Es ist eine Tatsache, wenn auch keine sehr weit bekannte, dass der „Organic Design in Home Furnishings“ Wettbewerb des New Yorker Muesum of Modern Art 1940 eine Kategorie „Furniture for Outdoor Living“ enthielt.
Während vieles von dem, was der heute legendäre Wettbewerb angestoßen hat immer noch so relevant und zeitgemäß wie eh und je ist, ist das Design von Möbeln für den Außenbereich bedauerlicherweise immer mehr hinten runtergefallen. Ein Zustand, der eindrucksvoll von der prägnant betitelten „spoga+gafa garden fair 2015“ in Köln demonstriert wird. Mit einer Halle nach der anderen, in der sich typische Möbel mit variablen Materialien und ästhetischer Qualität sammeln, spiegelt sich in Köln der derzeitige Markt was Möbel für den Außenbereich angeht wider und zeigt perfekt, was passiert, wenn Hersteller Möbelstücke mit dem Ziel produzieren, ihren Kunden einen Traum, ein vorgeformtes, ideales Bild von häuslichem Erfolg und einer gewissen Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe zu verkaufen, anstatt sich darauf zu konzentrieren, Produkte zu entwickeln, die einem Prinzip folgen, dem Anspruch, ein Problem zu lösen, neue Wege zu finden oder das Leben des Endnutzers zumindest ein bisschen leichter oder schöner zu machen.
Glücklicherweise gibt es ein paar Quadratmeter auf der spoga+gafa, auf denen man solche doch findet, den Garden Unique Youngstars Wettbewerb.
Eingeführt im Jahr 2013 zeigt der Garden Unique Youngstars Designs für das Leben im Outdoorbereich, die einen kleinen Einblick geben, was im Hinblick auf Außenmöbel fernab der müden Klischees und Stereotypen noch möglich ist, Designs wie der Gewinner des Garden Unique Youngstars Wettbewerbs 2015: der Garten-/Picknicktisch snak von dem Absolventen der Universität der Künste Berlin Gunnar Søren Petersen.
Zum ersten Mal wurden wir auf Gunnar Søren Petersen aufmerksam, als wir seine Lampe gren light auf dem UdK Berlin Rungang 2014 sahen. Während gren light auf einem frei konfigurierbaren System beruht, ist snak eher ein eigenständiges Objekt. Wenn auch genauso flexibel, zugänglich und beständig.
Als zeitgemäße Interpretation eines klassischen faltbaren Picknicktisches und geeignet für 6 bis 8 Gäste, ist snak aus Polypropylen, geölter Eiche, Messing und Polyester-Seil gefertigt und nicht nur leicht und einfach zu transportieren, sondern kann auch innerhalb eines Wimpernschlags in einen Tischtennistisch verwandelt werden. Und an alle, die fragen, warum das wichtig oder sogar begehrenswert ist: Ihr seid einfach zu alt, um das zu verstehen und eine Erklärung wird nicht helfen.
Um ein bisschen mehr über snak herauszufinden, haben wir mit Gunnar Søren Petersen gesprochen.
smow blog: Die offensichtliche Frage zur Einführung: warum ein Picknick-und Campingtisch?
Gunnar Søren Petersen: Die meisten Camping- und Picknicktische sind faltbar, aber in allen anderen Gesichtspunkten unbefriedigend. Generell sind sie nicht sehr benutzerfreundlich, sind, zum Beispiel, nicht so leicht auf- und abzubauen, sind ziemlich selten mal ästhetisch ansprechend und neigen wegen ihrer Materialien und Konstruktion dazu, nicht sehr langlebig zu sein. Das alles hat mich irgendwie geärgert und deswegen habe ich mich dazu entschieden, etwas dagegen zu tun.
smow blog: Das Ergebnis ist snak, im Hinblick auf die Stabilität ist es eine ziemlich abgespeckte, leichte Konstruktion, ist sie trotzdem stabil und wie viel Gewicht kann sie beispielsweise tragen?
Gunnar Søren Petersen: Es ist ein faltbarer Tisch für draußen, und deshalb wackelt er natürlich ein bisschen beim Benutzen, aber es handelt sich auch immer noch um einen Prototyp und in Sachen Stabilität gibt es noch ein paar Dinge, die verbessert werden können, bevor das Produkt marktfähig ist. Auch wenn ich das so sage, der Tisch wiegt zur Zeit so um die 12 Kilo und hält locker ein Gewicht von bis zu 90 Kilo aus. Also würde ich nicht unbedingt empfehlen, darauf zu tanzen, aber ein paar Kisten Bier, zum Beispiel, oder einiges an Essen ist kein Problem.
smow blog: 12 Kilo klingt nicht sehr viel für einen Tisch dieser Größe…
Gunnar Søren Petersen: In der Tat ist es das Material, das das möglich macht. Die Tischplatte ist CNC gefräst aus Polypropylen Integralschaum und das bedeutet, dass snak im Vergleich zu einem eher konventionellen Material selber Dicke etwa 30 % leichter ist, aber genauso robust. Außerdem wird es auch möglich sein, das Gewicht noch etwas mehr zu reduzieren und die Starrheit beizubehalten, durch eine reduzierte Materialdicke, allerdings immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass der Tisch trotzdem noch sein eigenes Gewicht benötigt, um den Naturkräften, wie Wind, standzuhalten.
smow blog: Und die Entscheidung für Holzbeine ist wahrscheinlich eine ästhetische Entscheidung, ein natürlicher Kontrast zur synthetischen Tischplatte…
Gunnar Søren Petersen: Genau. Ich hatte das Gefühl, mit Holz hat man nicht nur ein zugänglicheres Objekt, sondern auch einen schönen Kontrast zwischen dem Natürlichen und dem Technischen. Auch die Verwendung von Messing als eher edles Material ist als Detail gedacht, das den Kunststoff und das Holz sowohl komplimentiert als auch kontrastiert. Wie auch immer, der Plan ist es, eine Auswahl von Beinen anzubieten, zusätzlich zu den Holzfüßen habe ich zur Zeit auch eloxierte Aluminiumbeine für den echten Hardcore-Camper.
smow blog: Und das Tischtennis – Element?
Gunnar Søren Petersen: Das war eine wohlüberlegte Entscheidung. Jeder liebt es, beim Picknicken oder Campen Tischtennis zu spielen und doch weiß ich aus eigener Erfahrung, speziell bei Musikfestivals, dass kleine tragbare Tischtennisplatten sehr viel öfter enttäuschen und aufregen, als dass sie Spaß bringen. Und so dachte ich, warum nicht einen Tischtenniszusatz in den Tisch integrieren? Die Rille in der Mitte des Tisches hätte sich auch leicht auf der Unterseite verstecken lassen, aber ich entschied, sie auf die Oberseite zu bringen und sie zur Unterstützung eines Tischtennis-„Netzes“ zu nutzen.
smow blog: Und wahrscheinlich nicht nur ein Tischtennisnetz; wir vermuten, dass sich auch andere Bestandteile anbringen lassen würden…
Gunnar Søren Petersen: Um ehrlich zu sein, habe ich daran noch gar nicht gedacht, aber warum nicht. Eine Lampe zum Beispiel, für lange Sommerabende…
smow blog: Wir nehmen an, der Plan ist es, einen kommerziellen Partner zu finden; wir wissen, dass du das Ganze im Januar IMM vorgestellt hast. Gab es da Interesse?
Gunnar Søren Petersen: Durch IMM erhielt ich einige gute Presseauftritte und sehr positives Feedback, einschließlich einiger privater Kundenanfragen, aber kein kommerzielles Interesse. Der Wettbewerb hier ist wiederum die perfekte Plattform, sich einem gezielteren Markt zu präsentieren, als es bei IMM der Fall war.
Mehr Informationen zu snak und Gunnar Søren Petersen finden Sie auf www.gunnar-petersen.com
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