Wie bei so vielen von Ron Arads kommerziell erhältlichen, in Serie hergestellten Designs beginnt auch die Geschichte vom Tom Vac weit, weit weg von den Einheitswohnzimmern, in dem man ihn heutzutage sieht.
In diesem Fall begann die Geschichte an einer Straßenecke in Mailand. 1997 startete das italienische Architektur und Design Magazin Domus eine PR-Kampagne, bei der zeitgenössische Designer gebeten wurden, eine Installation zu entwerfen, die die Grundsätze des Magazins verkörpert. Der erste Beitrag kam von Ron Arad und wurde während der Mailänder Design Week 1997 vorgestellt. Die Arbeit bestand aus einem Stapel von 100 Aluminium Stühlen, die Arad extra für das Projekt entwickelt hatte. Die Installation namens „Domus Totem“ untersuchte, wenn wir es richtig verstanden haben, Neu und Alt in Design, Kunst und Architektur. Ein guter, gepflegter Spaß.
Als Projektsponsor überarbeitete Vitra die Stühle schließlich in Form einer Kunststoff-Variante und seit ihrer Lancierung 1999 hat sich der Tom Vac zu einem der Grundpfeiler der Vitra Sitzmöbel-Kollektion entwickelt.
Dass man diesen reduzierten, bescheidenen, fast schon unschuldigen Tom Vac nun vor dem Kunstmuseum Stuttgart unter dem Banner für „Otto Dix und die Neue Sachlichkeit“ finden kann, ist sicher ein Versehen. Wenn man ein Ron Arad Stuhl für so einen Kontext wählen will, dann doch den Rover Chair oder den Bad Tempered Chair. Viel besser würden diese beiden zu Otto Dixs provokativen Schilderungen des Krieges, der Prostitution und der Verdorbenheit in der Weimarer Republik passen.
Vielleicht interpretieren wir es auch einfach falsch und erkennen nicht die brilliante kritische Gegenüberstellung der Kuratoren. Wie auch immer. Es hat uns jedenfalls amüsiert. Und das wollten wir mit euch teilen…
„Otto Dix und die Neue Sachlichkeit“ ist noch bis zum 7. April im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen. Wir sind gespannt, welchen Gegenspieler der Tom Vac als nächstes bekommt…
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