5 neue Architektur- und Designausstellungen für Oktober 2024

Entgegen der landläufigen Meinung findet das Oktoberfest nicht im Oktober statt, bzw. kaum im Oktober.

Das heißt, im Jahr 2024 ist am 6. Oktober schon wieder alles vorbei.

Statt in überteuerten Bierzelten kann man dann den Rest des Monats in Architektur- und Designmuseen zu vernünftigen Preisen ein Bier konsumieren.

Unsere fünf Orte des Geistes, des Intellekts und der Seele führen Sie im Oktober 2024 nach Brüssel, New York, Hornu, Berlin und, sobald die Bierzelte für ein weiteres Jahr eingepackt sind, nach München. …….5 New Architecture & Design Exhibitions for October 2024

„Jugendstil. Made in Munich“ in der Kunsthalle München, Deutschland

“Jugendstil. Made in Munich.” Hinter diesem Ausstellungstitel verbirgt sich ein ehrgeiziges Projekt. Aber eines, das die Kunsthalle München in Zusammenarbeit mit dem Münchner Stadtmuseum offenbar für gerechtfertigt hält.

Mit einer in zehn Kapitel gegliederten Präsentation will sich die Kunsthalle München diesem Vorhaben nähern. Die Ausstellung beginnt mit einem (inszenierten) Rundgang durch die Wohnung von Carl und Else Thieme in der Georgenstraße in München-Schwabing zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eine Wohnung, ein möbliertes Interieur, entworfen von Richard Riemerschmid zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Richard Riemerschmid war einer der wichtigsten Protagonisten in der Entwicklung der architektonischen und gestalterischen Positionen und Ausdrucksformen dieser Zeit. Die Ausstellung leistet damit einen Beitrag zur Aufarbeitung der frühen Ausdrucksformen des Jugendstils in München. 

“Made in Munich” verspricht, von der Georgenstraße aus die vielfältigen Inspirationsquellen der Zeit wie die Welt der Natur, die Welt der Phantasie oder die Welt der Vergangenheit, aber auch die Präsentations- und Publikationsformen der neuen Positionen und Ausdrucksformen zu erkunden. Die Internationale Kunstausstellung, die 1897 im Glaspalast der bayerischen Landeshauptstadt stattfand, war eines der ersten Zeichen der sich abzeichnenden Entwicklung zum Jugendstil. Auch die Münchner Zeitschrift „Jugend“, die der Bewegung ihren Namen gab, spielt in der Präsentation eine wichtige Rolle.

“Made in Munich” endet, wenn man so will, mit einer Einführung in die wichtigsten Möbel- und Innenarchitektur-Innovationen der Zeit, die daran erinnern, dass der Jugendstil nicht nur Dekoration und Ablehnung der kommenden Welt war. Dazu gehören zum Beispiel die Maschinenmöbel von Riemerschmid und die Typenmöbel von Bruno Paul – Projekte, die heute so aktuell sind wie damals.

“Jugendstil. Made in Munich” wird am Freitag, 25. Oktober, in der Kunsthalle München, Theatinerstraße 8, 80333 München, eröffnet und läuft bis Sonntag, 23. März. Mehr Informationen unter www.kunsthalle-muc.de.

Jugendstil. Made in Munich, Kunsthalle München

„Jugendstil. Made in Munich“, Kunsthalle München

„Untold Stories – Women Designers in Belgium, 1880-1980“ im Design Museum Brüssel, Belgien

Das Thema von “Untold Stories” ist zweifellos interessant. In vielerlei Hinsicht ist es aber ebenso interessant, dass es sich um ein weiteres Beispiel dafür handelt, wie ein Museum das Ausstellungskonzept von “Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute” im Vitra Design Museum aufgreift und für eine eigene kritische Auseinandersetzung mit Designerinnen in der Geschichte seiner Region nutzt. Diese Ausstellungsreihe beginnt in vielerlei Hinsicht mit “The Bigger Picture: Design – Frauen – Gesellschaft” im Gewerbemuseum Winterthur im Kontext der Schweiz und wird mit “For Her: Rooms for Women” und “From Her: Furniture by Women” im Möbelmuseum Wien im Kontext Österreichs fortgesetzt.

Nun folgt Belgien mit einer Präsentation im Design Museum Brüssel, die nicht nur rund 50 weibliche Kreative aus dem titelgebenden Jahrhundert und aus einem breiten Spektrum von Designgenres vorstellt, sondern auch verspricht, die Definition von „Design“ über die formalisierte institutionelle Designindustrie hinaus zu erweitern.

Nicht zuletzt will Untold Stories“ aber auch der Frage nachgehen, warum eine solche Sonderausstellung überhaupt notwendig ist, warum die Geschichte des Designs in Belgien so geschrieben wurde, wie sie im Allgemeinen geschrieben wird: warum es unerzählte Geschichten gibt.

Parallel zu „Untold Stories“ präsentiert das Design Museum Brüssel auch „Here We Are!“.

“Untold Stories – Women Designers in Belgium, 1880-1980” wird am Mittwoch, den 16. Oktober im Design Museum Brussels, Place de Belgique, 1020 Brüssel eröffnet und läuft bis Montag, den 14. April. Weitere Informationen unter https://designmuseum.brussels.

A class at the Technisch Instituut van Sint Maria, Antwerp, ca 1930 (Photo Collection City of Antwerp Letterenhuis, courtesy Design Museum Brussels)

Eine Schulklasse am Technisch Instituut van Sint Maria, Antwerpen, um 1930 (Fotosammlung Stadt Antwerpen Letterenhuis, mit freundlicher Genehmigung des Design Museums Brüssel).

„Make Way for Berthe Weill. Art Dealer of the Parisian Avant-Garde“ im Grey Art Museum, New York, New York, USA

Während die ersten Jahre der modernen Kunst in Paris von Männern wie Henri Matisse, Marc Chagall oder Amedeo Modigliani geprägt waren, verdankte sie einen Großteil ihres frühen Erfolgs einer Frau. Einer Frau, die ausnahmslos in der Anonymität versank, während die Männer, die sie berühmt machte, vor einem internationalen Publikum glänzten.

Mit “Make Way for Berthe Weill” versucht das Grey Art Museum der New York University, das Gleichgewicht wiederherzustellen.

Die 1865 in Paris geborene Berthe Weill eröffnete 1901 in der Rue Victor Massé am Rande des Montmartre-Viertels die Galerie B. Weill, die sich selbst eher als „B.“ bezeichnete. Die Galerie in der Rue Victor Massé sollte der erste von mehreren Standorten für Weills Galerie werden, eine Plattform, die sie vor allem dazu nutzte, aufstrebende Künstler, Ansätze und Positionen des damals zeitgenössischen Paris zu präsentieren, zu fördern und zu unterstützen. Sie war auch eine der ersten Galerien, die Bewegungen wie den Fauvismus oder den Kubismus förderte.

Oder wie Weills Visitenkarte mahnte: “Place aux Jeunes” – Platz für die Jugend.

Etwas, das wir alle irgendwann tun müssen.

Eine Karriere, ein Beitrag zur Entwicklung der Kunstgeschichte, die das Grey Art Museum mit der Präsentation von rund 110 Werken von Künstlern wie Picasso, Matisse oder Léger, die mit der Galerie B. Weill verbunden sind, beleuchten und erforschen möchte. Dabei stehen nicht die Werke im Mittelpunkt der Ausstellung, sondern ihr Platz in der Biografie, die Bedeutung und die anhaltende Relevanz der Galeristin, die lange vor anderen an diese Künstler glaubte und in ihren Ansätzen und Positionen etwas Besonderes sah.

“Make Way for Berthe Weill. Art Dealer of the Parisian Avant-Garde” wurde am Dienstag, den 1. Oktober im Grey Art Museum, 18 Cooper Square, New York, NY 10003 eröffnet und ist bis Samstag, den 1. März zu sehen. Weitere Informationen finden Sie unter https://greyartmuseum.nyu.edu.

Portrait de Berthe Weill, Émilie Charmy, 1910–14 (Photo Montreal Museum of Fine Arts, courtesy Grey Art Museum, New York)

Portrait de Berthe Weill, Émilie Charmy, 1910–14 (Foto Montreal Museum of Fine Arts, mit freundlicher Genehmigung des Grey Art Museum, New York)

„Autofiction. A biography of the automobile“ im CID – centre d’innovation et de design in Grand-Hornu, Hornu, Belgien

Kaum ein anderes Objekt hat das vergangene Jahrhundert so geprägt wie das Automobil. Und es gibt wohl nur wenige Objekte, die es geschafft haben, sich so sehr in den Mittelpunkt gesellschaftlicher, politischer, wirtschaftlicher und städtebaulicher Entscheidungen zu stellen wie das Auto. Und wenn man dem aktuellen populären Diskurs Glauben schenken darf, wird dies auch im kommenden Jahrhundert so bleiben.

Mit “Autofiction” verspricht das CID – Centre for Innovation and Design in Grand-Hornu eine alternative, kritische Biographie des Automobils in drei Teilen: das Auto als Nutzer von Ressourcen, sei es in der Konstruktion oder im Gebrauch; das Auto als intelligentes Objekt im ständigen wechselseitigen Dialog mit der weiteren Umwelt; und das Auto als demokratisches Objekt, als Bestandteil einer zukünftigen globalen demokratischen Gesellschaft sowie als Enabler der heutigen demokratischen Gesellschaft.

Dies sollte differenzierte Antworten auf Fragen nach unserem zukünftigen Umgang mit dem Auto ermöglichen.

“Autofiktion. Eine Biographie des Automobils“ wird am Sonntag, den 6. Oktober im CID – Centre d’Innovation et de Design in Grand-Hornu, Rue Sainte-Louise 82, 7301 Hornu eröffnet und dauert bis Sonntag, den 16. Februar. Weitere Informationen auf www.cid-grand-hornu.be.

Alexis de Raphelis et Benoît Verjat, Kuruguma, 2022 (Photo @Alexis de Raphelis et Benoît Verjat, courtesy CID Grand-Hornu)

Alexis de Raphelis und Benoît Verjat, Kuruguma, 2022 (Foto @Alexis de Raphelis und Benoît Verjat, mit freundlicher Genehmigung von CID Grand-Hornu)

„Design für Kinder“ im Bröhan Museum, Berlin, Deutschland

Man könnte argumentieren, dass „Kindheit“, wie sie heute allgemein verstanden wird, ein relativ junges Phänomen ist. Zweifellos waren alle Erwachsenen einmal Kinder. Aber nicht alle haben eine Kindheit im heutigen Sinne erlebt. 

Die Ursprünge der Kindheit, wie wir sie heute verstehen, liegen, wie so vieles in der zeitgenössischen europäischen Gesellschaft, in den sozialen und politischen Reformbewegungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Diese These vertritt das Bröhan-Museum in Berlin mit der Ausstellung “Design für Kinder”, die mit dem Werk von Ellen Key eröffnet wird, einer wichtigen Persönlichkeit in der Entwicklung von Architektur und Design in Schweden und einer frühen Verfechterin der Rechte von Kindern in der Gesellschaft. Ausgehend von diesem frühen 20. Jahrhundert wird das titelgebende Design für Kinder anhand von rund 250 Objekten aus den dazwischen liegenden Jahrzehnten untersucht. Darunter befinden sich Beiträge von beispielsweise Clara Möller-Coburg, Libuše Niklová, Bruno Munari, Verner Panton oder Matali Crasset; Objekte nicht nur unterschiedlicher Genres, sondern auch unterschiedlicher Auffassungen, Definitionen und Herangehensweisen an Design für Kinder: von pädagogisch bis spielerisch, von lehrreich bis fantasievoll.

Diese Mischung soll nicht nur dazu beitragen, die Entwicklung des Designs für Kinder in den letzten anderthalb Jahrhunderten zu veranschaulichen und die Zusammenhänge zwischen Design und Gesellschaft aufzuzeigen, sondern auch dazu, die Entwicklung von „Kindheit“ in diesen anderthalb Jahrhunderten besser zu verstehen.

Darüber hinaus verspricht das Bröhan-Museum neben zahlreichen interaktiven Stationen auch eine Pop-up-Bibliothek mit Kinderbüchern, so dass Design für Kinder eine Ausstellung für Kinder und Erwachsene gleichermaßen ist.

Design für Kinder wird am Sonntag, den 13. Oktober, im Bröhan-Museum, Schlossstraße 1a, 14059 Berlin, eröffnet und läuft bis Sonntag, 16. Februar. Weitere Informationen unter www.broehan-museum.de.

Spotty by Peter Murdoch, 1963 (Photo Die Neue Sammlung – The Design Museum (A.Laurenzo), courtesy Bröhan-Museum Berlin)

Spotty von Peter Murdoch, 1963 (Foto Die Neue Sammlung – The Design Museum (A.Laurenzo), mit freundlicher Genehmigung des Bröhan-Museums Berlin)

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