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Nils Holger Moormann präsentiert den „Salone di Aschau“ 2024

Ciao Salone!

Servus Salone!!!

Unter den Möbeldesignherstellern in Europa sticht Nils Holger Moormann schon lange aus der Masse heraus. Das liegt vor allem daran, dass Nils Holger Moormann nie auf die Masse aus war, immer sein Ding gemacht hat, und damit wiederum sehr zu Recht eine Masse von Menschen angezogen hat.

Während also andere Möbelhersteller nach der Pfeife der internationalen “Messemassen” tanzen, macht Nils Holger Moormann seine eigene Messe.

Ciao Mailand!

Servus Aschau!!!

Obwohl Nils Holger Moormann nie ausgetretenen Pfaden folgte und lieber im eigenen Wohnmobil schlief als in den Hotels des internationalen Designermöbelzirkus, pilgerte er viele Jahre lang im April durch die Menschenmassen von Mailand. Er heuerte uns sogar einmal an, um beim Aufbau des Messestandes zu helfen, wohl wissend, wie technisch inkompetent wir waren.

Dann hat der Hersteller Nils Holger Moormann im Jahr 2013 ganz im Sinne der Person Nils Holger Moormann entschieden, dem Mailänder Gedränge den Rücken zu kehren. Eine mutige Entscheidung zu einer Zeit, in der Mailand eine Grundvoraussetzung für den Zugang zum internationalen Möbelmarkt war.

Aber Nils Holger Moormann verkörperte lange Zeit die Position eines George Nelson, der sagte, dass man sein Publikum findet, wenn man das tut, woran man glaubt: Nicht der Masse hinterherlaufen, sondern sich vom Einzelnen finden lassen. 

Nelson folgte seinen Überzeugungen und gab nicht nur Charles und Ray Eames eine Plattform, sondern ermöglichte es Herman Miller, eine führende Rolle im Möbeldesign in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einzunehmen. 

Nils Holger Moormann, der tat, woran er glaubte, ermöglichte es wiederum, die Positionen und Haltungen des Neuen Deutschen Designs der späten 1980er Jahre in die 1990er Jahre und weiter ins 21. Jahrhundert zu tragen, ohne dass sein gleichnamiges Unternehmen jemals wie eine Pastiche vergangener Zeiten wirkte. Stattdessen trat Nils Holger Moormann  selbstbewusst und zukunftsorientiert den Herausforderungen der Gegenwart entgegen und hat bis heute viel Spaß dabei. 

So bietet Moorman heute eine echte Alternative zum marketinggetriebenen Einerlei der Masse, das George Nelson Ende der 1940er Jahre bereits kommen sah. 

Auch wenn es kurze Momente gab, die einer gewissen Anbiederung an die Masse nahe kamen: Der Gedanke an die „Special Edition“-Farben von Harry Thalers immer fröhlichem Pressed Chair erschreckt uns noch immer. Dieses „Schaut euch die neuen Farben an!!!“, das alle Möbelhersteller scheinheilig als „Design“ präsentieren, um ein bereitwilliges  Publikum von ihrer Ideenlosigkeit abzulenken.

In der Moormann-Ära wurde zum Beispiel ein Lastenfahrrad entwickelt, um das FNP-Regalsystem von Axel Kufus schonend zu transportieren; Nils hat den Innenraum eines Wohnmobils neu konzipiert und argumentiert, dass der Innenraum eines Wohnmobils kein kalter Funktionsraum ist, sondern ein warmer, rationaler Raum; Hinzu kamen zahlreiche Neuinterpretationen des funktionalen Raums, einschließlich der Entwicklung von Walden, einem Gartenhaus, das nicht nur den Unterschied zwischen einem Landhaus und einem Gartenhaus in Frage stellt, sondern auch die Frage aufwirft, warum wir uns mit den egoistischen Raumansprüchen des Landhauses abfinden. Und ein Walden, das einst auf dem Gelände der Leipziger Spinnerei stand.

Wer könnte den Bookinist Cup 2011 vergessen, die berühmte Hölle von Aschau. Gut, an vieles können wir uns selbst nicht mehr erinnern, aber das ist eine andere Geschichte. Nie vergessen werden wir aber, wie wir aus einem sehr warmen, frühherbstlichen Wien in einen Zug stiegen und in einem Schneesturm im unter Null Grad kalten Aschau im Chiemgau ankamen. Wir waren gezwungen eine Mütze von Tchibo zu kaufen. 

Und nun inszeniert Nils Holger Moormann mit dem Salone di Aschau sein eigenes (Mini-)Designmessefestival, oder „Happening“, wie sie es leider nennen wollen.

Moormann ist dabei nicht der erste Möbelhersteller, der eine eigene Messe, ein eigenes Festival/“Happening“ veranstaltet: 2020 hat sich beispielsweise Vitra von der Orgatec abgekoppelt, um auf dem Vitra-Campus ein eigenes Mini-Büromöbel-Festival, den Summit, zu etablieren.

Der Salone di Aschau verspricht eine ganz andere Veranstaltung zu werden, weil Moormann ein ganz anderes Unternehmen ist. Ein Unternehmen mit einer ganz anderen Definition von ‚Unternehmen‘.

Der Salone di Aschau ist eine kostenlose Veranstaltung für alle, oder zumindest für alle, die es für einen Tag/ein Wochenende Mitte Juli in das voralpine Aschau im Chiemgau schaffen. Kuratiert wird der Salone di Aschau vom Sindelfinger Studio Haus Otto alias Patrick Henry Nagel und Nils Körner, die eine Mischung aus Manufakturen, Marken und Projekten nach Aschau eingeladen haben. 

Farm ist beispielsweise ein von Haus Otto initiiertes Projekt, das Kreative auf einem Bauernhof in Rimpertsweiler im tiefsten Baden-Württemberg zusammenbringt und den Bauernhof, das Konzept „Bauernhof“ als Basis nutzt, um nicht nur Projekte, sondern Positionen zu Kunst, Design, Gesellschaft und Planet zu entwickeln; 

Die Geschichte des Besteck-, Teekannen- und Geschirrherstellers Mono aus Mettmann bei Düsseldorf, begann wiederum 1959 mit Peter Raacke. Nach Beiträgen unzähliger Designer wird diese Geschichte heute von Mark Braun fortgeschrieben. Studierende der Meisterklasse von Konstantin Grcic an der HFBK Hamburg präsentieren Überlegungen zum Wanderstock (Hiking Pole), die wohl eher konzeptionell als praktisch, aber deshalb nicht weniger informativ sein werden. Das Berliner Unternehmen Bottone a. k.a. Michele und Daniele Luciano Ferrazzano präsentieren ihre Entwürfe wiederum nicht nur als physische Objekte, sondern auch als Klänge. Ob die Ferrazzano-Brüder und ihre Möbel eine musikalische Einlage bieten werden, wissen wir nicht. Sicher ist, dass Sianza von der Münchner Community-Radio-Plattform Radio 80000 den Sonnenuntergang musikalisch begleiten wird, wenn der Salone di Aschau sich seinem Ende neigt.

In diesem Mix wird natürlich auch Nils Holger Moormann zu hören sein.

Wird dieser Mix den Grundstein für ein neues Genres von Designmesse/Festival/“Happening“ legen? Wird der Salone di Aschau eine ähnliche Revolution im Bereich der Möbelmessen anstoßen, wie sie Nils Holger Moormann im Bereich des Designs fordert? Ist das ein Schritt hin zu einer verantwortungsvolleren, internationalen Möbelmessen-Community, die wir alle so dringend bräuchten?

Das bleibt abzuwarten. Wir machen keine Vorhersagen. Das ist nicht unser Ding.

Der Salone di Aschau klingt auf jeden Fall nach einem höchst unterhaltsamen, lehrreichen und anregenden Tag im südlichsten Bayern, der viel Spaß machen wird.

Der Salone di Aschau 2024 findet am Samstag, den 13. Juli, rund um das Haus von Nils Holger Moormann, An der Festhalle 2, 83229 Aschau im Chiemgau statt. Am Sonntag, den 14. Juli ist eine gemeinsame Wanderung auf die Kampenwand (1669 m) mit einem „How to Hum“-Seminar auf dem Gipfel unter der Leitung von BNAG alias Oliver-Selim Boualam & Lukas Marstaller geplant.

Übernachtungsmöglichkeiten gibt es im Moormann Gästehaus Berge und es scheint auch Platz zum Zelten zu geben.

Alle Details sind unter www.moormann.de zu finden.