Am Stand von Atelier Bonk auf der Ausstellung „Ventura at Work“ in Mailand erregte als erstes Objekt der Sockel eines Kerzenständers unsere Aufmerksamkeit. Allerdings nur bis man uns darauf hinwies, dass es sich bei dem Kerzenständer eigentlich um einen Kartoffelstampfer handele.
Dieser Fehler kann einem leicht unterlaufen. Besonders wenn man so töricht ist, wie wir es sind.
Das in Bruges befindliche Atelier Bonk ist das Resultat einer Kooperation zwischen dem Designer Tim Baute („Interror.be“ ) und dem grafischen Künstler Stefaan de Croock, alias Strook.
Der Name des Studios mag unkontrolliertes Gekicher unter britischen Grundschülern hervorrufen. Die Arbeiten der beiden verdienen allerdings einen etwas reiferen Respekt.
Das Konzept ist denkbar einfach: Strook zeichnet etwas und Tim überträgt die zweidimensionale Zeichnung in ein dreidimensionales Objekt.
Strooks Kunst hat die freche Roheit der Streetart und sein favorisiertes Werkzeug ist der Textmarker. Tims Hintergrund als Metallarbeiter erlaubt es ihm, Strooks Linien und Kurven in Objekte zu transformieren, die die Erzählung des Graffiti sehr getreu in ein gesellschaftlich völlig akzeptables Objekt überführen, ohne jedoch an Dreistigkeit einzubüßen.
Die Kollektion hatte auf dem DMY Berlin 2012 eine erfolgreiche Uraufführung. Dort zeigte Tim das erste Resultat der Kooperation: Eine pulverbeschichtete Stahlbank, die drinnen wie draußen verwendet werden kann. Die Bank war auch der zentrale Punkt ihres Standes in Mailand. Komplementiert wurde die Präsentation durch eine live Zeichenperformance von Strook, die den Entstehungsprozess des Designs veranschaulichte.
In Ergänzung dazu enthält die Kollektion einen pulverbeschichteten Kaffeetisch namens Merged – ein Objekt, das in seiner Formensprache an viele Klassiker der Moderne erinnert, aber dennoch einen Hintergrund hat, der unterschiedlicher gar nicht sein könnte.
Das zeigt auch, dass zwar die Form der Funktion folgt, es aber letztlich nur darauf ankommt, welchen Weg man in diesem Prozess einschlägt.
Wir würden gerne behaupten, der Kartoffelstampfer sei unser liebstes Stück aus der Kollektion. Nur würde uns wohl keiner glauben. Man würde sagen, wir behaupteten das nur, um unser peinliches Moment mit dem Kerzenständer zu vertuschen.
Was wir an der Herangehensweise von Atelier Bonk wirklich sehr mochten, waren weniger die Produkte – wie reizend sie auch sind -, sondern vielmehr die Kombination aus verschiedenen Methoden und Hestellungsverfahren und die Möglichkeiten, die sich aus dieser Kombination ergeben.
Wie bei jedem guten zeitgenössischen Design haben Tim und Stefaan sehr genau alle Möglichkeiten abgewogen, die ihnen zur Verfügung stehen, und so eine Variante gefunden neue, interessante und ressourcenschonende Objekte zu kreieren.
Sie haben genauer gesagt eine Art „Designentwicklungssystem“ erfunden, das nicht nur in Bezug auf das Muster, sondern auch hinsichtlich der Form, Größe und Proportionen unendlich flexibel ist. Dabei ist der Entstehungsprozess nicht automatisiert, sondern erfordert immer wieder den kreativen Input und die Erfahrung von Tim und Steffan.
Bedenkt man, dass in unserer modernen Welt Konsumenten immer auf der Suche nach individuellen Objekten sind, die sich jedoch auch mit gewohnten Vorstellungen von einer gelungenen Formensprache zusammenbringen lassen, können wir uns nichts interessanteres für den Markt vorstellen, als die Designs des Ateliers Bonk. So haben ihre Objekte wohl alles, was in unserem modernen, ökonomischen Klima für neues Design von Vorteil ist.
Weitere Details sind unter www.atelierbonk.de zu finden.
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