Im Studio Schmaus ist der Name Programm: Hier wird ein Dinner nicht einfach serviert, sondern zu einem Erlebnis inszeniert. Vom Mobiliar über Accessoires bis hin zu den kleinsten Details – jedes Element fügt sich in eine durchdachte Komposition, die Geschmack, Design und Atmosphäre auf einzigartige Weise vereint. So wird jedes Event zu einem Kunstwerk, bei dem kulinarischer Genuss und ästhetische Gestaltung perfekt miteinander harmonieren. Amelie Büchner aus Bremen und Alan Bayer aus Vorarlberg servieren kulinarische Erlebnisse mit einer Prise Humor und einer großen Portion Kreativität. Ihr Erfolgsrezept? Eine würzige Mischung aus Liebe zum Detail, gastronomischem Sachverstand und einer Prise Zündstoff. Die beiden Geschäftspartner haben eine klare Mission: Geschmack und Design auf einen Teller zu bringen – immer mit einem Augenzwinkern.
Wer hier zu Gast ist, bekommt kein gewöhnliches Dinner. Schon beim Betreten des Studios spürt man nicht nur die Liebe zum Detail, sondern auch eine Herzlichkeit, die über Design und Stil hinausgeht. Amelie, ein quirliger kreativer Wirbelwind, sprüht vor Enthusiasmus. Alan, geprägt von der Lässigkeit eines österreichischen Wirtshauskindes, setzt dem eine charmante Gelassenheit mit feinem Humor entgegen. Zusammen ergeben sie eine runde Würzmischung, die jedes Dinner zu einem unvergesslichen Schmaus macht.
Wer vor dem Studio Schmaus steht, ahnt nicht gleich, was sich hinter den Galeriefenstern verbirgt. Nichts deutet offensichtlich auf eine Event-Koch-Agentur hin – kein klassisches Restaurant-Flair, keine offene Küche. Doch ein Blick durch die großen Schaufenster offenbart eine Szenerie, die an eine kunstvolle Inszenierung denken lässt: Ein getüpfelter Tisch, der an das gesprenkelte Design von Normann Copenhagen erinnert, thront in der Mitte des Raumes – eine Mischung aus gedrechselter Gemütlichkeit und urbanem Purismus. Vier Vintage Rey Stühle rahmen ihn einladend ein.
Der Rest des Raumes bleibt minimalistisch – und doch voller durchdachter Details. Bunt zusammengestelltes Geschirr, Wire Cubes von Verner Panton, die schwarze Nessino-Leuchte neben skulpturaler Keramik – alles wirkt wie die sorgfältig kuratierte Komposition eines Stilllebens. Die Atmosphäre ähnelt der einer Galerie, bis der Blick auf die moderne Anrichte fällt: ein Design-Statement, das sich als vollwertiger Küchenblock mit integriertem Herd entpuppt. Handgefertigte Keramik und außergewöhnliche Leuchten verschmelzen hier zu einem Gesamtbild, das den kreativen Charakter von Studio Schmaus unterstreicht.
Ein besonderer Blickfang ist die Farbe Orange – ein durchgehender, leuchtender Akzent, der sich in den Wandbildern von Amelie und Alan sowie im USM Haller Servierwagen widerspiegelt. Fast wie ein lebendiger Farbtupfer in einem Kunstwerk durchzieht das Orange den Raum und verleiht ihm Wärme, Energie und Optimismus. Die Wahl dieser Farbe war eine spontane Bauchentscheidung – sie verstärkt genau das, was die Farbwirkung von Orange und das Studio Schmaus ausmacht: eine Atmosphäre, die zugleich stilvoll, lebendig und einladend ist.
Wir haben mit Amelie und Alan über ihr Studio und die Bedeutung von Design gesprochen – und vor allem eines immer wieder getan: gelacht. Ein wunderbar mitreißendes Gespräch, so lebendig wie ihre Events.
smow: Amelie, du bist sozusagen der Fischkopp aus Bremen und du, Alan, die Bergziege aus Österreich. Interessante Mischung. Und ihr seid beide gastronomische Autodidakten?
(beide lachen)
Amelie: Ich sage immer „Schummelier“, denn auch Alan hat keine Sommelier-Ausbildung.
Alan: Aber ich komme aus einer Gastgeberfamilie. Bei uns gibt es viele Wirte und Wirtinnen und jeder hat mal ein Wirtshaus gehabt und ich bin auch im Wirtshaus aufgewachsen.
smow: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, kulinarische Pop-ups zu organisieren?
Amelie: Naja, ich habe früher, als ich nach Berlin gekommen bin, Essen in Clubs verkauft. Ja, so hat es eigentlich angefangen. Und als dann der Lockdown kam, kam meine Freundin, übrigens eine Stylistin, mit der ersten Anfrage für Set-Catering bei Fotoshootings. Das waren die allerersten Schritte. Nach dem Studium bin ich nach Wien gegangen, wo ich bzw. wir (Alan und Amelie) zusammen Vollzeit in einem Restaurant gearbeitet haben. Dort haben wir uns kennen gelernt. Als wir dann gemeinsam gekündigt haben, sind wir für drei Monate nach Mexiko gegangen. Und als wir zurückkamen, konnten wir uns den Raum hier teilen und haben hier mit Studio Schmaus angefangen.
smow: Hat euch die Reise nach Mexiko inspiriert?
Alan: In Mexiko gab es diese eine Woche, in der Amelie viel für uns beide und eigentlich für Instagram gekocht hat und wir haben viele Fotos davon gemacht.
Amelie: Ja, ich hatte vorher auch schon so ein Koch-Instagram (Anm. d. Red.: "Amelie kocht"), aber ich kann null Fotos machen.
Alan: Und ich hab so ein bisschen fotografischen Hintergrund.
Amelie: Er hat dann die Fotos gemacht und dann war es total lustig. So kam die Frage auf, ob er nicht vielleicht mitmachen will... Und dann hat es die ganze Reise gedauert, bis Alan bereit war und gesagt hat, okay, lass es uns zusammen versuchen.
smow: Das war der Anfang von Studio Schmaus? Und so entstand euer Plan, zusammen Veranstaltungen im Gastronomiebereich zu machen?
Alan: Ja, das war so. Kurz vor Mexiko haben wir hier an drei Abenden gekocht. Für die Galerie, für Freunde der Galerie, für den Künstler und für unsere Freunde. Dann waren wir drei Monate in Mexiko und da kam uns die Idee, dass wir die beiden von der Galerie, Leonie und Moritz, fragen könnten, ob sie Lust hätten, das vielleicht ein bisschen öfter zu machen. Und so war die Idee geboren.
smow: Und wie ist eure Aufgabenverteilung?
Amelie: Eigentlich haben wir beide unsere kreativen Bereiche und wir haben beide unsere kaufmännischen Bereiche. Ich würde sagen, ich koche und Alan macht alles, was mit Service zu tun hat. Wenn es um den Tisch geht, habe ich auf jeden Fall immer eine Meinung. Aber dafür erstellt Alan dann die ganzen Fotos, also das ganze digitale Designzeug, die Speisekarten, Flyer und Konzepte. Dafür habe ich früher den ganzen Kundenkontakt gemacht. Jetzt haben wir eine Agenturleitung dafür.
Alan: Ich bin hier auch der Hausmeister, stopfe Löcher und streiche das Haus.
smow: Was man eben so machen muss.
Alan: Aber in dieser kulinarischen Dynamik ergänzen wir uns eigentlich ganz gut.
smow: Da muss man eigentlich gar nicht fragen, wenn man sich so umschaut – die Design-Affinität ist ja schon da ...?
Alan: Das ist Teil unseres Jobs.
smow: Das spiegelt ja auch euer Instagram-Account wider.
Amelie: Man würde es nicht vermuten, aber ich bin nicht so die Ästhetin, das ist eigentlich nicht so meine Stärke – auch was das Kochen angeht. Mir ist wichtig, dass es schmeckt. Aber ich habe gemerkt, dass es den Leuten auch krass wichtig ist, wie das Essen aussieht und das übe ich die ganze Zeit. Meine Mitbewohner waren auch eher die Einrichtungsmäuse, von denen habe ich mir im Laufe der Jahre einiges abgeschaut. Wir haben das Glück, dass wir viele Leute um uns herum haben, die viele tolle Sachen machen. Viele Sachen hier im Studio sind auch von Freunden von uns, zum Beispiel die Keramik. Und das macht Spaß.
smow: Ihr benutzt ja auch gezielt Accessoires, wie Keramik, wo dann auch Studio Schmaus draufsteht oder das Label, für das ihr Events macht.
Alan: Das ist so ein spielerischer Ansatz. Hier gab es mal ein Pop-up namens „Blow Shop“, ein KünstlerInnen-Kollektiv. Die haben alle ihre Sachen ausgestellt. Es gab auch eine Künstlerin, die Lampen macht. So sind wir zu unseren Lampen gekommen. Das Design ist bei uns eher Learning by Doing. Wenn ich mich jetzt intensiv damit beschäftigen müsste, würde es mir auch schwerer fallen. Ich suche mir immer so Häfen, in denen ich ankomme, wie bei unseren Keramikfreunden.
smow: Das klingt alles so, als kämen bei euch viele Puzzleteile zusammen.
Alan: Ich komme nicht aus so einem ästhetischen Haushalt.
smow: Eher aus dem Wirtshaus.
Alan: Ja, mit Hirschgeweih an der Wand.
Amelie: Wir haben auf jeden Fall viel Spaß. Bei mir sind es auf jeden Fall meine beiden Freundinnen, die mir beigebracht haben, dass alles, was im Haus ist, nicht nur funktional sein muss, sondern auch schön aussehen kann. Das wäre mir früher nie in den Sinn gekommen. Wenn alles, was man hat, schön aussieht, dann sieht das Zimmer auch schön aus. Aber auch das musste ich erst lernen und lerne es immer noch.
Alan: Für mich ist das auch wieder so eine Wertigkeitssache. Ich kaufe mir generell nicht so viel, aber wenn, dann soll es schon gut sein. Das macht dann am meisten Spaß, wenn es einfach ehrlich und gut gemacht ist.
smow: Das unterschreiben wir, das ist quasi eine Prämisse von smow. Welches Konzept steckt hinter eurer Einrichtung?
Amelie: Also für uns war das Wichtigste, dass man ziemlich viel umräumen kann, so dass es immer wieder anders aussehen kann.
Alan: Ich glaube, dadurch, dass das hier mal eine Galerie war, haben wir diese cleane Ästhetik einfach lange weitergeführt.
Amelie: Unser Atelier hat auch nichts mit einem Restaurant zu tun. Das hat mal jemand bei Google reingeschrieben, Restaurant und Dining, Gastro.
Alan: Für uns ist das einfach unser kreativer Ort. Büro, Lager, Spielort. Wir wollten es auch so clean haben, weil unsere Kundschaft gerne hier in dem Raum auch mal selbst gestaltet. Aber jetzt kommt mehr und mehr die Umkehr, dieses Learning by Doing und Bit by Bit. Wir wollen jetzt den Raum mit einer kleinen persönlichen Note gestalten und haben einfach Lust dazu. Aber im Großen und Ganzen soll der Raum wandelbar bleiben.
smow: Welche Rolle spielt dann das Interior Design bei euren Events?
Amelie: Damit es am Ende auch wirklich toll aussieht, geht das über die Teller hinaus. Das Auge isst mit. Und da kommt es schon darauf an, was das für ein Tisch ist und was das für Stühle sind. Das hatten wir am Anfang gar nicht so auf dem Schirm, aber mittlerweile sind wir da wirklich drin.
Alan: Ja, nichts gegen die großen Verleiher von Möbeln oder eben Party-Ausstattungen in der Stadt. Da gehen wir immer hin und holen uns so funktionale Sachen, aber was eben schöne Möbel angeht, ist das leider meistens nicht so toll. Und dann muss man sich langsam überlegen, ob man sich nicht selbst ein Sammelsurium an Stühlen kauft, und dann findet man auf dem Flohmarkt mal ein Set.
smow: Gibt es Möbelstücke oder Accessoires, die euch besonders inspirieren, wenn es um eine Veranstaltung geht?
Amelie: Ja, aber das ist manchmal echt schwierig, weil für mich das Wichtigste der Tisch ist. Ja, es geht eigentlich immer um den Tisch, um die Form, ob wir eine Tischdecke brauchen, welche Tischoberfläche. Oft ist es auch so, dass unsere Kunden wirklich sehr lange mit den Maßen oder mit der Optik beschäftigt sind. Und die Frage ist dann, wie sollen wir den Tisch gestalten, wenn wir nicht wissen, wie er aussieht.
Alan: Eigentlich dreht sich immer alles um den Tisch. Hier im Studio ist mein Lieblingsstück der Küchenblock. Unter der kleinen Erhöhung ist ein Herd versteckt. Hier drehen wir dann immer unsere Videos.
smow: Wie sieht für euch ein ideal eingerichteter Raum aus, um Gäste zu empfangen oder so eine Veranstaltung durchzuführen?
Alan: Ganz unterschiedlich, aber es muss einfach stimmig sein. Es darf nicht so off sein, es darf nicht lieblos und billig gemacht sein. Das ist einfach so ein Gefühl.
Amelie: Ja, so ein Raum muss durchdacht sein. Man kann nicht in einem Raum von 50 Quadratmetern ein Dinner mit 100 Leuten veranstalten. Wir kommen sehr oft in Locations, die einfach überhaupt nicht dafür ausgelegt sind, dass dort genau diese Dinner stattfinden, und das ist dann problematisch. Der Raum und die Veranstaltung müssen zusammenpassen, auf eine elegante und funktionale Art und Weise.
Alan: Ich liebe es zum Beispiel, wenn ich in Räume komme, die so historisch wirken, wie ein Wirtshaus. Wenn man sieht, dass sie schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben, aber mit Würde. Ich mag auch einen Sessel, der seit 20 Jahren genau da steht und einfach toll aussieht. Ehrlich. Mit Charakter.
smow: Könnt ihr das Konzept von Studio Schmaus in Bezug auf Kunst und Design beschreiben?
Amelie: Ja, wir arbeiten an vielen Projekten mit Kunst und Design und spielen damit. Letztens hat uns eine befreundete Designerin ihre Obstschale vorbeigebracht, die eigentlich so ein Drahtobjekt ist. Und das ist so eine Verbindung.
Alan: Wir arbeiten auch oft mit Floristinnen zusammen, die nicht so klassisch arbeiten, sondern eher skulptural. Das sind auch eher bildende Künstlerinnen. Und wenn das Ganze dann so schön arrangiert ist, hat das schon so einen künstlerischen Aspekt.
smow: Was sollen Besucher fühlen oder erleben, wenn sie das Studio betreten?
Amelie: Also ich glaube, es darf ruhig von der Ästhetik her schon ein bisschen überraschen und ein bisschen quirky sein.
Alan: Aber es soll dann immer noch, das ist halt so mein Gasthausding, gemütlich sein und heimelig. Mir ist wichtig, dass das nicht so ein karger, ungemütlicher Raum ist. Wir versuchen auch einfach die Gäste so zu empfangen, dass es vom Menschlichen her schon wärmend ist.
smow: Und wie ist das, man kann nicht einfach sagen, wir hätten mal Bock auf ein tolles Essen, kocht ihr mal was für uns und dann kommen wir einfach? Das muss dann schon so ein Event sein, was man bei euch bucht, oder wie läuft das ab?
Amelie: Wir sehen uns als kulinarisches Studio. Und wir arbeiten eventbasiert, aber nicht ausschließlich für Unternehmen, wir arbeiten auch mit Privatpersonen.
Alan: Aber wir machen auch immer wieder mal so Community Sachen, wo wir sagen: Am Freitag gibt's hier ein Dinner: großer Tisch, 20 Leute, man kann sich ein Ticket kaufen.
smow: Euer erster Satz bei unerwartetem Besuch?
Alan: Ohhhh.(lacht)
Amelie: Ich muss noch ein bisschen aufräumen. (lacht)
Alan: Ist schon komisch, meine eigene Wohnung, das ist irgendwie mein heiliger Tempel. Da darf eigentlich niemand unangemeldet einfach so rein. Wenn da jemand unerwartet auftaucht, werde ich schon nervös.
smow: Habt ihr einen Lieblingsplatz?
Alan: Mein Sessel direkt am Fenster, wo morgens so ein bisschen Sonne reinkommt. Das ist meine Morgenkaffeeecke, mein Lieblingsplatz zu Hause.
Amelie: Ja, den habe ich zu Hause nicht, aber ich muss sagen, hier ist es auf jeden Fall der Tisch. Ich liebe den Tisch über alles. Als wir dann noch die Stühle dazu gefunden haben (Rey Chairs im Original, Anm. d. Red.), ja, ich muss sagen, hier sitze ich gerne.
smow: Ihr sammelt?
Alan: Kilometer.
Amelie: Keramik.
smow: Tischdecke oder blanko?
Alan: Tischdecke.
Amelie: Tischdecke.
smow: Großer Tisch oder viele kleine?
Amelie: Großer Tisch.
Alan: Ich mag viele kleine.
smow: Bunt oder einfarbig?
Alan: Monochrom.
Amelie: Ja, ich würde sagen bunt.
smow: Lieblingsreiseziel?
Alan: Na ja, wo ein Berg ist und ein Meer. (lacht)
Amelie: Mexiko.
Alan: Ja, Mexiko.
smow: Lieblingsbeschäftigung an einem freien Tag?
Amelie: Ich gehe gerne Kaffee trinken.
Alan: So richtig lange in der Sonne sitzen im Café eigentlich. Aber ich chill auch gerne in meiner Hängematte am See.
smow: Ganz herzlichen Dank für dieses erfrischend-schmausende Gespräch!