Zugegeben, das Sofa Dedas der Budapester Designerin Annabella Hevesi ist nicht Teil der Berlin Design Week 2024.
Es ist allerdings auf der Berlin Design Week 2024 zu sehen – und zwar als Teil der Installation der Sphere-Tapetenkollektion für den italienischen Hersteller Tecnografica, die von dem in Berlin lebenden ungarischen Medienkünstler Dávid Szauder in Zusammenarbeit mit dem Budapester Innenarchitekturstudio Freeform, alias Eszter Bolgár und Tímea Csitári, entwickelt wurde.
Dedas ist zwar auf der Berlin Design Week 2024 zu sehen, aber ohne Namensnennung. Das ist frech!
Denn für uns ist das Sofa der eigentliche Star der Präsentation.
Nichts gegen Dávid Szauder und Freeform – wir sehen, was ihr gemacht habt, und wir schätzen es. Nachdem wir Dávids und Viktória Szabós Animationen in der Ausstellung „Innenraum“ im Collegium Hungaricum Berlin gesehen haben, verstehen wir noch besser, worum es geht: die Rolle der KI, die generierten Aussagen und Positionen, die verteidigt werden. Aber es ist einfach nicht unser Ding, nicht unser visuelles Vokabular. Dennoch wissen wir, dass es für viele andere genau das Richtige ist – visuell und inhaltlich.
Dedas von Annabella Hevesi ist dagegen ein Design, das uns begeistert
Dedas ist ein Werk, das uns sofort überzeugt hat. Wir haben es online entdeckt und uns beim ersten Treffen im Peter-Behrens-Bau direkt verliebt.
Unsere Begeisterung war nicht zu übersehen, besonders nachdem wir einige Zeit mit diesem außergewöhnlichen Sofa verbracht hatten. Entwickelt wurde es von Annabella Hevesi im Rahmen des Projekts Burnt Geometry. Dieses Projekt ist Teil der Plattform Line and Round (IO), die Annabella zusammen mit Gábor Bella ins Leben gerufen hat. Der Ausgangspunkt war eine Emaille-Kunstbewegung der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre, die vor allem von Lantos Ferenc geprägt wurde. Wie Annabella und Gábor in einem Interview erläuterten, beeinflussten Lantos‘ Positionen auch maßgeblich die Gestaltung von Burnt Geometry, das unter anderem die preisgekrönte Roly-Poly-Lampe hervorbrachte.
Dedas basiert auf modularen Polsterelementen, die von Paneelen inspiriert sind, die im Rahmen des historischen Emaille-Projekts entstanden. Der Sockel – ein röhrenförmiges Metallelement – erinnert an die Ständer, die im Emaillierprozess verwendet wurden. Kurz gesagt: Dedas ist eine Hommage an die industrielle Fertigung und zugleich eine abstrahierte Momentaufnahme eines kreativen Prozesses.
Trotz dieser industriellen Wurzeln hat Annabella es geschafft, Dedas für die Gegenwart zu abstrahieren und zu domestizieren. Das Sofa fügt sich mühelos in jeden Raum ein, ohne dabei dominant zu wirken. Mit seinen abgerundeten Formen, der offenen Konstruktion und der harmonischen Ausstrahlung ergänzt es Räume, statt sie zu überwältigen. Es formt Räume, anstatt sie einfach nur auszufüllen.
Nicht nur visuell, sondern auch haptisch überzeugt Dedas. Die Polster bieten hohen Komfort und Stabilität, selbst wenn man sich in einer Ecke zusammenrollt. Wir konnten das Sofa in einem leeren Raum im Peter-Behrens-Bau erleben, umgeben von den Sphere-Tapeten. Doch wir sind sicher, dass es in einem Wohnzimmer, einer Hotellobby oder einem Büro genauso beeindruckend wirkt. Es eignet sich gleichermaßen als Wohn- wie als Arbeitsmöbel – vielleicht sogar noch mehr.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Nachhaltigkeit: Dank der modularen Konstruktion lassen sich einzelne Polsterelemente leicht austauschen, sei es bei Beschädigungen oder bei einer Anpassung an neue Farbkonzepte. Damit ist Dedas ein Möbelstück, das mit der Zeit geht und eine nahezu unbegrenzte Lebensdauer hat. Genau das sollten zeitgenössische Möbel leisten.
Der einzige Wermutstropfen: Dedas ist bisher nur ein Konzept und noch kein Produkt. Annabella und Gábor arbeiten unter ihrer Marke Self and Scope daran, es zu realisieren. Doch wenn ein Hersteller ein einzigartiges Sofakonzept sucht, das künstlerische, gestalterische und handwerkliche Ansprüche auf außergewöhnliche Weise verbindet, wissen wir, wohin er sich wenden sollte.
Neben Dedas zeigt das Collegium Hungaricum Berlin noch bis zum 31. Mai die Ausstellung „Innenraum“. Dort sind weitere Werke von Annabella zu sehen, darunter der Loungesessel Peach sowie Arbeiten von mehr als einem Dutzend anderer ungarischer Designer und Künstler wie Dávid Salamon, Blanka Timári und Dóra Riederauer.
Mehr Informationen zur Ausstellung finden Sie unter www.hungaricum.de, zur Sphere-Kollektion unter www.tecnografica.net und zur Berlin Design Week unter berlindesignweek.com.
Erfahren Sie mehr über Annabella Hevesi und Dedas auf lineandround.io und selfandscope.io.
