässt sich auf der „Rundgangs- und Sommerausstellung 2017“ in Erfahrung bringen.

Akademie der Bildenden Künste Stuttgart