Jeder, der mit uns schon einmal durch Potsdam spaziert ist, wird unsere Meinung zu originalgetreuen Nachbauten längst verschwundener Gebäude kennen. Aber auch wenn uns Entscheidungen wie die in Brandenburg geradezu deprimieren und wirklich verärgern, müssen wir wohl einsehen, dass sie häufig einfach getroffen werden müssen. So auch in Bezug auf die Meisterhäuser von László-Moholy-Nagy und Walter Gropius in Dessau.
Eineinhalb von vier geradezu identischen Gebäuden – von Gropius für das Lehrpersonal des Bauhaus Dessau entworfen – wurden während eines Alliiertenangriffs zerstört. Diese eineinhalb Gebäude waren früher die Behausungen von Walter Gropius und László Moholy-Nagy.
Ungefähr seitdem läuft die Debatte: Sollen die zerstörten Gebäude exakt rekonstruiert werden? Oder sollen sie nicht wiederaufgebaut werden und der Platz stattdessen für etwas anderes genutzt werden? Oder soll der Neubau lediglich eine Referenz zum Original darstellen? Die Stiftung Bauhaus Dessau entschied sich schließlich für Letzteres.
Die neuen Gebäude am Bauhaus Dessau werden am Wochenende vom 16. bis 18. Mai der Öffentlichkeit vorgestellt und offiziell eröffnet.
Die neuen Häuser, entworfen vom Berliner Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez, basieren auf den Originalen und erinnern deutlich an diese. Sie sind allerdings keine exakten Repliken und im Falle der Gropius Villa wird auch jede Form einer verkitschten Hommage vermieden.
Absolut in der Bauhaustradition steht auch die Dauer der Festivitäten. So wie sich die Feier zur Eröffnung 1926 über das gesamte Wochenende hinzog, wird sich auch die für die neuen Meisterhäuser über mehrere Tage ziehen.
Die Feierlichkeiten beginnen am Mittwoch, den 14. Mai, mit der Eröffnung der Ausstellung „Dessau 1945: Moderne zerstört“ in der Aula von Gropius‘ Bauhaus Bau in Dessau. Durch die Arbeiten Henri Cartier-Bressons wird der zunächst langsame und schließlich recht schnell voranschreitende moralische und physische Untergang des Bauhauses Dessau während der Kriegsjahre dokumentiert.
Am Freitag, den 16. Mai, werden dann die neuen Häuser von Bundespräsident Gauck eröffnet und damit ein Wochenende voller Aktivitäten und Veranstaltungen in und um Dessau eingeleitet.
Ein besonderes Highlight verspricht eine Reihe von Diskussionen mit Nachfahren von prominenten Bauhäuslern am 17. Mai zu werden, darunter László Moholy-Nagys Tochter Hattula, Lyonel Feiningers Enkel Conrad und Monika Stadlers Tochter Gunta Stölzl. Auch die Party zu Walter Gropius‘ 131. Geburtstag am Tag darauf gehört natürlich zu den Höhepunkten.
Außerdem bietet die Stiftung Bauhaus Dessau während des gesamten Wochenendes kostenlose Führungen durch die Bauhaus Meisterhäuser an.
Sämtliche Details sind unter www.bauhaus-dessau.de zu finden.
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