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5 neue Architektur- & Designausstellungen im Januar 2025


Veröffentlicht am 03.01.2025

In der wankelmütigen und eitlen Welt des Kinos ist der Januar ein sogenannter „Dump-Monat“, ein Monat, in dem all die Filme, an die die Studios nicht mehr glauben, massenhaft veröffentlicht werden, in der Hoffnung, dass sie niemand sieht. Geschweige denn, sich an sie erinnert.

Das ist nicht nur extrem arrogant, weil man den Zuschauern kein eigenes Urteil zutraut, sondern auch eine unverschämt dekadente Verschwendung. Und das in einem Monat in dem die meisten Menschen (zumindest in der nördlichen Hemisphäre) nicht nur physisch vor Kälte und Dunkelheit fliehen, sondern auch ihr Gehirn stimulieren wollen, um einem Monat zu entkommen, der ansonsten nur dazu dient, die Exzesse des Dezembers zu verarbeiten.

Ganz im Gegenteil dazu, ist die Welt der Architektur- und Designmuseen immer auf Ihrer Seite. Zwölf Monate im Jahr.

Unsere fünf Zufluchtsorte vor und für den Januar 2025 finden Sie in Zürich, New York, Linz, Jyväskylä und London. ......

5 New Architecture & Design Exhibitions for January 2025

"I Love Chalets" im ZAZ Bellerive - Zentrum Architektur Zürich, Schweiz

Pünktlich zum Beginn der Winterferiensaison 2025 präsentiert das ZAZ Bellerive - Zentrum Architektur Zürich eine Erkundung des Alpenchalets in seinen unzähligen, romantisierten, verruchten und realen Inkarnationen.

Die Schweiz ist dabei ein Land, das ohne Zweifel eine engere Beziehung zum Alpenchalet hat als die meisten anderen. Bereits während der Anfänge des Massentourismus im 19. Jahrhundert reisten all jene, die es sich leisten konnten, von weit her an, um die Schweizer Berghütten aus der Nähe zu betrachten.

Folgt man der Argumentation eines Lucius Burckhardt, wurde die Verbindung zwischen der Schweiz und dem Alpenchalet durch die Schweizerische Landesausstellung von 1939, die sogenannte Landi, in der Schweizer Psyche verankert. Marketingfachleute aller Couleur und Nationalitäten greifen dieses Phänomen heute freudig auf und lassen es so zu einem Teil unserer kollektiven, globalen Psyche werden. 

“I Love Chalets” verspricht eine Ausstellung mit Beiträgen von Architekten, Fotografen und Akademikern, die sich auf verschiedenen Ebenen mit Schweizer Bergchalets in der Schweiz und im Ausland befassen. Die Präsentation soll nicht nur differenzierte Perspektiven auf das Alpenchalet ermöglichen, sondern auch konzentrierte und fokussierte Reflexionen über die Wechselwirkungen zwischen Architektur, Identität, Erinnerung und unserer Lesart der Welt ermöglichen. 

“I Love Chalets” wird am Samstag, 18. Januar, im ZAZ Bellerive - Zentrum Architektur Zürich, Höschgasse 3, 8008 Zürich, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 18. Mai. Weitere Informationen unter www.zaz-bellerive.ch.

I Love Chalets, ZAZ Bellerive - Zentrum Architektur Zürich
"I Love Chalets", ZAZ Bellerive - Zentrum Architektur Zürich

„Pirouette. Turning Points in Design“ im Museum of Modern Art, MoMA, New York, New York, USA

Wie in diesen Beiträgen immer wieder dargelegt und diskutiert wurde, gibt es eine kontinuierliche und andauernde Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Gebrauchsgegenständen. Das heißt, zwischen den Ritualen, Praktiken und Haltungen einer jeden Gesellschaft und ihren Gegenständen bestehen ständige Einflüsse und Rückkopplungen. Und das war schon immer so, auch bevor Design (und Architektur) das Primat beanspruchten, dieses Verhältnis zum Ausdruck zu bringen.

Die Ausstellung „Turning Points in Design“ will dieses Wechselspiel veranschaulichen und zum Nachdenken anregen, indem sie Projekte aus einem breiten Spektrum von Gattungen präsentiert, die seit den 1930er Jahren entstanden sind. Dazu gehört beispielsweise Multiform von Studio Fontana, eine Reflexion des Schulsports, die den Schulsport als professionellen Sport und als Training für den Krieg, als das er ursprünglich gedacht war, hinterfragt. “For the Community by the Community - Handwashing Station” ist wiederum ein Projekt von Nifemi Marcus-Bellos, das durch die Covid-Pandemie initiiert wurde und eine umfassende Reflexion der sanitären Bedingungen in nigerianischen Krankenhäusern und eine Lösung der dazugehörigen Probleme nach sich zog.

Die Aufnahme von Projekten wie dem Flax Chair von Christien Meindertsma oder dem Macintosh 128K Heimcomputer soll zeigen, dass neue Materialien, neue Prozesse und neue Technologien ebenfalls wichtige Triebkräfte sind und es schon immer waren.

Die Ausstellung sollte so einen alternativen Blick auf das vertraute Alltägliche und auf die Art und Weise, wie das Alltägliche entsteht, sich entwickelt, entfaltet und in eine sorglos akzeptierte Unsichtbarkeit übergeht, ermöglichen. 

“Pirouette. Turning Points in Design” wird am Sonntag, den 26. Januar im Museum of Modern Art, MoMA, 11 West 53 Street, Manhattan New York, New York, 10019 eröffnet und läuft bis Samstag, den 18. Oktober. Weitere Informationen finden Sie unter www.moma.org.

Flax Chair by Christien Meindertsma, 2015, part of Pirouette. Turning Points in Design, Museum of Modern Art, MoMA, New York (Photo Mathijs Labadie, courtesy Museum of Modern Art, New York)
Flax Chair von Christien Meindertsma, 2015, Teil von Pirouette. Turning Points in Design, Museum of Modern Art, MoMA, New York (Foto Mathijs Labadie, mit freundlicher Genehmigung des Museum of Modern Art, New York)

„Touch Nature“ im Lentos Kunstmuseum, Linz, Österreich

Im Januar 1810 schrieb Alexander von Humboldt an Johann Wolfgang von Goethe: „Die Natur muß gefühlt werden; wer nur sieht und abstrahiert, kann ein Menschenalter im Lebensgedränge der glühenden Tropenwelt, Pflanzen und Tiere zergliedern, er wird die Natur zu beschreiben glauben, ihr selbst aber ewig fremd sein.“

In diesem Sinne lädt auch das Lentos Kunstmuseum in Linz im Januar 2025 dazu ein, die Natur zu erfühlen. Oder besser gesagt: mit “Touch Nature” präsentiert das Lentos Kunstmuseum die Ergebnisse einer Reihe von künstlerischen Projekten, die zwischen 2021 und 2024 von einem Dutzend österreichischer Kulturforen in Ländern wie Rumänien, der Türkei, Italien oder den Philippinen durchgeführt wurden. 

Die von den Kulturforen geförderten Projekte werden von den Kuratoren durch ausgewählte  Arbeiten ergänzt und zu einer Schau mit über 100 Künstlerinnen und Künstlern erweitert. Damit verspricht die Ausstellung eine Vielfalt an künstlerischen Positionen und Antworten auf die ökologischen, ökonomischen, politischen und humanitären Fragen unserer  Gegenwart. „Touch Nature“ lädt dazu ein, sich der natürlichen Welt jenseits der gewohnten Betrachtung und begrifflichen Abstraktion zu nähern und zu lernen, so wie Humboldt einst mahnte, die Welt um uns herum zu spüren.

Zu hoffen ist, dass die Ausstellung so auch eine Annäherung an die Frage ermöglicht, wie wir alle dazu beitragen können, eine neue, weniger schmerzhafte Welt hervorzubringen und neue Beziehungen zur Natur einzugehen.

Darüber hinaus soll “Touch Nature” auch verdeutlichen, dass Kunst in all ihrer Vielfalt zwar reagieren, kritisieren und motivieren kann, dass sie allein aber nicht in der Lage ist, etwas zu verändern.

“Touch Nature” wird am Freitag, den 24. Januar, im Lentos Kunstmuseum, Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 18. Mai. Weitere Informationen unter www.lentos.at.

Sequences of Truth and Deception by Vanja Bučan, 2018, part of Touch Nature, Lentos Kunstmuseum, Linz (image © Vanja Bučan, courtesy Lentos Kunstmuseum, Linz)
Sequences of Truth and Deception von Vanja Bučan, 2018, Teil von Touch Nature, Lentos Kunstmuseum, Linz (Bild © Vanja Bučan, mit freundlicher Genehmigung des Lentos Kunstmuseum, Linz)

„Glasdesigner Erkki Vesanto“ im Museum Aalto2, Jyväskylä, Finnland

Glas ist zweifellos eines der reaktionsfähigsten und beständigsten Materialien, ein Werkstoff, der sich mühelos zwischen Kunst, Handwerk und Design bewegt und die Grenzen immer wieder verwischt hat. Die finnische Glashütte Iittala bringt diese transgressiven Eigenschaften des Materials Glas immer wieder auf den Punkt.

Die Iittala-Glashütte ist im späten 19. Jahrhundert entstanden, als das Kunsthandwerk zunehmend industrialisiert wurde und die Prozesse der Formgebung und der Produktion immer unabhängiger voneinander wurden. Als das 19. Jahrhundert dem 20. und dann dem 21. Jahrhundert wich, vertrat Iittala die Positionen einer Vielzahl von Kreativen, darunter, unter vielen anderen, Aino Aalto, Tapio Wirkkala, Kaj Franck, Harri Koskinen oder Ronan und Erwan Bouroullec.

Über den Großteil ihrer Geschichte wurde die Iittala Glashütte von nur einem Künstler geleitet, der oft zu Unrecht im Schatten anderer Künstler steht. Diesem Problem nimmt sich Aalto2 mit einer neuen Ausstellung an.  

Der 1915 geborene Erkki Vesanto kam 1936 im Alter von nur 21 Jahren als erster Vollzeitdesigner zu Iittala und blieb dort bis zu seiner Pensionierung 1980. Vier Jahrzehnte in und mit Iittala, in denen Vesanto nicht nur seine eigenen Entwürfe verwirklichte, Entwürfe, die eine wichtige Rolle bei der Etablierung des Rufs und der Bedeutung der Iittala-Glashütte spielten. Als Leiter des Iittala-Designstudios war er auch eine Schlüsselfigur bei der Umsetzung zahlreicher Projekte und kreativer Konzepte jener Designer des 20. Jahrhunderts, die die Geschichte von Iittala und des Gebrauchsglases so sehr beeinflusst haben und deren Schatten Vesanto oft stand. 

“Glasdesigner Erkki Vesanto” verspricht eine Präsentation, die neben den Arbeiten von Erkki Vesanto auch andere Beiträge von Vesanto zu Iittala behandelt, einschließlich seiner Rolle bei der Erstellung der Iittala-Kataloge und als Gründungsdirektor des Iittala Museums. Die Ausstellung soll nicht nur eine umfassende Einführung zu einem wichtigen und einflussreichen Kreativen geben, sondern auch daran erinnern, dass in allen kreativen Genres die großen Namen, die im Rampenlicht stehen, von vielen weniger bekannten, aber ebenso wichtigen und talentierten Protagonisten abhängig sind.

Die Ausstellung “Glasdesigner Erkki Vesanto” wird am Freitag, den 17. Januar im Aalto2, Alvar Aallon katu 7, 40600 Jyväskylä eröffnet und läuft bis Sonntag, den 11. Mai. Weitere Informationen finden Sie unter https://aalto2.museum.

Glass works by Erkki Vesanto for Iittala (photo courtesy Aalto2, Jyväskylä)
Glasarbeiten von Erkki Vesanto für Iittala (Foto mit freundlicher Genehmigung von Aalto2, Jyväskylä)

"Soil. The World at Our Feet" im Somerset House, London, England

Der Ausgangspunkt für eine Annäherung an mögliche Lösungen ist immer das Verständnis der Grundlagen des betreffenden Problems in seiner ganzen Komplexität, soweit dies unter den heutigen Bedingungen möglich ist. Dabei sollte man im Kopf behalten, dass die Zukunft den Zugang zu differenzierteren und manchmal besserem Wissen ermöglichen wird.

Mit “Soil. The World at Our Feet” lädt das Somerset House uns ein, einen Moment innezuhalten und ein Material, einen Kontext zu betrachten, der zwar allgegenwärtig ist, aber normalerweise erst dann in den Fokus rückt, wenn er selbst zum Problem wird, weil er die Dinge schmutzig macht.

In drei Kapiteln - “Life Below Ground (Leben unter der Erde)”, “Life Above Ground (Leben über der Erde)” und “Hope (Hoffnung)” - werden Kunstwerke, historische Objekte und wissenschaftlich-dokumentarische Artefakte von Künstlern und Wissenschaftlern unterschiedlicher Couleur präsentiert, darunter Theo Panagopoulos, Alexandra Daisy Ginsberg und der stets fröhlich-einfache Marshmallow Laser Feast Soil. The World at Our Feet soll eine Sichtweise auf den Boden ermöglichen, die nicht nur eine neue Wertschätzung dessen, was Boden ist, sein kann und sein sollte, ermöglicht, sondern auch eine Sichtweise, die uns allen eine nuanciertere und reaktionsfähigere Perspektive auf die natürliche Umwelt, die soziale Umwelt und unsere komplexen, aktiven und instabilen Beziehungen zu ihnen ermöglicht.

“Soil. The World at Our Feet” wird am Donnerstag, den 23. Januar im Somerset House, Strand, London WC2R 1LA eröffnet und läuft bis Sonntag, den 13. April. Weitere Informationen unter www.somersethouse.org.uk zu finden.

A still from Ge (Recipe) by Asad Raza, 2020, part of Soil The World at Our Feet, Somerset House, London (image © Asad Raza, courtesy Somerset House)
Ein Standbild aus Ge (Recipe) von Asad Raza, 2020, Teil von "Soil. The World at Our Feet", Somerset House, London (Bild © Asad Raza, mit freundlicher Genehmigung des Somerset House)

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