Wie es in der neuen Ausstellung „Die Form ist nur Teil des Ganzen“ im Wilhelm Wagenfeld Haus Bremen sehr deutlich wird, war Wilhelm Wagenfeld der festen Überzeugung, dass die uns umgebenden Objekte nicht nur funktional, sondern auch so designt werden sollten, dass ihr Gebrauch zu einem wichtigen, natürlichen und selbstverständlichen Teil unseres Alltags werden kann. Die Form sollte sich also weniger nach der Funktion, sondern vielmehr nach dem Gebrauch richten und dabei attraktiver, ästhetischer und unverzichtbarer Teil eines jeden Objektes bleiben.
Wagenfeld beschäftigte sich überwiegend mit „analogen“ Objekten wie Geschirr, Gläsern, Besteck, Tintenfässchen und ähnlichem.
Aber wie sieht es mit Haushaltsgeräten, Mixern, Staubsaugern, Teekesseln und Lockenstäben aus?
Wenn man die Werbeflut, mit der man uns vom Gegenteil überzeugen will, mal ignoriert, haben Haushaltsgeräte ja eigentlich immer etwas distanziertes und unpersönliches an sich.
Ja, sie mögen farbenfroh sein und Kurven haben, die an einen Flusslauf erinnern, mögen etwas „retro“ daher kommen, doch sie bleiben vor allem seelenlose Gebrauchsgegenstände. Sie erfüllen ihre Aufgabe, aber normalerweise tun sie das auf eher temperamentlose und gewöhnliche Art und Weise.
In einem gemeinsamen Projekt zwischen dem Institut für Formforschung der Fachhochschule Potsdam und dem Werkbundarchiv – Museum der Dinge waren Studenten der FH Potsdam dazu angehalten, darüber nachzudenken, wie Haushaltsgeräten persönlicher, wenn man so will emotionaler, gestaltet und dadurch auch wichtiger und nützlicher werden können.
Die Resultate sind in der Ausstellung „Standby – Vom Leben mit Geräten“ im Werkbundarchiv – Museum der Dinge Berlin zu sehen.
Präsentiert wird eine Bandbreite von Objekten, die von eher abstrakten über sehr theoretische bis hin zu wirklich praktischen Dingen reicht. Diese werden dann exemplarisch „realen“ Haushaltsgeräten gegenübergestellt. „Standby“ befasst sich nicht nur mit der auf der Hand liegenden zentralen Fragestellung, sondern setzt sich auch kritisch mit der Faulheit auseinander, mit der moderne Haushaltsgeräte entworfen werden. Die Ausstellung zeigt dabei, dass es durchaus möglich ist, funktionale Haushaltsgeräte zu designen, die über etwas mehr Elan und Charakter verfügen als mit der weltweit üblichen Monotonie.
Beim Besuch der Ausstellung kam uns der Gedanke, dass Wilhelm Wagenfeld wohl mit vielen der Ansätze und Gedanken der Studenten völlig einverstanden gewesen wäre.
„Standby – Vom Leben mit Geräten ist bis Montag, den 9. Juni, im Werkbundarchiv – Museum der Dinge“, Oranienstraße 25, 10999 Berlin zu sehen.
Und wer schon mal dort ist, „4+1 von Mark Braun bei SOX“ ist ungefähr 100 Meter entfernt…
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