smow Blog kompakt: Open World in der Kazerne Eindhoven

Wie wir schon oft bemerkt, beklagt und bespöttelt haben, findet man in Eindhoven, einer Stadt, die weithin als die kreativste des Universums gilt, tatsächlich nur wenige Anzeichen von Design, Kreativität und Innovation.

Oder zumindest nicht in Eindhovens Innenstadt.

Etwas außerhalb der Stadt allerdings, beim ehemaligen Philips Industrieanwesen in Strijp am westlichen Rand der Stadt oder dem Sectie C Komplex im Osten, findet man scheinbar unerschöpfliche Zusammenschlüsse von Kreativen, die abseits, verkrochen wie der Fuchs im Bau, mit unterschiedlichem Eifer und Erfolg arbeiten.

Aber das Stadtzentrum?

„Kazerne Eindhoven“ ist ein Versuch des Wandels.

Die offiziell während der Dutch Design Week 2014 eröffnete „Kazerne“ zielt als Kombination aus Restaurant, Bar, Veranstaltungsraum und Galerie darauf, Design und aktuelles kreatives Potential in das Zentrum Eindhovens zu bringen – und so einem größeren Publikum und vor allem Laien zugänglich zu machen.

Nach der Eröffnungsausstellung „Open Mind“, die ergründen sollte, wie Designer, oder zumindest Designer der Design Academy Eindhoven, denken, präsentiert „Kazerne“ jetzt „Open World“, eine Ausstellung, die sich mit dem elementaren Wesen der Designforschung auseinandersetzt, d.h. mit der Frage, wie Designforschung uns helfen kann, die Welt zu verstehen und bessere Formen für eine zukünftige Gesellschaft zu finden. So hilft uns die Ausstellung auch in vielerlei Hinsicht Antworten auf die Frage zu finden, die wir in unserem Rückblick zur Ausstellung „How we Work“ im Stedelijk Museum ’s-Hertogenbosch aufgeworfen haben: „Ist die Arbeit zeitgenössischer niederländischer Designer sinnvoll und bedeutsam?“

Open World at Kazerne Eindhoven

Open World im Kazerne Eindhoven

Mit Beiträgen von über 20 dänischen Designstudios, wie beispielsweise Raw Color, Steven Banken, Nacho Carbonell oder Jeroen Wand, erreicht „Open World“ die Zielstellung bisweilen auf grandiose Weise, aber nicht durchgehend – teilweise werden auch einfach interessante, provokant gedachte Projekte präsentiert.

Während Arbeiten wie beispielsweise „Momentum“ von Jeffrey Heiligers (eine geschickte Visualisierung potentieller Energie und der relativen Bequemlichkeit, mit der kleine Mengen Elektrizität generiert werden können), „Light is a vector projecting a line“, der Skulptur von Arnout Meijer (eine schöne Untersuchung unserer Wahrnehmung von Licht), oder „CaCO3 – Stoneware“ von Laura Lynn Jansen & Thomas Vaily (ein Versuch, die Kraft der Fossilisation und Versteinerung für den Produktionsprozess zu nutzen), interessante Visionen für eine mögliche Zukunft liefern, geht es bei anderen Projekten eher um eine Forschung um der Forschung willen – d.h. eher um Kunst als um Design und so, zumindest für uns, weniger darum, unser Verständnis zu erweitern oder darum, unsere Gesellschaft voranzubringen. Was diese Projekte nicht weniger gültig, interessant oder sehenswert macht, aber etwas zu weit vom eigentlichen Schwerpunkt der Ausstellung abrückt. Zu diesen Projekten gehören beispielsweise: „Unifixed“ von New Window x Ola Lanko, Studio Drifts geniales Projekt „Fragile Future“ oder die Collagenserie „2.0“ von Joost van Bleiswijk, in der Überreste aus der industriellen Produktion zusammengefügt werden, um Objekte mit einer ganz eigenen Formensprache und einem individuellen Charakter entstehen zu lassen.

Sehr passend zum Fokus der Ausstellung ist „Mine Kafon“ von Massoud Hassani ein Projekt, dem der größte Teil von „Open World“ eingeräumt wurde. „Mine Kafon“, entwickelt als Massouds Design Academy Eindhoven Diplomprojekt, möchte eine simple, universale und vor allem sichere Methode zur Räumung von Landminen bieten und ist ein Projekt, das in letzter Zeit Gegenstand kontroverser Diskussionen war. Um es kurz zu halten: Manche zweifelten an dem Projekt und darüber hinaus am akademischen Ansatz, den die Design Academy Eindhoven vertritt. Ganz allgemein drehte sich alles um die Frage : „Mine Kafon. Kann man der Erfindung vertrauen?“. Mit Prototypen, Dokumentationsmaterial und älteren, aktuellen und zukünftigen Modellen des „Mine Kafon“ liefert „Open World“ aber nicht nur eine gute Gelegenheit, sich seine eigene Meinung zu bilden, sondern bietet Massoud auch eine Plattform, auf der er der derzeitigen Kritik begegnen kann und die Möglichkeit, klarzustellen, dass sich die Kritik höchstwahrscheinlich in den kommenden Monaten ohnehin erledigt haben wird – geht man davon aus, dass Massouds kommender „neuer“ „Mine Kafon“ hält, was er verspricht.

Die Zeit wird es zeigen!

In Kürze werden wir grundsätzlich mehr zum „Mine Kafon“, der Design Academy Eindhoven und dem „Kazerne“-Projekt in berichten; vorerst allerdings einige Eindrücke von „Open World“.

Solltet ihr also in der Nähe von Eindhoven sein – „Open World“ anschauen und einen Espresso trinken könnt ihr in der „Kazerne“, Paradijslaan 2-8, 5611 KN Eindhoven bis Montag, den 8.Juni.

Alle Details sind unter www.kazerne.com zu finden.

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