Bevor die Mailänder Design Week und Möbelmesse wirklich begonnen haben, haben wir die Möglichkeit ergriffen und entspannt Mailands Messe für zeitgenössische Kunst, Miart, und vor allem ihren neuen Teil, „Object“, mit modernen Möbeldesigns besucht.
Kuratiert von Michela Pelizzari und Federica Sala, präsentiert „Object“ 10 Designgalerien aus Italien, Frankreich, Israel und dem Libanon.
Zehn internationale Galerien präsentieren eine gleichermaßen kosmopolitische Palette von Objekten, von limitierten Editionen aus den 1950ern über Ergebnisse aus Studentenprojekten bis hin zu Spezialaufträgen, die die Designgalerien einmal glänzen lassen und ihren speziellen Charakter hervorheben.
Wir wissen, es ist unfair und subjektiv, aber…. für uns waren die Highlights die limitierte Edition des Tisches von Oscar Tuazon für das Mailänder Plusdesign, die Aufbewahrungseinheit Libreria Volumi Sospesi von Matteo Casalegno bei der Galleria Paola Colombari sowie der wirklich reizende 1959 Coffee Table von Jorge Zalszupin bei der Galleria Rossella Colombari, der eigentlich in unsere Rubrik „Verlorene Klassiker des Möbeldesigns“ gehört.
Neben diesen einzelnen Arbeiten waren wir auch sehr von den kompletten Ausstellungskonzepten zweier Galerien angetan.
Die Carwan Gallery Beirut war, in den Worten von Direktor Nicolas Bellavance-Lecompte, mit ihren Stücken fernab einer europäischen Syntax der „Exot“ der Gruppe. Unter den, für uns, besten Stücken sind die Objekte in der Tessera Familie von dem libanesischen Architekten Marc Baroud, eine Serie von fast vergänglichen Objekten, die Walnussquader mit Leder kombinieren, die „Slingshot“ Kollektion von Karim Chaya, die eines der stärksten Symbole des palästinensischen Widerstands als Luxusgut in z.B. Messing, Gold oder Glas zeigt, während der komplette Carawan Stand von handgemalten Coca Cola Zeichen umgeben ist, die einst überall in Beirut zu finden waren, die jetzt aber so wie die Handwerkskultur, die sie mit geschaffen hat, verschwunden ist.
Design in limitierter Edition völlig anderer Art konnte bei der Beneventer Galerie Swing gefunden werden. 2011 gegründet, führt die Swing Galerie eine kleine, aber feine Liste von Designern, wie Julian F. Bond, der in Mailand mit seinen Objekten der Hexagonal Pixel Vasen Kollektion vertreten war, und Harry Thaler mit seinen Silk Lamps sowie dem Silk Table, die das Banale mit dem wahrlich Überragenden verbinden.
Wir halten die Einbindung von Designgalerien in die Miart für eine gute und positive Entwicklung. Trotz des unverkennbaren Hauchs des Priviligiertseins, die zeitgenössische Designgalerien immer umgibt, erfüllen sie eine wichtige Funktion. Auf der einen Seite kennen wir zahlreiche junge Designer, die die Miete dank ihres Einkommens von einer Designgalerie bezahlen können und auf der anderen Seite wissen wir von vielen kommerziellen Produkten, die ihren Anfang als experimentelles Konzept in einer Galerie nahmen, bevor sie schließlich zu einem Hersteller fanden. Die kommerziellen Objekte mögen oft den Idealismus und das Abenteuerliche des Originals verloren haben, aber es ist trotzdem immer ein funktionales und ästhetisches Objekt, das dazu beiträgt das Genre voranzutreiben.
Zeitgenössische Designgalerien sind immer auf der Mailänder Design Week vertreten. Immer irgendwo in der Stadt. Doch sind Designgalerien keine gemeinnützigen Institutionen, deren Daseinsberechtigung es ist, Design zu fördern. Es sind kommerzielle Organisationen und müssen als solche die ausgestellten Stücke auch verkaufen. Und das geht an Orten, wo Leute auf der Suche nach kreativen Arbeiten sind, die sie kaufen können, nun mal leichter als bei den „normalen“ Designfestival-Besuchern.
Daher macht ein Bereich für zeitgenössisches Design bei der Miart durchaus Sinn. Und dass die Besucher der Miart ein potentielles Interesse an Design sowie an Kunst haben, könnte daran gemessen werden, dass vereinzelt Möbelstücke an den „normalen“ Ständen gefunden werden können. Eine besondere Erwähnung soll in diesem Kontext Marjan van Aubel & Jamie Shaw für ihren Well Proven Chair bei der A Palazzo Galerie zuteil werden. Das Objekt basiert auf einem faszinierenden Stuhlgehäuse aus Bio-Harz und Holzwolle.
Interesse kann natürlich ein potentielles oder ein aktives sein und die Frage ist, ob das Miart Publikum „Object“ als Möglichkeit akzeptiert oder es einfach als eine kuriose Abwechslung zum seriösen Geschäft des Kunst-Kaufens versteht. Alle Galerien, mit denen wir sprachen, waren relativ zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelt haben. Obwohl das auch das ist, was wir von ihnen erwartet haben. Ob es letztlich funktioniert, wird sich zeigen, wenn das Ganze wiederholt wird und sich viele Galerien zum zweiten Mal anmelden und vor allem, wenn 2014 viele neue Galerien dabei sein werden.
Wir halten euch auf dem Laufenden.
Bis dahin gibt es einige Eindrücke von „Object“ bei der Miart Mailand 2013.
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