In dieser Jahreszeit interessieren sich wohl die meisten nur für die Geschenke unterm Weihnachtsbaum – jedenfalls gibt es nur einige wenige Eröffnungen von Designausstellungen im Dezember.
Nur wenige, aber immerhin einige. Hier eine Auswahl der Interessanteren:
„Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus“ in der Stiftung Bauhaus Dessau
Trotz des aktuellen Theaters um die Entscheidung, dass der Vertrag des Direktors Phillip Oswalt der Stiftung Bauhaus Dessau nicht verlängert wird, beschäftigt sich die Ausstellung in Dessau im Winter 2013/2014 ausschließlich mit historischen Theaterabenteuern.
Die 1921 von Walter Gropius gegründete Bauhaus Bühne hatte das Ziel, die bevorstehende technische Revolution im Kontext ihrer Auswirkungen auf die Menschen und ihre Psyche zu untersuchen. Anfänglich von Lothar Schreyer geleitet, nahm 1923 Oskar Schlemmer die Zügel in die Hand. Schlemmer bleibt vielleicht auch der, den man am engsten mit dem Projekt in Zusammenhang bringt – nicht zuletzt wegen der vielfältigen Kostüme und Maschinen, die er für die Produktionen der Institution entwickelte. Diese Kostüme und Maschinen zeigen auch, dass der Einfluss, den das Theater aufs Bauhaus und seine Studenten hatte, viel zu leicht in Vergessenheit gerät.
Mit „Mensch Raum Maschine“ zeigt die Stiftung Bauhaus Dessau wohl die erste detaillierte Ausstellung zur Arbeit und zum Erbe der Bauhaus Bühne.
„Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus“ öffnet in der Stiftung Bauhaus Dessau, Gropiusallee 38, 06846 Dessau-Roßlau am Freitag, dem 6. Dezember, und läuft bis Montag, dem 21. April 2014.
„The New Danish Cool“ im Hôtel Droog, Amsterdam, Niederlande
Treue Leser werden wissen, dass, wenn es etwas gibt, das uns wirklich wütend macht, es der Begriff „Danish Design“ ist. Der Begriff meint nämlich etwas, was es gar nicht gibt. Dänemark hat zwar eine lange, renommierte und wichtige Designtradition, aber keine spezifische „Signatur“, die eine Klassifikation außerhalb einer globalen Designtradition, die auf einem Gemisch sozialer, kultureller und politischer Entwicklungen gründet, erlauben würde.
Der unsinnige Mythos, Dänemark wäre irgendwie sui generis, wurde vor allem durch die Arbeiten von Architekten und Designern wie Arne Jacobsen, Hans Wegner oder Poul Henningsen geprägt. Aber wer führt diese angebliche Tradition heute fort? Und wodurch ist das aktuelle dänische Design geprägt? Die Leute vom Hôtel Droog liefern momentan einige gute Antworten darauf.
Obwohl die Ausstellung zum Großteil auf die kommerziellen Erscheinungsformen der dänischen Kreativität setzt – das zeigt sich in Form von Möbeln und Accessoires von Leuten wie Normann Copenhagen, Kvadrat oder Hay und der Kleidung des stets liebenswürdigen Henrik Vibskov, ist eine zentrale Komponente von „The New Danish Cool“ doch die Präsentation von Fotografien und Videos. Diese dokumentieren und erklären, wie das Kopenhagener Büro BIG Architects den Stadtpark Superkilen Park, der als Teil einer urbanen Regenerierungsinitiative entstand, entwickelte.
Wir hoffen und glauben, dass alle, die auf der „Hôtel Droog“-Ausstellung nach den üblichen Klischees suchen, auf etwas Befriedigenderes stoßen werden, auf etwas Tatsächliches.
„The New Danish Cool“ wurde im Hôtel Droog, Staalstraat 7B, 1011 JJ Amsterdam am Donnerstag, dem 28.11.2013, eröffnet und läuft noch bis Sonntag, dem 5.01.2014.
„Soziale Hilfsprojekte – Fragen/Antworten“ in der Architekturgalerie am Weißenhof, Stuttgart
Indessen zum Thema der urbanen Regeneration…. Warum beteiligen sich die Leute an sozialen Hilfs- und Förderprojekten? Weil sie nett sind? Weil sie der Gesellschaft helfen möchten? Um durch ihren Beitrag unter Beweis zu stellen, dass sie gute, großzügige und gütige Individuen sind? Um ihr Selbstempfinden aufzubessern? Um den weniger Glücklichen zu helfen?
„Soziale Hilfsprojekte – Fragen und Antworten“ präsentiert die Resultate eines Projektes des interdisziplinären Weißenhof-Instituts der Kunstakademie Stuttgart. Die Ausstellung geht über die naheliegenden Fragen zu sozialen Hilfsprojekten, also „Was macht ein solches Projekt genau?“, hinaus und untersucht eher, wer über die Budgets solcher Projekte entscheidet und wann ein Projekt zukunftsträchtig ist. Die für uns interessanteste Frage des Projektes ist allerdings die nach dem Unterschied zwischen Architektur und sozialer Architektur. Eine Frage auf die natürlich automatisch die Frage folgt: „Warum ist Architektur nicht grundsätzlich sozial?“
„Soziale Hilfsprojekte – Fragen/Antworten“ öffnet in der Architekturgalerie am Weißenhof, Am Weißenhof 30, 70191 Stuttgart am Donnerstag, dem 12.Dezember, und läuft bis Sonntag, dem 16.Februar.
„Skin to Skin. Über Haut und Häute“ im Gewerbemuseum Winterthur, Schweiz
Die Haut ist nicht nur das größte menschliche Organ und der beste Schutz gegen Krankheiten und Infektionen, sie fasziniert und inspiriert auch seit Jahrzehnten Künstler, Designer und Architekten – sowohl direkt als auch als Metapher.
Das Gewerbemuseum Winterthur präsentiert in seiner Ausstellung „Skin to Skin“ Arbeiten von Künstlern, Designern und Wissenschaftlern, die den Kuratoren zufolge nicht nur die Haut als Material untersuchen, sondern sich auch mit der sozialen, kulturellen und politischen Bedeutung von Haut beschäftigen. Mit Arbeiten von kreativen Talenten wie Simon Hasan, Fumie Sasabuchi oder Nandipha Mntambo verspricht „Skin to Skin“ eine anspruchsvolle und höchst unterhaltsame Sammlung von Objekten und Philosophien zu sein.
Parallel zu „Skin to Skin“ zeigt das Museum eine Ausstellung über Leder in all seinen Facetten und erlaubt so eine noch genauere Untersuchung des Themas.
„Skin to Skin. Über Haut und Häute“ öffnet im Gewerbemuseum Winterthur, Kirchplatz 14, 8400 Winterthur am Sonntag, dem 1. Dezember 2013, und läuft bis Montag, dem 9. Juni 2014.
„52 Wochen, 52 Städte. Fotografien von Iwan Baan“ im Museum Marta Herford
Es ist wahrscheinlich angemessen zu sagen, dass die meisten unserer liebsten Architekturfotografien Arbeiten des niederländischen Fotografen Iwan Baan sind. Und auch wenn Sie sich dessen nicht bewusst sind, es wird oder würde Ihnen wahrscheinlich genauso gehen. Mit einem beneidenswerten Portfolio atmosphärischer, narrativer Aufnahmen, einem Portfolio, dem kürzlich die phänomenalen Luftaufnahmen von Manhattan in der Folge des Hurrikans Sandy hinzugefügt wurden, hat Iwan Baan seine eigene reflektierte Oase inmitten eines Genres aufgebaut, das sich hauptsächlich durch todlangweilige Monotonie auszeichnet. In „52 Wochen 52 Städte“ nimmt uns Iwan Baan mit auf eine Weltreise, die sich zum Ziel gesetzt hat, einen Eindruck unseres Verhältnisses zur Architektur und zur gebauten Umgebung zu präsentieren – sei es beispielsweise Zaha Hadids Heydar Aliyev Cultural Centre in Baku in seiner unverzeihlichen Dekadenz oder der verwahrloste Torre David Wolkenkratzer in Caracas.
„52 Wochen, 52 Städte. Fotografien von Iwan Baan“ läuft im Marta Herford, Goebenstr. 2-10, 32052 Herford von Sonntag, dem 8. Dezember 2013, bis Sonntag, dem 16. Februar 2014.