Wenn man den Etymologen Glauben schenken kann, entstammt der Begriff „April“ dem lateinischen Verb „aperire“ – aufdecken, öffnen. Unsere Vorfahren bezogen sich hiermit fraglos auf die Angewohnheit der Natur, sich in dieser Zeit des Jahres zu „öffnen“. Wir denken wohl eher an „Aperol“ und die angenehmste Erfrischung während der Sommerzeit, deren Saison in Mailand jeden April beginnt. Es ist also keine Überraschung, dass uns die fünf neuen Designausstellungen für April 2016 nach Mailand führen … und nach Düsseldorf, Helsinki, Dresden und Amsterdam.
„Jean Tinguely. Super Meta Maxi“ im Museum Kunstpalast Düsseldorf
Der Künstler Jean Tinguely wurde 1925 in Fribourg in der Schweiz geboren und ist am besten für seine unzähligen kinetischen Skulpturen bekannt, die einige als unansehnliche Säulen Restmetalls bezeichnen. In vielen Fällen ist das auch so. Dies wird vielleicht am besten an einem von Jean Tinguelys bekanntesten Werken deutlich. „Hommage to New York“ wurde im Skulpturengarten des MoMA New York aus Einzelteilen von New York Citys Mülldeponien und „80 Fahrradrädern, Teilen alter Motoren, einem Klavier, Metallfässern, einer Adressiermaschine, einem Kinder-Go-Kart und einer emaillierten Badewanne“* gefertigt. Und all das in einer Maschine, die sich innerhalb einer 30-Minuten-Performance selbst zerstören sollte. Wie sich herausstellte, verlief die Performance nicht ganz wie geplant, aber die Kritik an der Konsumkultur wurde übermittelt und Tinguely verschaffte sich weltweit Aufmerksamkeit. Mit „Super Meta Maxi“ versprechen das Museum Kunstpalast Düsseldorf und das Stedelijk Museum Amsterdam eine chronologische Reise durch Jean Tinguelys Werk inklusive viele seiner Interventionen und kreativen Kooperationen sowie die Darstellung eines verständlichen Porträts eines Künstlers, der im Allgemeinen gegen das Porträt als Genre arbeitete.
„Super Meta Maxi“ ist übrigens nicht die erste Begegnung zwischen Düsseldorf und dem Dadaisten Tinguely. 1959 zeigte die Stadt Jean Tinguelys erste Soloausstellung in Deutschland, eine Ausstellung, die in der Verbreitung von Tinguely Manifest „Für Statik“ – „For Statics“- from an aircraft over the city“ gipfelte: „Alles ist in Bewegung. Nichts steht still … hört auf Zeit zu „malen“. Hört auf Kathedralen und Pyramiden zu bauen, die zerfallen. Atmet tief ein, lebt im Hier und Jetzt, lebt für den und in dem Moment. Für eine schöne und absolute Realität.“
„Jean Tinguely. Super Meta Maxi“ eröffnet im Museum Kunstpalast, Ehrenhof 4-5, 40479 Düsseldorf am Samstag, den 23. April und läuft bis Sonntag, den 14. August.
* MoMA Pressemitteilung vom 18. März 1960 (pdf)
„Eero Aarnio“ im Designmuseo Helsinki, Finnland
Mit seinem Ball Chair und Bubble Chair gab der finnische Designer Eero Aarnio dem Geist der Revolution, der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten der 1960er Jahre nicht nur eine physische Form. Er schuf auch neue Möbelgenres und trug zu einem neuen Verständnis von Materialien und Produktionsprozessen bei. Neuere Arbeiten wie Puppy für Magis oder der Rocket Stool für Artek transportierten Eero Aarnios Kreativität in eine neue Generation und im Falle des aus Holz gefertigten Rocket Stools hin zu einem neuen Material. So allgegenwärtig und eindeutig erkennbar seine Arbeiten auch sind, bleibt Eero Aarnio selbst weitgehend unbekannt. Das Designmuseo Helsinki möchte dies mit seiner Retrospektive ändern. In Aussicht gestellt wird ein Mix aus Möbeln, Leuchten und kleinen Objekten, aus serienmäßig hergestellten Produkten und einmaligen Arbeiten von den 1950er Jahren bis heute. All das wird vervollständigt und erweitert durch Zeichnungen, Sketche, Prototypen und persönliche Objekte. Die Ausstellung verspricht, die umfassendste Entdeckung des Menschen und des Designers Eero Aarnio zu sein, die es je gab.
„Eero Aarnio“ eröffnet im Designmuseo, Korkeavuorenkatu 23, 00130 Helsinki am Freitag, den 8. April und läuft bis Sonntag, den 25. September.
„Living in the Amsterdam School“ im Stedelijk Museum Amsterdam, Niederlande
Ähnlich wie der deutsche Jugendstil bzw. die Arts-and-Crafts-Bewegung in den Jahren zwischen den Kriegen in den traditionelleren Werkbund und die avantgardistischen Bauhaus-Bewegungen zerfiel, so wird auch die Entwicklung der zeitgenössischen Architektur und des Designs in den Niederlanden von einer Teilung charakterisiert. Auf der einen Seite sind die frechen, jungen Dinge von De Stijl und auf der anderen Seite ist die konservativere Amsterdamer Schule. Während die zahlreichen kreativen Genres De Stijls und die Architektur wie das architektonische Erbe der Amsterdamer Schule weitgehend erforscht wurden, präsentiert „Living in the Amsterdam School“ dem Stedelijk Museum zufolge die erste museale Erkundung der Möbel und der Einrichtung, die die Architektur der Amsterdamer Schule begleiteten. Die über 500 in Aussicht gestellten Gegenstände scheinen sicherlich umfangreich genug, um sicherzustellen, dass der Besucher die Verbindung zwischen Architektur und Inneneinrichtung versteht und auch, warum es zwischen der Amsterdamer Schule und den De-Stijl-Protagonisten so viele Gegensätze gab.
„Living in the Amsterdam School“ eröffnet im Stedelijk Museum Amsterdam, Museumplein 10, 1071 DJ Amsterdam am Samstag, den 9. April und läuft bis Sonntag, den 28. August.
XXI Triennale International Exhibition: „21st Century. Design After Design“, Mailand, Italien
Die Organisatoren haben sich entschieden, bei der 21. Triennale in Mailand einen Blick auf das 21. Jahrhundert zu werfen und die Frage zu stellen, was die Zukunft für Designer und Design in beruflicher und begrifflicher Hinsicht bereithält. Mit über 20 Ausstellungen an 11 Orten in und um Mailand herum möchte die 21. Triennale in Mailand bestimmten Fragen nachgehen. Fragen danach, wie man am besten auf den aufkeimenden Konflikt zwischen unserer Abhängigkeit von Massenproduktion und der Ausbreitung neuer Produktionsprozesse reagieren könnte, wie sich unsere Städte und Gemeinden verändern sollten/werden, um sich an veränderte Gegebenheiten anzupassen, welche Rolle Designer hierbei spielen, wie die Rolle des Designers werden wird und besonders, was „Design“ in naher Zukunft eigentlich bedeuten wird … also nach Design?
Die XXI Triennale International Exhibition „21st Century. Design After Design“ findet an verschiedenen Orten in Mailand von Samstag, den 2. April bis Montag, den 12. September statt.
„Der eigene Antrieb – oder wie uns das Rad bewegt“ im Kunstgewerbemuseum Dresden, Deutschland
Ähnlich wie unsere Beziehung zur Fotografie rein funktionaler, praktischer Art ist, verhält es sich auch mit unserer Beziehung zum Fahrradfahren. Wir glauben einfach nicht an diesen ganzen „Fahrrad-als-Lifestyle-Unsinn“.
Steig auf dein Fahrrad. Fahr zum Bäcker. Fahr wieder nach Hause. Iss Kuchen.
Steig auf dein Fahrrad. Fahr ins Kino. Schau einen Film. Steig wieder auf dein Fahrrad. Fahr nach Hause.
Steig auf dein Fahrrad. Mach eine lange Radtour. Vermeide fast von einem Bus angefahren zu werden. Fahr nach Hause. Fühl dich fitter.
Aber diese Sache mit dem Fahrrad als „Kult“-objekt … ohne uns.
Und wir denken mal, auch ohne das Kunstgewerbemuseum Dresden.
Mit seiner Ausstellung „Der eigene Antrieb – oder wie uns das Rad bewegt“ möchte das Kunstgewerbemuseum Dresden die Entwicklung des Fahrrads in seinem kulturellen, sozialen und technologischen Kontext darstellen. Die ersten beiden Punkte hören sich am interessantesten an, da sie in Aussicht stellen zu entdecken, wie das Fahrrad als demokratisches und universelles Objekt zahlreiche kulturelle und soziale Bewegungen begleitet, definiert und sogar ermöglicht hat. Und nein, wir meinen nicht tätowierte Großstädter mit Racing Caps.
„Der eigene Antrieb – oder wie uns das Rad bewegt“ eröffnet im Kunstgewerbemuseum, Schloss Pillnitz, Wasserpalais, August-Böckstiegel-Straße 2, 01326 Dresden am Samstag, den 30. April und läuft bis Dienstag, den 1. November.