Nachdem im vergangenen Jahr Hevesi Annabella / Line and Round und Cornelius Réer den ersten Grassimesse smow Designpreis gewonnen haben, steht mit Nadja Schulze, Masterstudentin der Innenarchitektur an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, die Gewinnerin der zweiten Auflage fest. Nadja Schulze wird für ihre Leuchtenentwürfe LiLa, Bow und 360° ausgezeichnet.
360° ist eine Wandleuchte, die sich um 360° drehen lässt. Je nach Drehrichtung wird das Kabel ein- oder ausgezogen, ein spielerisches Element, das an die automatische Kabelaufwicklung eines Staubsaugers erinnert. Dies zeigt nicht nur den offenen, aufmerksamen und inspirierten Geist der Designerin, sondern verleiht der Leuchte auch eine ästhetische Note, da sich durch die Drehung des Lampenschirms die Beleuchtung auf der Unterseite des Schirmes ständig verändert.
Bow ist eine Wandleuchte, die von Zeltstangen inspiriert wurde. Sie ist flexibel und kann frei ausgerichtet werden. Dafür sorgt ein einfaches Seil, mit dem Bow an der Wand befestigt wird, das ebenfalls von der Zeltkonstruktion inspiriert ist. Diese Lichtkreation ist, wenn wir es richtig verstanden haben, ein Vorläufer von Nadjas aktueller Arbeit, die den Schwerpunkt ihrer Präsentation auf der Grassimesse 2024 bildet: die LiLa, Lightweight Lamps.
Dabei handelt es sich um ein modulares System, das die freie Kombination einer Reihe von Elementen zu Steh-, Wand- oder Pendelleuchten vorsieht. Dazu gehört auch die Verbindung mehrerer Lichtelemente zu langen Lichtketten und nicht nur einzelner Lichtquellen, wie auf der Grassimesse 2024 gezeigt. LiLa-Leuchten, die sich nicht wie Bow biegen lassen, können in den Raum hinein und aus dem Raum heraus bewegt werden und lassen sich näher oder weiter von der Wand entfernt positionieren. Der Leuchtenkopf ist wie bei Bow und wie bei 360° um 360° drehbar und ermöglicht so einen sofortigen und sehr intuitiven Wechsel zwischen direkter und indirekter, fokussierter und atmosphärischer, heller und diffuser Beleuchtung.
Alle drei Leuchten zeichnen sich durch ihre Leichtigkeit und intuitive Bedienbarkeit aus. Ihnen gemeinsam ist eine grafische Qualität, so dass diese Lichtobjekte als physische Strukturen und Lichtquellen zur Raumgestaltung beitragen. Das gelingt ihnen mit einer filigranen und diskreten Anmutung.
Bow und LiLa haben einen temporären, mobilen Charakter, der sich sowohl physisch durch die Modularität von LiLa als auch konzeptionell durch die Leichtigkeit, mit der sie neu positioniert und das Licht umgelenkt werden kann, zum Ausdruck bringt.
Es waren genau diese Zeltstangen von Bow und LiLa, die die Jury der Grassimesse 2024 überzeugt haben, Nadja mit dem smow Designpreis 2024 auszuzeichnen. In der Laudatio heißt es zur Begründung, dass hier „ein in der Industrie bereits vorhandenes Produkt […] umgewidmet und seine Eigenschaften für eine völlig neue Funktion entdeckt“ wurden.
Nadjas Lichtobjekte nutzen die Vorteile der zeitgenössischen Technologie: Sie basieren auf einem bestehenden Industrieprodukt, das nur so modifiziert wurde, dass es den zeitgenössischen Anforderungen an eine Leuchte entspricht. LiLa, Bow und 360° sind in der Entwicklung, aber noch nicht auf dem Markt. Die Annäherung an den Markt ist für Nadja Schulze der nächste Schritt.
Und der Abschluss ihres Masterstudiums.
LiLa, Bow und 360° von Nadja Schulze und alle anderen ausgewählten oder eingeladenen Projekte der Grassimesse 2024 Leipzig sind noch bis Sonntag, 27. Oktober, im Grassi Museum für Angewandte Kunst, Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig, zu sehen und zu erleben.
Alle Informationen zur Grassimesse 2024 inklusive Öffnungszeiten und Eintrittspreisen finden Sie unter www.grassimesse.de.
Nadja Schulze hat unseres Wissens keine eigene Website, dafür aber einen Instagram-Kanal unter @nadjashlze.
1. Description [of E.1027], L’Architecture vivante, Automne & Hiver 1929, page 28 The text is uncredited, was probably a joint effort by Eileen Gray and Jean Badovici, but let’s assume it was Eileen Gray alone.
2. Jasper Morrison, The Poet will not Polish, in Andreas Brandolini, Jasper Morrison, Joachim Stanitzek, Kaufhaus des Ostens, c kdo + verlag zweitschrift, Hannover 1984