„Wie bist du auf kkaarrlls gestoßen?“ Die Frage ist nicht gerade so eine wie:“Wo warst du, als Kennedy erschossen wurde?“ oder „How many roads must a man walk down…?“. Wenn sie einem allerdings von Produktdesign-Professor und Prorektor der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und, zusammen mit Stefan Legner, Mitbegründer und “Boss” von kkaarrlls gestellt wird, fühlt man sich irgendwie gezwungen zu antworten.
„Kompletter Zufall“, ist unsere nicht gerade brillante Antwort. „2009 in Mailand: viel zu früh dran für eine belgische Designshow, haben wir uns treiben lassen und sind ganz unbewusst und planlos in die nächste Ausstellung geraten.“ Das war die kaarrlls-Ausstellung – die allererste – und unsere Begegnung schlicht eine Laune des Schicksals…
Konzipiert als Studentenplattform zeigt kkaarrlls ausgesuchte Arbeiten von Studenten und Absolventen der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Arbeiten, die, mit den Worten der Organisatoren, „… eine offene Sicht auf die Welt der Dinge“ vertreten, „sei es hinsichtlich ihrer Konstruktion, ihrer Struktur, des Materials oder der Handhabung.“ Zu unseren persönlichen Lieblingen gehören Kantbank 250 von Andreas Grindler – fraglos das erste kkaarrlls-Objekt, das uns wirklich unter die Haut ging -, dann Clerk von Martha Schwindling, Tina Schmids Ascher und natürlich Nido von Eva Marguerre – auch wenn uns Nidos Allgegenwärtigkeit zeitweise irritiert hat.
Während der Cologne Design Week 2013 hatte kkaarrlls‘ neues Projekt „kkaarrlls für Echtwald“ Premiere. In Kooperation mit der Echtwald Stiftung entstanden dabei Objekte, die zur Unterstützung der Renaturierung von Nutzwäldern produziert und verkauft werden. Das mediale Highlight ist fraglos Tom Pawlofskys 7Xstool, zumindest wenn Pawlofskys Roboterkettensäge zum Einsatz kommt. Nicht zu unterschätzen sind allerdings auch Christian Klotzs 4zig5zig Hocker und der besagte Tisch Clerk von Martha Schwindling.
2013 feierte kkaarrlls seinen fünften Geburtstag auf der Salone Satellite in Mailand und so haben wir beim Besuch der Ausstellung Sommerloch 2013 in Karlsruhe die Chance genutzt, mit Volker Albus über das Projekt zu sprechen. Natürlich haben wir damit begonnen nach dem Hintergrund der Plattform zu fragen. Oder anders ausgedrückt: Warum kkaarrlls?
Volker Albus: Es spielten verschiedene Umstände eine Rolle. Wir wollten in Mailand ausstellen. Um dort aber auch nur gehört zu werden, braucht man als Designschule ein besonderes Extra.
Etwa zur gleichen Zeit kamen wir zu dem Schluss, dass wir eine Plattform bräuchten, um die Arbeiten unserer Studenten angemessen zu präsentieren. Wir sind eine verhältnismäßig kleine Schule, in einer ziemlich kleinen Stadt und suchten deshalb nach einer Plattform, die deutlich zeigen würde, was wir machen. Uns war schon klar, dass Arbeiten unserer Studenten regelmäßig in verschiedensten Zeitungen und Onlineportalen veröffentlicht wurden. Diese Arbeiten wurden bemerkt und man verstand ihre besonderen Qualitäten. Natürlich galt es das zu unterstützen. Darin lag also die eigentliche Motivation, die Schule, und vor allem die Arbeiten der Studenten, in einer professionelleren Art zu präsentieren.
(smow)blog: Für eine Schulplattform heißt das natürlich genau zu überlegen, was in die Kollektion gehört…
Volker Albus: Absolut. kkaarrlls ist keine demokratische Plattform, auf der jeder zeigen kann, was er möchte. kkaarrlls zeigt wirklich nur die allerbesten und perfekt produzierten Arbeiten. Zudem achten wir sehr darauf, wie sich eine Arbeit zur Vision verhält, die kkaarrlls vertritt.
(smow)blog: Und wer entscheidet das?
Volker Albus: Das entscheiden wir, Stefan Legner und ich selbst. Natürlich bekommen wir eine ganze Menge Anregungen von Kollegen aus der Lehre und den technischen Bereichen zu Objekten, die ihrer Meinung nach zur Kollektion passen. Häufig sind wir da auch einer Meinung, am Ende treffen allerdings wir die Entscheidungen. Das funktioniert in etwa wie bei einem Hersteller von zeitgenössischen Möbeln: die verantwortlichen Einzelpersonen entscheiden, was und was nicht ins Sortiment passt. Es ist nicht möglich nach demokratischen Prinzipien ein Sortiment zu organisieren, ohne dass die Stringenz der Sache verloren geht. Designfirmen, bei denen große Teams gemeinsam für Entscheidungen verantwortlich sind, haben auch ein sehr schwaches Design. Das Gegenbeispiel sind Firmen wie Apple oder BMW, bei denen eine Handvoll Leute das Sagen haben und die über eine sehr klare, lineare Designidentität verfügen.
(smow)blog: Gehört es auch zu den Überlegungen, ob eine Arbeit möglicherweise aus Sicht eines Herstellers interessant sein könnte oder spielt der kommerzielle Aspekt keine so große Rolle?
Volker Albus: Der kommerzielle Aspekt steht weniger im Vordergrund, wenngleich wir darauf achten, dass, wenn eine Arbeit produziert wird, ihr Preis in einem Verhältnis zu ihrem erkennbaren Wert steht. Durch die Art und Weise, wie oder mit welchem Material ein Objekt produziert wird, vermittelt man einen Eindruck für den Preis des Objekts. Uns ist sehr daran gelegen, dass sich unsere Produkte da mit der Wahrnehmung ihrer Konsumenten treffen. Bei uns erscheinen die Arbeiten als „Editionen“, der Vertrieb über Galerien ist aber nicht unser Ziel.
(smow)blog: Das kkaarrlls-Sortiment wächst jährlich, besteht die Möglichkeit, dass die Sammlung zu groß wird, dass ihr gezwungen sein werdet Arbeiten wieder raus zu nehmen?
Volker Albus: Was drin ist, bleibt drin! Wenn sich eine Arbeit zu einem bestimmten Zeitpunkt ihren Platz verdient hat, bleibt sie auch Bestandteil des Sortiments.
(smow)blog: Noch kurz: es ist klar, dass kkaarrlls weiter besteht, wohin soll es aber in Zukunft mit der Plattform gehen?
Volker Albus: Uns ist bewusst, dass wir immer ernster genommen werden und nach fünf Jahren sind wir an einem Punkt, an dem wir ernsthaft überlegen müssen, wie das Konzept weiterentwickelt werden kann. Ob wir die Dinge beispielsweise weiter kommerzialisieren, oder den Editionscharakter mehr betonen. In jedem Fall wollen wir kein Label werden. Wir sind eine Hochschulplattform und wollen es bleiben. kkaarrlls versteht sich nicht als kommerzielle Marke. Allerdings sind wir offen für Kooperationen mit kommerziellen Labels, deren Philosophie mit unserer korrespondiert und kompatibel ist. Die Kooperation mit Echtwald ist da ein gutes Beispiel. Für den Fall, dass ein etabliertes Label an uns heran treten würde, um Arbeiten in ihr Sortiment aufzunehmen, sagen wir mal als Tochtermarke, wären wir offen dafür.
(smow)blog: Das heißt, Sie würden die Vorteile einer stärker kontrollierten Eigenproduktion ignorieren?
Volker Albus: Nein, davon kann gar nicht die Rede sein. Es gibt Produkte, bei denen ich mir denken kann, dass wir sie selbst produzieren. Beispielweise kann ich mir vorstellen, das eine oder andere Objekt in, sagen wir, einer hunderter Auflage zu produzieren, zu vermarkten und so auch zu vertreiben. Dann müssten wir aber auch darauf vorbereitet sein, das kommerzielle Risiko auf uns zu nehmen. Vorstellbar wäre auch die Zusammenarbeit mit einem Laden, an einem Ort, der über das notwendige Kundenpotential verfügt, in, sagen wir, München, Frankfurt oder Berlin. Das bedeutet wiederum einen kleinen kommerziellen Apparat zu integrieren. Aber wie gesagt, das sind alles Dinge, die wir momentan nur überdenken. Durch die Auseinandersetzung versuchen wir herauszufinden, welche Möglichkeiten es gibt weiter zu machen. Und zuerst kommt Mailand 2014!
Mehr dazu unter kkaarrlls.com
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