So wie das Aardvark (zu deutsch Erdferkel), oder der Designer Alvar Aalto, findet sich auch die Stadt Aachen häufig an der Spitze alphabetischer Listen.
Aber abgesehen von solch orthografischen Täuschungsmanövern – würde sich die FH Aachen auch an der Spitze unserer #campustour Liste wiederfinden?
Die Fachhochschule Aachen entstand 1971 aus der Fusion bereits bestehender, traditioneller Vorgängerinstitutionen, wie zum Beispiel aus der Staatlichen Ingenieurschule Aachen und der Kunstgewerbeschule Aachen. Hinzu kam das Forschungszentrum Jülich. Mit den beiden Standorten in Aachen und Jülich wurde die Institution 2009 zur FA Aachen und bietet heute ein breites Spektrum an wissenschaftlichen, technischen und gewerblichen Studiengängen an, darunter auch Architektur und Design.
Der Designbereich in Aachen ist mehr oder weniger ein direkter Nachfahre der Aachener Schule für Technisches Zeichnen und Angewandte Kunst, einer Institution, die über die Jahre unterschiedlichste Gestalt angenommen hat. Zur Zeit der bereits erwähnten Fusion nannte sie sich Werkkunstschule Aachen und bot als solche Einführungen in diverse künstlerische und handwerkliche Disziplinen an.
Im Jahr 1971 mit 227 Studenten eingeweiht, beherbergt der Designbereich der FH heute 600 Studenten und bietet Bachelorstudiengänge in Kommunikationsdesign, Produktdesign und einen Master in Kommunikations- und Produktdesign an.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Jahresabschlussausstellungen: die, die Abschlussprojekte präsentieren und die, bei denen Abschlussprojekte zusammen mit den Resultaten der Semesterprojekte des vergangenen Jahres gezeigt werden. Letzteres ist unser bevorzugtes Format, denn die Semesterprojekte sind in vielerlei Hinsicht wichtiger als die Abschlussprojekte der Graduierten. Nicht zuletzt wenn es darum geht, die Schule zu verstehen – ihren Fokus, ihr Potential und ihre Ausrichtung kennenzulernen. Zudem sind diese Ausstellungen meist unterhaltsamer und einnehmender.
Die FH Aachen präsentiert einen dritten Typus: zwei Ausstellungen – eine mit Semesterprojekten und eine mit den Projekten der Absolventen. Eine Woche liegt zwischen beiden Ausstellungen. Das ist toll, wenn man in Aachen lebt. Umso irritierender ist es, wenn man zwar in der Nähe von Aachen lebt, aber viel zu weit weg, um zweimal in einer Woche dorthin zu fahren.
Wir wollen nicht auf der FH Aachen herumhacken, schließlich gibt es andere Designhochschulen, die es genauso machen. Aber wenn man weiß, dass es eine andere Ausstellung gegeben hat, die die jetzige vervollständigt hätte, bleibt man mit dem Gefühl zurück, etwas verpasst zu haben. Letztendlich ist das aber mehr oder weniger der Dauerzustand, in dem wir uns befinden.
Aus logistischen Gründen haben wir nur die Diplomausstellung gesehen und die war auf jeden Fall schon mal die Ausstellung mit dem besten Catering in diesem Sommer. Unser Fokus lag allerdings auf den nicht minder delikaten Abschlussprojekten.
Das Gehirn produziert nicht nur visuellen Input, sondern interpretiert diesen auch. Dazu gehört auch, dass es Lücken ausfüllt an Stellen, die ihm unvollständig erscheinen. Aus diesem Grund funktionieren optische Täuschungen. Lina Fischer hat diese Gehirnfunktion gewissermaßen in das Design ihres Sofas Alma einfließen lassen: Indem Armlehnen und Beine durch Rückenlehne und Sitzfläche hindurchgehen, wird die Linie unterbrochen, bringt unseren Sinn für Logik durcheinander und zwingt das Gehirn, das Bild bestmöglich zu vervollständigen. Alma ist so am Ende sehr viel mehr Sofa als es aussieht – nur eben nicht mehr als nötig.
Tape bezieht seinen Namen aus dem Textilband, das um den Rahmen gewunden ist und so den Sitz bildet. Für uns ist jedoch die Modularität entscheidend. Grundsätzlich ist Tape aus ein paar sich wiederholenden Elementen komponiert, die theoretisch nach Bedarf neukonfiguriert und verändert werden können. Zum Beispiel kann man zwischen Rückenlehnen aus Holz, Plastik oder Textilband wählen. Wobei wir die Textilband-Rückenlehne nicht unbedingt empfehlen würden, vielmehr sollte man sie einfach weglassen.
Lässt man die Rückenlehne mal außer acht, sind wir sicher, dass nur einige weitere modulare Elemente entwickelt werden müssten, um den Anwendungsbereich von Tape zu erweitern.
Formal sind Ähnlichkeiten mit Stuhldesigns der Vergangenheit bemerkbar, am auffälligsten ist wahrscheinlich die Reminiszenz an die Handwerkskunst Hans J. Wegners. Zudem liefert Tape einen sehr zeitgenössischen Ansatz hinsichtlich der Produktion – erlaubt das Produkt doch den Einsatz von 3D-Druck-Technologie – und hinsichtlich des Transportes, denn der Stuhl kann als Flatpack verschifft und transportiert werden.
Flatpack Stuhlversand ist nichts Neues, auch Michael Thonet hat das im späten 19. Jahrhundert schon gemacht: 36 214 Stühle in einer einen Quadratmeter großen Box – ein globaler Erfolg! Mit dem Aufstieg des Onlineshoppings und dem damit verbundenen Anstieg des Paketversands sind leichtere Verpackungen die einzig verantwortungsvolle Lösung für die Möbelindustrie und etwas, das sich alle Beteiligten zum Ziel machen sollten. Würde man Tape in diesem Sinne produzieren, wäre das Möbel zwar nicht der erste zeitgenössische Flatpack Chair, aber durch seine Produktion, Konstruktion und Modularität ein überaus interessanter Vorschlag in diese Richtung. Abgesehen allerdings von der Textilband-Rückenlehne – sorry!
Wir haben schon oft erwähnt, dass für uns der Beistelltisch mit integrierter Leuchte ein besonders sensibles Thema ist. Vor allem, wenn es um Nachttische geht. Warum Abstellfläche für etwas verschwenden, das tatsächlich eine essentielle Komponente ist? Man braucht die Leuchte, insofern sollte man sie integrieren!
Ob Noa die richtige Antwort ist? Wir sind uns da nicht zu hundert Prozent sicher. Formal überzeugt uns Noa nicht so wie es wohl sein sollte. Vor allem aber müsste man uns überzeugen, dass die Beleuchtung den Situationen des täglichen Lebens auch wirklich angemessen ist: Erlaubt sie beispielsweise im Bett zu lesen? Wir sind jedoch sicher, dass Noa mit integriertem Zeitschalter, der das Licht während des Einschlafens langsam dimmt, für Kinderzimmer interessant wäre.
Und auch wenn Noa im Kontext eines Projektes entstanden ist, bei dem es darum geht gesünderes Schlafverhalten zu unterstützen – insofern also insbesondere als Nachttisch konzipiert wurde – können wir uns Noa genauso gut in einem Wohnzimmer oder in einer längeren, dünneren Version als Tisch für einen Eingangsbereich vorstellen, in den nur wenig natürliches Licht fällt. Wir sehen also eine Menge Potential in dem Konzept!
Alle Details zur FH Aachen und zu den Diplomprojekten gibt es unter www.fh-aachen.de bzw. www.diploma-ac.de.