Während des gesamten Jahres 2015 werden um die dreißig Museen und kulturelle Institutionen in Europa den Geburtstag des niederländischen Künstlers van Gogh mit einer Reihe von Ausstellungen, Veranstaltungen und kulturellen Austauschprogrammen feiern.
Wie wir erst kürzlich bemerkt haben, sind wir automatisch misstrauisch, wenn es um Preise für Lebenswerke geht, und in ähnlicher Weise finden wir es auch eher makaber Tote zu feiern. Vor allem im Fall von Vincent van Gogh – bedenkt man wie tragisch und grausam er ums Leben gekommen ist.
Aber bekanntermaßen entscheiden wir ja nicht, wann was gefeiert wird, sondern berichten nur über die daraus resultierenden Festivitäten.
Eine der teilnehmenden Institutionen ist das Noordbrabants Museum in der Stadt mit dem großartigen Spitznamen ’s-Hertogenbosch, und bis zum 26. April präsentiert das Noorbrabants Meuseum die Ausstellung „Design from the Country of Potato Eaters – Designers meet van Gogh“.
Der Ausstellungstitel ist inspiriert von van Goghs Gemälde „Die Kartoffelesser“ von 1885. Viel mehr als die Ausstellung in direkten Dialog mit Vincent van Gogh und seiner Arbeit zu bringen, präsentiert die Ausstellung 85 Arbeiten von zeitgenössischen niederländischen Designern, von denen die Organisatoren meinen, dass sie drei der zentralen Elemente von van Goghs Gemälden aufgreifen: Einfachheit, Ackerland und Natur.
Der Part „Design aus dem Land der…“ im Ausstellungstitel bezieht sich einerseits auf die Tatsache, dass Vincent van Gogh in Noord-Brabant, ’s-Hertogenbosch ist die Hauptstadt dieser Region, geboren und aufgewachsen ist. Zum anderen spielt der Titel aber auch darauf an, dass Gemälde wie „Die Kartoffelesser“ und andere direkt vom ländlichen Leben der Region inspiriert waren. Der Ausstellungstitel erinnert so nicht nur an van Goghs Tod, sondern weist auch auf die Vielfalt und Qualität von Designarbeiten hin, die derzeit in dieser Region produziert werden. Und so wird das Interesse an den regionalen Designern sowohl bei Laien als auch Spezialisten angeregt. Ein nobles Anliegen, und natürlich genau das, was regionale Museen tun sollten. Ja, wir wären die ersten, die sich beschweren, wenn ein Museum einzig die Arbeiten ortsansässiger Designer präsentieren würde. Vor allem wenn das nur in einem aufdringlichen Marketingkontext geschieht und es dabei weniger um die Positionierung der Objekte in einem relevanten und interessanten Diskurs geht. Allerdings ist es durchaus wichtig, dass Museen und kulturelle Institutionen auf die Talente ihrer Umgebung reagieren und mit ihnen zusammenarbeiten.
Mal vor dem Hintergrund dieser doppelten Einführung betrachtet, haben die Ausstellungskuratoren von Yksi Ontwerp ein sehr offenes und zugängliches Ausstellungskonzept entwickelt, in dem die drei Bereiche in getrennten Abschnitten aufgegriffen werden. All das haben sie mit einer sehr erfreulichen, selbstbewussten Einfachheit realisiert. Zudem liefert das Ausstellungskonzept ein wunderbares, wenn auch unserer Meinung nach nicht vollständiges, Who is Who der regionalen Designszene. Größtenteils sind das, wie zu erwarten, Eindhoven-Absolventen und in Eindhoven lebende Designer.
Neben etablierten smow Favoriten wie Steven Banken, Arnout Meijer, Dirk vander Kooij oder Daphne Laurens umfasst „Design from the Country of Potato Eaters“ Arbeiten von Leuten wie beispielsweise Piet Hein Eek, Ma’ayan Pesach, Paul Heijnen, Lex Pott, Sander Wassink, Maarten Baas, Studio Job oder Earnest Studio & Emilie Pallard, und schafft so eine angenehme Mischung aus etablierten und unbekannteren Designern sowie eine exzellente Mischung der Genres und Designansätze. Das heißt es gibt viel zu entdecken und das reicht von rein industriellen Arbeiten über experimentelle Forschungsprojekte, Erforschungen innovativer Ansätze für zukünftige Technologien, Wiederbelebungen traditionellen Handwerks bis hin zu Projekten, die wir eigentlich unter Kunst verbuchen würden.
Das Resultat ist eine Ausstellung, die, auch wenn sie unter dem unsichtbaren Stern van Goghs und dessen Leidenschaft für das natürliche und einfache steht, sehr viel mehr von der Natürlichkeit und Einfachheit der ausgestellten Objekte handelt. Es geht um die Designprozesse vor den Objekten und die Motivation diese Objekte zu produzieren. Und so wird „Design from the Country of The Potato Eaters“ zu einem exzellenten Ausgangspunkt für alle, die zeitgenössisches dänisches Design kennenlernen und verstehen möchten.
Bisher beschränkten sich die meisten „van Gogh-Tributes“ auf folgendes: unangemessene und unbedachte Nachbildungen seiner berühmtesten Gemälde oder unangemessene und unbedachte Aufnahmen von Starry Starry Nights.
„Design from the Country of Potato Eaters – Designers meet van Gogh“ mag keine direkte Laudatio an Vincent van Gogh sein, aber gerade da die Ausstellung die Themen seiner Arbeit so mühelos in die heutige Welt transportiert, zeigt sich nicht nur wunderbar, wie wichtig seine Themen auch heute noch sind, sondern auch wie van Gogh seine Umgebung sah. Vincent van Gogh als ein Mann, der eher nach Antworten suchte, als die Schönheit des Gesehenen einzufangen und auf der Leinwand festhalten zu wollen. Ein Mann also, dessen Talent und Leben es eindeutig wert sind gefeiert zu werden.
Parallel zu „Design from the Country of Potato Eaters“ präsentiert das Noordbrabandts Museum auch „Hockney, Picasso, Tinguely und andere Höhepunkte aus der Sammlung Würth“, eine Ausstellung, die den Künstlern und ihren Arbeiten sehr viel direkteren Tribut zollt. Darunter auch die faszinierende dreiteilige Arbeit „Three Trees near Thixendale“ von David Hockney – eine Serie von Bildern, die nicht nur Hockneys Talent unter Beweis stellen, sondern in gewisser Weise auch Vincent van Gogh ehren.
„Design from the Country of Potato Eaters – Designers meet van Gogh“ läuft im Het Noordbrabants Museum, Verwersstraat 41, ’s-Hertogenbosch bis Sonntag, den 26.April. „Hockney, Picasso, Tinguely und andere Höhepunkte aus der Sammlung Würth“ ist bis Sonntag, den 17. Mai zu sehen.
Alle Details sind unter www.hetnoordbrabantsmuseum.nl zu finden.
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