Vor keinem anderen Monat haben wir mehr Angst als vor dem Januar. Es wäre alles nicht so schlimm, wenn es nicht Brauch zu sein schiene, dass alljährlich mehr Veranstaltungen im Januar stattfinden. Würden es doch zumindest gleichviel bleiben, wären wir eigentlich ganz zufrieden, aber nein …
Doch als Trost haben wir so 5 besonders vielversprechende neue Design- und Architekturausstellungen für den Januar 2015 für euch gefunden:
„System Design. Über 100 Jahre Chaos im Alltag“ im Museum für Angewandte Kunst Köln
Wie jedes gewissenhafte Schulmädchen und jeder gewissenhafte Schuljunge weiß, besteht unsere Welt aus einer Sammlung genauestens geplanter, ausbalancierter und miteinander verbundener Systeme.
Zerstört man die Systeme, bricht unsere Welt auseinander.
Daher ist es auch keine große Überraschung, dass einige der wichtigsten und tatsächlich auch populärsten Objekte in der Geschichte des Designs Systeme waren. Mit seiner große Winter- und Frühlingsausstellung verspricht das Museum für Angewandte Kunst Köln, MAKK, einen genaueren Blick auf die Rolle und Bedeutung von Systemen im Design zu werfen, das heißt also auf Designsysteme, die beispielsweise durch Arbeiten von Peter Behrens, Egon Eiermann, Verner Panton, Oswald Mathias Ungers oder Ronan und Erwan Bouroullec veranschaulicht werden. Tatsächlich ist der einzige, den man in der Liste von Designern vermisst, Fritz Haller, ein Mann, der sehr „systematisch“ lebte. Andererseits wurde Fritz Haller auch schon im Kontext der MAAK-Ausstellung „From Aalto to Zumthor. Furniture by Architects“ im Jahr 2012 übersehen. Insofern könnte man zu dem Schluss kommen, dass das MAKK eben einfach so seine Probleme mit Fritz Haller bzw. USM hat.
„System Design. Über 100 Jahre Chaos im Alltag“ ist vom 30. Januar bis 7. Juni im Museum für Angewandte Kunst, An der Rechtschule, 50667 Köln zu sehen.
„Noguchi as Photographer: The Jantar Mantars of Northern India“ im The Noguchi Museum, New York, USA
Isamu Noguchi ist ohne Frage eine der interessanteren Persönlichkeiten im amerikanischen Möbeldesign der Mitte des 20. Jahrhunderts. Das hat den einfachen Grund, dass er eben gerade nicht in diese Zeit passt. Er war Künstler, Bildhauer, Ästhet … und ein Kumpel von George Nelson. So talentiert Noguchi als Designer auch war, und so sehr wir seine Akari Lichtskulpturen und sein Freeform Sofa verehren, denken wir doch, dass es wichtig ist, den Fokus eher auf Noguchis künstlerische Arbeit als auf seine Designs zu legen, weil man dort seinem ganz besonderen Geist am nächsten kommt. Im Jahr 1949 wurde Noguchi mit der Mitgliedschaft der Bollinger Stiftung ausgezeichnet. Er nutzte das damit verbundene Stipendiumsgeld, um durch Europa, Indien und Asien zu reisen und dort Heiligtümer und den Umgang der regionalen Bevölkerung mit diesen zu erforschen. Aus den Fotografien, die Isamu Noguchi auf diesen Reisen machte, präsentiert das Noguchi Museum eine Ausstellung, die den sogenannten Jantar Mantars gewidmet ist. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Sternwarten in Delhi und Jaipur aus dem 18. Jahrhundert. Die Fotografie mag keine zentrale Rolle in Noguchis künstlerischem Schaffen gespielt haben, jedoch erkennt man durch seine Fotografien, wie Noguchi die Welt und seinen Platz in ihr sah und verstand.
„Noguchi as Photographer: The Jantar Mantars of Northern India“ wird am Donnerstag, den 8. Januar, im The Noguchi Museum, 9-01 33. Straße (am Vernon Boulevard), Long Island City, NY 111 eröffnet und ist dort bis Sonntag, den 31. Mai, zu sehen.
„Sustainable Shelter: Dwelling Within the Forces of Nature“ im Museum of Design Atlanta, USA
Langsam aber sicher entwickelt sich das Museum of Design Atlanta, MODA, zu einem unserer Lieblingsmuseen, auch wenn wir es nie besucht und so gut wie gar nichts über das Museum wissen. Nach der Ausstellung „Design for Social Impact“ in diesem Jahr, zeigt das MODA „Sustainable Shelter“, eine Ausstellung, die von Menschen und Tieren entwickelte Techniken untersucht, mittels welcher Behausungen in extremen Umgebungen gebaut werden können. Dabei wird auch die dazugehörige Energie- und Rohstoffbalance einbezogen. So liefert die Ausstellung Vorschläge für effizientere ressourcenschonende Konstruktionen, also für eine lebendige Zukunft.
Und wie immer bei den MODA Ausstellungen, ist das alles, was wir darüber wissen. Doch wir finden, das hört sich nach einer Ausstellung an, die einen Besuch wert ist.
„Sustainable Shelter: Dwelling Within the Forces of Nature“ ist vom 18. Januar bis 5. April im Museum of Design Atlanta, 1315 Peach Tree Street, Atlanta, GA 30309 zu sehen.
„Design from the Country of The Potato Eaters – designers meet van Gogh“ im Het Noordbrabants Museum, ’s-Hertogenbosch, Niederlande
Der Titel hat uns natürlich sofort angesprochen. Hinzu kam die Chance über den Ort ’s-Hertogenbosch zu schreiben – die einzig uns bekannte Stadt, deren Name mit Interpunktion beginnt. Eine grammatische Vorliebe von der wir glauben, dass sie heutzutage viel zu wenig Anwendung findet.
Zufällig erscheint es auch sehr leicht, die Ausstellung „Design from the Country of Potato Eaters“ zu empfehlen. Organisiert wurde sie im Kontext der einjährigen niederlandeweiten Feier zum 125. Todestag Vincent van Goghs. „Design from the Country of Potato Eaters“ hat seinen Titel von van Goghs gleichnamigen Gemälde „Die Kartoffelesser“ aus dem Jahr 1885 und verspricht Designs zu zeigen, die sich mit drei zentralen Eigenheiten von van Goghs Oeuvre auseinandersetzten, das heißt mit dem einfachen Leben, dem Ackerland und der Natur. Die vom Eindhovener Designstudio Yksi Ontwerp kuratierte Ausstellung will zudem neben Arbeiten von etablierten dänischen Designern, wie Piet Hein Eek, Maarten Baas und Studio Job auch Arbeiten jüngerer Talente vorstellen.
„Design from the Country of Potato Eaters – designers meet van Goghs“ ist ab Samstag, den 24. Januar, im Het Noordbrabants Museum, Verwersstraat 41, ’s-Hertogenbosch zu sehen und läuft bis 26. April.
„Postmodernism 1980-1995“ im Designmuseum Helsinki, Finnland
Mit der großen Winter-/Frühjahrausstellung verspricht das Designmuseum Helsinki eine Untersuchung der Postmoderne aus finnischer Perspektive: einer Perspektive, die – da sind wir uns sicher – für die meisten Besucher neu sein wird. Sie ist es auf jeden Fall für uns. Mit einem Fokus nicht nur auf Design, sondern auch auf Architektur, Kunst, und auf dem, was die Kuratoren „popular culture“ nennen, hat sich die Ausstellung vorgenommen, nicht nur die Entwicklung und den Einfluss der Postmoderne in und auf Finnland zu untersuchen, sondern auch die politischen und sozialen Umstände der 1980er und 1990er Jahre mit den heutigen zu vergleichen. So soll untersucht werden, inwiefern zeitgenössische Bewegungen und Philosophien der Kunst mit der Postmoderne zusammenhängen.
Neben Arbeiten finnischer Talente, wie Stefan Lindfors, Leena Luostarinen oder Vesa Varrela, zeigt die Ausstellung auch Beiträge internationaler Designer, wie beispielsweise Aldo Rossi oder Philippe Starck.
„Postmoderne 1980-1995“ ist zwischen dem 30. Januar und 17. Mai im Designmuseum, Korkeavuorenkatu 23, 00130 Helsinki zu sehen.
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