Auch wenn wir uns immer wieder über den alljährlichen Trip nach Mailand beklagen, kehren wir doch für gewöhnlich auf die eine oder andere Art bereichert und insgeheim froh überhaupt gefahren zu sein nach Deutschland zurück.
2011 kam die Offenbarung, als wir dem Mailänder Produzenten Azucena vorgestellt wurden. Bekannt gemacht hatten uns Konstantin Grcic und sein Entre-Deux „screen/devider/barricade“, ein Objekt, das die Zusammenarbeit zwischen Grcic und Azucena begründet, auf deren Fortsetzung wir geduldig warten.
Bis dahin regen wir unseren Azucena-Appetit mit der Ausstellung „Between Time“ in Berlin an. Inszeniert vom Vintage-Möbelhändler Erik Hofstetter und dem Innenarchitekten Gisbert Pöppler, wird „Between Time“ als Mischung aus „Inneneinrichtungs-Showroom, Möbelgeschäft und Kunstgalerie“ angekündigt. Eine Beschreibung, die, wie jeder Besucher der Ausstellung erkennen wird, eine Beleidigung für die spektakuläre Kulisse darstellt. Als Location dient ein verlassenes Eisenwarengeschäft aus dem 19.Jahrhundert in Berlin-Mitte.
Für uns bestimmt die Kulisse in diesem Fall die Show.
Im Großen und Ganzen eine sehr offensichtliche, wenn nicht gar zu offensichtliche Veranstaltung – aber das war Elvis Presley in seinem Konzert „Aloha from Hawaii“ 1973 ebenso. „Between Time“ ist ungefähr genauso dramatisch, strassbesetzt und köstlich.
Für uns sind die Glanzpunkte von „Between Time“ die Objekte aus der Azucena-Kollektion, darunter Luigi Caccia Dominioni Catilina Iron Armchair von 1958, seine Boccia und Grappolo Lampen von 1964/65 oder Corrado Corradi Dell`Acquas Polsterstühle. Dann gibt es natürlich noch Dominionis Lampada Poltrona, die wir 2011 folgendermaßen beschrieben haben: „…ein Lederriemen mit einer eingebauten, verstellbaren Messinglampe und einem Schalter. Die Idee ist, dass man Lampada Poltrona an einer Stuhllehne, auf einem Tisch oder an einem Kissen bzw. einem Polster anbringen kann und sie so als mobile Leselampe fungiert.“
Immer noch genial!
Um die Mailänder Kunsthandwerksklassiker zu komplimentieren, haben die Kuratoren die Ausstellungsräume mit einigen wirklich majestätischen Vintage-Möbeldesigns übersät, unter anderem mit einem Thonet Stuhl von 1880 mit gelochter Verzierung. Der Stuhl gewährt einen interessanten und seltenen Blick auf die frühe Thonet Ästhetik und sieht aus wie ein Paar Budapester.
Um ehrlich zu sein, haben wir den ausgestellten Kunstwerken nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie womöglich verdient hätten; aber wir waren nun mal da, um uns die Möbel und die Location anzusehen und entschuldigen uns deshalb nicht für die Unaufmerksamkeit!
Alles in allem: sehr verwirrend, sehr bezaubernd und sehr zu empfehlen. Einige Eindrücke…
„Between Time“ ist bis 22. September in der Wallstraße 85, in 10179 Berlin zu sehen.
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