„Ich möchte Modelle für eine andere Gesellschaft entwickeln, für eine andere Art und Weise zu Leben und zu Produzieren“, verkündet Enzo Mari in einem der zahlreichen Zitate in der Ausstellung „Who is Mari?“, die derzeit in der der KPM Welt Berlin zu sehen ist.
Ein wunderbares Beispiel dafür, was man mit Maris Modellen erreichen kann, ist momentan auf der DMY Berlin bei der Berliner Organisation Cucula zu sehen.
Die 2013 gegründete Gruppe Cucula ist, wie ihr Name bereits verrät, ein soziales Designprojekt, das von jungen Menschen mit und ohne Flüchtlingshintergrund geleitet wird – zumindest ist das der Plan. Momentan erlernt eine Gruppe von westafrikanischen Flüchtlingen bei Cucula über die Herstellung von Produkten aus Enzo Maris „Autoprogettazione“-Möbelprojekt aus dem Jahr 1974 erst noch Grundkenntnisse und Fähigkeiten in Handwerk und Design.
Cucula geht auf das internationale Jugend-, Kunst- und Kulturzentrum „Schlesische27“ in Berlin-Kreuzberg zurück, in dem fünf junge Flüchtlinge aus Mali und Niger begonnen haben, Objekte zu bauen, um ihre Notunterkünfte komfortabler zu machen. Der Produktdesigner Sebastian Däschle machte sie mit Maris Projekt „Autoprogettazione“ vertraut, und da die ersten Resultate auf ein so positives Echo stießen, wurde beschlossen, eine Firma zu gründen, die für die Selbstständigkeit, Stabilität und Sicherheit der Flüchtlinge sorgen kann. Die Entscheidung für die Firmengründung fiel auch deshalb nicht schwer, weil Enzo Mari einverstanden war, Cucula eine Lizenz für die kommerzielle Produktion der Objekte zu überlassen. Ein Teil der Gruppe traf Mari daraufhin vergangenen April in Mailand, wo das Projekt auf der Ventura Lambrate präsentiert wurde. Allem Anschein nach – man kann es sich auch denken – ist Mari ein großer Freund und Unterstützer des Projektes.
Momentan konzentriert sich die Organisation darauf, Cucula zu etablieren. Die Zukunftspläne sind offen und hängen in vielerlei Hinsicht davon ab, wie die diversen Visumsprobleme gelöst werden können. Die Flüchtlinge dürfen nämlich bisher nicht in Deutschland arbeiten, nicht mal die Möbel herstellen.
Berlin hat wie die meisten größeren Ballungsräume in Europa derzeit erhebliche „Schwierigkeiten“ bei der Integration von Flüchtlingen. Diese „Schwierigkeiten“ führen wiederum zu Problemen, die fälschlicherweise allzu oft als Berechtigung herhalten, einfach nichts zu tun. Cucula ist eines dieser Projekte, das die problematische Situation geschickt umgeht, um etwas Positives zu machen und sich so für eine andere, bessere Gesellschaft einzusetzen. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Behörden das bemerken und Cucula nicht im Weg stehen werden. Wir freuen uns jedenfalls darauf, die Entwicklung des Projektes weiterzuverfolgen.