Wie die alte Mama Gans angeblich einmal sagte:
Dreißig Tage hat der September und die folgenden fünf verlockenden neuen Design- und Architekturausstellungen, die es womöglich wert sind, mal besucht zu werden, wenn man die Gelegenheit dazu hat…
„Piet Mondrian. The Line“ im Martin-Gropius-Bau, Berlin, Deutschland
Genau wie die Architekten, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zur Bewegung des Modernismus geführt wurden auch mit eher klassischen Stilen anfingen, bevor sie vom reduzierten Charme des Modernismus verführt wurden, so begann auch der niederländische Maler Piet Mondrian als Impressionist ehe er erkannte, was seine prägende Form werden sollte: die Linie. Organisiert vom Martin-Gropius-Bau in Berlin in Zusammenarbeit mit dem Gemeentmuseum Den Haag, verspricht „Piet Modrian. The Line“ ungefähr 50 von Modrians eher frühen Arbeiten zu zeigen, mit denen die Kuratoren erklären wollen, wie der Künstler danach strebte, seine eigene künstlerische Stimme zu finden – eine Stimme, die ein beständiger Einfluss auf zeitgenössische Kunst, Architektur und Design bleibt.
Piet Modrian. The Line wird am Freitag, den 4. September im Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin eröffnet und läuft bis Sonntag, den 6. Dezember.
„The Bauhaus #itsalldesign“ im Vitra Design Museum, Weil am Rhein, Deutschland
Die zweitdrängendste Frage, die im Zusammenhang mit der nahenden Bauhaus Ausstellung im Vitra Design Museum im Raum steht ist, was würde wohl Walter Gropius von dem Hashtag halten? Irgendetwas sagt uns, es würde ihm gefallen. Und das nicht nur wegen seiner quadratischen Perfektion, sondern viel mehr wegen dem ihm innewohnenden Sinn für Gemeinschaft und gezieltem Aktionismus, den es herüberbringt. Und wegen seines kommerziellen Werts, natürlich. Und die drängendste Frage, die aufkommt, ist wohl, was kann noch eine große Bauhaus-Ausstellung zu unserem Wissen und unserem Verständnis über diese meistgelobte aller Institutionen noch hinzufügen? In vier thematische Bereiche geteilt, die sich mit dem sozialen und historischen Hintergrund des Bauhaus beschäftigen, dem Verständnis von Räumen, der Bauhaus Kommunikation und der Fülle von Designobjekten, die in Weimar und in Dessau geschaffen wurden, verspricht der wohl interessanteste und wertvollste Aspekt der „The Bauhaus #itsalldesign“ eine Gegenüberstellung von Arbeiten der Bauhaus-Absolventen wie Marcel Breuer, Marianne Brandt und Lyonel Feiniger mit denen von zeitgenössichen Künstlern wie Adrian Sauer, Jerszy Seymour, Konstantin Grcic und Enzo Mari zu werden. Der Ansporn dahinter ist es, die Relevanz des Bauhaus Vermächtnisses für zeitgenössisches Kunstgeschehen herauszufinden. Wenn es nämlich keine hat – was hat es dann?
The Bauhaus #itsalldesign wird am Samstag, den 26. September im Vitra Design Museum, Charles-Eames-Str. 2, 79576 Weil am Rhein eröffnet und läuft bis Sonntag, 28. Februar.
„Sukiya – Japanese Teahouse“ im Museum of Finnish Architecture, Helsinki, Finnland
Es gibt wohl kaum kultigere Objekte in der Entwicklung des Modernismus als das japanische Haus. Mit seinem reduzierten Konstruktionsprinzip, funktionaler Eleganz und materieller Einfachheit ist das traditionelle japanische Haus in vielerlei Hinsicht eine modernistische Konstruktion, wie sie im Buche steht. Und eine Form, die weiterhin gleichermaßen inspiriert und motiviert. Mit Fokus auf Sukiya, ein architektonischer Stil, der traditionellerweise, wenn auch nicht ausschließlich, für die Konstruktion von Teehäusern angewandt wird, wird das Museum of Finnish Architecture versuchen, die Geschichte und die kulturelle Relevanz von Sukiya zu erklären, während gleichzeitig seine Rolle und Bedeutung für moderne japanische Architektur und Baukunst hervorgehoben werden soll. Zusätzlich zu einem lebensgroßen Sukiya Teehaus, inklusive Holz-, Bambus- und Tatami-Matten, shoji Raumtrennern und verschiedenen Möbelstücken, wird die Ausstellung eine Ergründung der Werkzeuge, Materialien und Prozesse zeigen, die im Sukiya verwendet werden, während Kunsthandwerker in etlichen Workshops die Sukiya-Technik demonstrieren werden und dadurch auch helfen zu verstehen, was Sukiya so einzigartig macht. Und so einnehmend wie seit jeher.
Sukiya – Japanese Teahouse wird am Mittwoch, den 2. September im Museum of Finnish Architecture, Kasarmikatu 24, 00130 Helsinki eröffnet und läuft bis Sonntag, den 15. November.
Manifesto. Arbeiten von Studierenden und Absolventen des Prager Glasateliers im Kunstgewerbemuseum, Dresden, Deutschland
Kurz nachdem sie ihre Stelle als Direktorin des Kunstgewerbemuseums Dresden angetreten hatte, erzählte uns Tulga Beyerle, dass die Entscheidung, die Prager Studios Okolo und Dechem einzuladen, an Ausstellungen teilzunehmen, zumindest teilweise, wenn auch nicht ausschließlich „eine Art war, zu zeigen, dass eine Stadt wie Prag ein Ort ist, an dem Dinge passieren und dass es sinnvoll und hoffentlich unterhaltsam ist, mehr über das herauszufinden, was dort passiert„. Als nächster Schritt in diese Richtung präsentiert das Kunstgewerbemuseum Dresden eine Ausstellung aus Arbeiten von Rony Plesl und seinen Studenten aus dem Glasatelier der Prager Akademie für Kunst, Architektur und Design. Zusätzlich zu Arbeiten, die während Rony Plesls achtjähriger Amtszeit als Leiter des Prager Glasateliers entstanden und die damit auch einen Überblick geben, in welche Richtung Rony Plesl die Institution geführt hat, wird Manifesto auch eine Auswahl von Arbeiten zeigen, die speziell für die Ausstellung konzipiert und von der Kollektion des Kunstgewerbemuseums Dresden inspiriert wurden – damit führt sie die kritische Auseinandersetzung der Institution mit ihrer Kollektion durch die Augen von Außenstehenden fort.
Manifesto. Arbeiten von Studierenden und Absolventen des Prager Glasateliers wird am Freitag, den 4. September im Kunstgewerbemuseum, Schloss Pillnitz, August-Böckstiegel-Straße 2, 01326 Dresden eröffnet und läuft bis Sonntag, den 1. November.
MINDCRAFT15 im Designmuseum Dänemark, Kopenhagen, Dänemark
Eine der Freuden, die es mit sich bringt, sich dagegen entschieden zu haben, jeden April nach Mailand zu wandern ist es, dass man die Ausstellungen besuchen kann, die man in Mailand ansonsten andernorts verpasst hätte. Selbst wenn dieser Ort ein so irrsinnig teurer wie Kopenhagen ist. Organisiert von der Danish Agency for Culture ist MINDCRAFT eine jährliche Ausstellungsserie, die eine kuratierte Auswahl zeitgenössischen dänischen Handwerks und Designs zeigt: die Ausgabe von 2015 wird kuratiert vom Kopenhagener Designstudio GamFratesi und beinhaltet Arbeiten von, unter anderem, benandsebastian, Cecilie Manz, Henrik Vibskov und Louise Campbell und zielt wie alle MINDCRAFT Ausstellungen darauf ab, nicht nur einen prägnanten Überblick über zeitgenössisches Dänisches Kunstgeschehen zu liefern, sondern auch die heutigen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Design und Handwerk herauszuarbeiten.
MINDCRAFT15 wird am Freitag, den 18. September im Designmuseum Dänemark, Bredgade 68, 1260 Copenhagen eröffnet und läuft bis Sonntag, den 31. Januar.