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Stiftung Bauhaus Dessau: „Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus.“

Mensch Raum Maschine Stage Experiments at the Bauhaus Stiftung Bauhaus Dessau

Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus @ Stiftung Bauhaus Dessau

Wir können nicht sicher sein, ob Oskar Schlemmer dem Spruch „Das Leben ist ein Kabarett“ gänzlich zugestimmt hätte. Allerdings wissen wir, welchen Status das Kabarett im Bereich der kulturellen Darbietungen bei ihm hatte. Er stufte es etwas unter dem Theater und ein bisschen über dem Varieté ein.

1925 schrieb Schlemmer: „Die Bühne umfasst grundsätzlich alles zwischen religiöser Kulthandlung und naiver Volksbelustigung, jedoch ist sie weder ganz das eine noch das andere. Vielmehr geht es um die kalkulierte Wirkung naturgemäß abstrakter Darbietungen auf das Publikum.“1

Eine Beschreibung, die wunderbar auf die Bühne am Bauhaus zutrifft, die Oskar Schlemmer von 1923 bis 1929 leitete und auf die er wie kein zweiter großen Einfluss hatte.

Die 1921 von Walter Gropius gegründete Bauhaus Bühne gehört nach wie vor zu den wenig erforschten Aspekten der Bauhaus Geschichte – jedenfalls in der Öffentlichkeit. Das liegt nicht etwa an mangelndem Interesse, sondern vielmehr am Rechtsstreit der Erben Oskar Schlemmers um den Umgang mit seinem Nachlass. Dieser Streit erschwert die Organisation von Ausstellungen, die in irgendeiner Form mit Oskar Schlemmer im Zusammenhang stehen. Und solchen Hindernissen gehen die meisten Museen von vornherein lieber aus dem Weg.

Sicherlich wäre es auch möglich eine Ausstellung zur Bauhausbühne zu organisieren, die Oskar Schlemmer einfach nicht allzu oft erwähnt. Das wäre allerdings so sinnlos wie eine Arrabiata Soße ohne Chilli zu kochen.

Am 31. Dezember 2013 läuft das Urheberrecht von Schlemmers Nachlass aus und die Macht der eher negativ eingestellten Erben schwindet. So können wir wahrscheinlich in den nächsten Jahren mit sehr viel mehr Ausstellungen und Publikationen zu Oskar Schlemmer rechnen.

Die Bauhaus Stiftung Dessau hat die Initiative ergriffen und zeigt bis zum 21. April 2014 die Ausstellung „Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus“, eine Ausstellung, die ganz der Bauhausbühne gewidmet ist.

"Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus" @ Stiftung Bauhaus Dessau

Die in sieben Themenabschnitte, wie „Raumplastische Choreografien“, „Atmosphärenapparate“ oder „Exzentrische Bühnenmechaniken“, unterteilte Ausstellung ist die erste konzentrierte Erforschung der Bauhausbühne und ihrer Protagonisten. Zum Großteil werden Grafiken, Fotos und anderes 2D-Material gezeigt. Darüber hinaus nutzt die Ausstellung Filme, Kostüme, Maschinen und Modelle, um zu erklären, was die Bühne am Bauhaus genau war und wie sie funktionierte. Neben Oskar Schlemmer sind Leute wie T. Lux Feininger, Johannes Itten, Herbert Bayer, Wassily Kandinsky, Marianne Brandt, László Moholy-Nagy und Walter Gropius mit „Beiträgen“ vertreten.

Von der Geschichte der Bauhausbühne geht die Ausstellung dann über zu drei zeitgenössischen Künstlern und Kollektiven, die sich mit der Frage „Wie technisch wollen und sollten wir sein?“ auseinandersetzten. Die Suche nach Antworten auf ebendiese Frage war letztendlich auch schon ein Hauptanliegen der Bühne am Bauhaus selbst und spielte in der gesamten Struktur des Bauhauses eine zentrale Rolle.

Während der Rest des Bauhauses in angewandter Form auf eine Verbindung zwischen Menschen und moderner Technologie hin arbeitete – Maschinen sollten in die Welt integriert werden – arbeitete die Bühne am Bauhaus auf eher abstrakte, konzeptuelle Weise. Man untersuchte die Beziehung zwischen Mensch und Maschine und die Mechanisierung des Menschen. Auf diese Art bot die Bauhausbühne eine Plattform für die Studenten am Bauhaus, auf der sie ihr eigenes Verhältnis zur modernen Welt untersuchen konnten und die ihnen so auch half ihre Arbeit besser zu verstehen. In diesem Sinne verstehen auch wir mehr über die Idee des Bauhauses, wenn wir mehr über die Praktiken und Projekte der Bauhausbühne erfahren.

„Mensch Raum Maschine“ erklärt nicht nur auf prägnante Weise, was genau die Bauhausbühne war, sondern stellt vor allem auch klar, dass die Bühne mehr war als Oskar Schlemmer und dass es nicht nur um Vorführungen vor zahlendem Publikum ging. Die Bühne war Teil des Lehrplans vom Bauhaus, sie befaste sich mit der Entwicklung moderner Bühnengestaltung und Theaterarchitektur. 1925 schrieb beispielsweise Walter Gropius: „Als orchestrierte Einheit ist das Spiel in gegenseitigem Geben und Nehmen mit der Architektur der Umgebung verbunden.“Der Ausstellungsteil, der sich mit Gropius‘ monströsem „Total Theater“ von 1927 beschäftigt, unterstreicht diese Position ziemlich wortgewandt.

Nach Walter Gropius‘ Abgang vom Bauhaus begann der Stern der Bauhausbühne zu verglühen und als Oskar Schlemmer schließlich 1929 Dessau verließ, um nach Breslau zu gehen, wurde die Bauhaus Bühne geschlossen.

"Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus" @ Stiftung Bauhaus Dessau

Wie immer bei Ausstellungen im Bauhaus Dessau ist der Platz das größte Problem. Trotz all seiner Talente und Visionen hat Walter Gropius offenbar nie vorhergesehen, dass Jahrzehnte später jemand Ausstellungen in seiner Schule würde organisieren wollen und sich nicht um ausreichend Platz gekümmert.

Infolgedessen bietet die Ausstellung zwar einen guten Einblick in das Wesen und die Produktion der Bauhausbühne, ist aber weniger konkret in anderen Bereichen, wie dem historischen Kontext der Entstehung der Bühne, den Widersachern des Projektes innerhalb des Bauhauses, der weiteren Bedeutung der Bühne während der 1920er Jahre und in Bezug auf das Erbe der Institution.

Wenn es letztendlich also nur um eine Gruppe privilegierter Kreativer gehen soll, die sich ohne weitere soziale, politische oder ökonomische Intentionen amüsieren will, könnten wir auch eine Ausstellung über einige Berliner Cafés machen.

Die Organisatoren haben versprochen, dass der Ausstellungskatalog detailliertere Informationen bereithält. Wie auch immer – aus rechtlichen Gründen wird der nicht vor dem 1. Januar veröffentlicht und so müssen wir abwarten.

So ist ein Nachteil der nicht gerade ausführlichen Darstellung der Bauhausbühne, dass viele der Exponate fremd erscheinen. Man kann zwar sagen, was man da sieht, aber nicht wie man es einordnen soll. Es fehlen einfach die nötigen Bezüge. Leider gibt die Ausstellung zu wenig her, um all diese Lücken zu füllen. Das trennt einen nicht von der Ausstellung an sich, sondern heißt nur, dass das Thema nicht in der Tiefe, die es verdient hätte, verstanden werden kann.

In unserem Post zur Ausstellung von 2012 in der Barbican Art Gallery London – Bauhaus: Art as Life – schrieben wir: „Gibt es überhaupt noch irgendwas über das Bauhaus zu sagen?“. „Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus“ zeigt, dass es da fraglos noch einiges gibt.

„Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus“ läuft in der Stiftung Bauhaus Dessau (Gropiusallee 38, 06846 Dessau-Roßlau) bis Montag, den 21.April 2014.

Alle Details zur Ausstellung sind unter www.bauhaus-dessau.de zu finden.

1 Oskar Schlemmer „Mensch und Kunstfigur“ in Bauhausbücher 4, München 1925, aus Schlemmer et al Die Bühne im Bauhaus, Neue Bauhausbücher Mainz, 1985

2 Walter Gropius zitiert bei Dirk Scheper „Oskar Schlemmer – das Triadische Ballett und die Bauhausbühne“ Akademie der Künste, Berlin, 1988

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