Die beste Form des Recyclings ist vor allem, Dinge gar nicht erst zu produzieren.
Bis das jeder verstanden hat, werden allerdings weiterhin sinnlose Massen von Dingen ein sinnloses Dasein fristen und schließlich dem unausweichlichen Ende ihrer Tage entgegen blicken.
Und dann?
Zu einem Großteil, aber nicht ausschließlich, basiert die aktuelle Ausstellung im Werkbundarchiv „Transformationen – Konzepte der Umnutzung von Dingen“ auf Arbeiten, die für den jährlichen Recycling-Designpreis eingereicht wurden. Gezeigt wird eine Sammlung von Dingen, die nicht nur einige Antworten liefert, sondern auch die verschiedenen Formen möglicher Umnutzungen und die unterschiedlichen Motivationen zur Umnutzung dokumentiert und erklärt.
Neben Objekten wie der (Garten-)Bank von Felix Kaiser und Dirk Wember aus alten Leitplanken oder dem Recycling Chair von Bär+Knell, der ganz klassisch für Erhalt statt Abschaffung steht, präsentiert „Transformationen“ auch Umnutzung als Form der Dokumentation. Dazu gehört beispielsweise das Schuldenhemd von Swetlana Schmidt, eine Tunika, die aus den Kontoauszügen ihrer verstorbenen und verschuldeten Großmutter besteht. Als eine Kritik am Konsum stellt sich wiederum die Umnutzung beim Trolleykoffer Fusion von Anna Bormann dar. Umnutzung als Notwendigkeit demonstriert darüber hinaus der reparierte Stuhl, den Anna Pannekoek und Max Borka in Istanbul entdeckt haben, oder der aus alten Panzerketten geformte Teppichkehrer, der in einer verlassenen sowjetischen Baracke gefunden wurde.
Zusätzlich untersucht „Transformationen“ die unterschiedlichen Formen möglicher Metamorphosen, so zum Beispiel von öffentlich zu privat, funktionslos zu funktional oder wertlos zu wertvoll, sowie die Verschiebung von Wahrnehmung und Bedeutung, die sich aus der Umnutzung ergibt, so die Transformation von Massenware zum Einzelstück, standard zu maßgeschneidert oder industriell zu handgemacht.
Wie unsere Stammleser wissen werden, halten wir nichts davon, Objekte, an denen absolut nichts auszusetzen ist, für einen neuen Zweck zu veruntreuen. Genauso wenig mögen wir übermäßig künstliche Readymades. Glücklicherweise gibt es bei „Transformationen“ keine bzw. nicht besonders viele solcher Objekte zu sehen. Zudem sind die ausgestellten Objekte, oder zumindest ihre Mehrheit, im Kern Designobjekte. Wenn sie auch aus benutzten Materialien bestehen, folgte ihre Entstehung einem nachvollziehbaren Designprozess. Die Transformation ist also nicht die Daseinsberechtigung des Objekts, die ist das Objekt selbst.
Das Beste an „Transformationen“ ist aber sicher, dass uns die Ausstellung freundlich darauf Aufmerksam gemacht hat, dass wir wirklich sehr viel weniger produzieren müssen.
„Transformationen – Konzepte der Umnutzung von Dingen“ war bis 19. Mai 2014 im Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Oranienstraße 25, 10999 Berlin zu sehen.
Alle Details gibt es unter www.museumderdinge.de
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