Wir haben vielleicht schonmal erwähnt, dass es immer eine besondere Freude ist, wenn ein Designer, den man als zerzausten, idealistischen Studenten kennengelernt hat, seinen ersten ernsthaften Vertrag mit einem der großen Hersteller unterschreibt und in eine hoffentlich lange und erfolgreiche Karriere startet.
Ähnlich schön zu beobachten ist es, wenn ein neues Unternehmen wächst und sich entwickelt; besonders, wenn es eines ist, das sich mit dem Ziel gegründet hat, zeitgenössisches Design zu fördern, anstatt einfach an einer fetten Rendite für die Aktionäre zu arbeiten.
Im Januar 2010 vom Brooklyner Designer Jason Miller gegründet, wurde Roll & Hill aus dem Wunsch geboren, sowohl hochwertige Leuchten mit nordamerikanischem Akzent zu produzieren als auch den Status, die Position und vor allem die Möglichkeiten von jungen US-amerikanischen Designern zu verbessern.
Vor zwei Jahren unternahm Roll & Hill den ersten, zaghaften Schritt in Richtung Europa mit einer kleinen Show in Mailands Zona Tortona, dieses Jahr stellten sie auf der zweijährig stattfindenden Euroluce, der Lichtabteilung der Saloni Milano, aus. Der größten und wichtigsten Plattform für Lichtdesign während der Mailänder Design Week also. Und ein Zeichen dafür, dass Roll & Hill angekommen sind.
Unsere, zugegebenermaßen etwas krankhafte, Obsession für Roll & Hill begann, bevor das Unternehmen überhaupt existierte: und zwar als wir Jason Millers Modo Chandelier bei der ICFF 2009 gesehen haben. Die Lampe ist uns gleich ins Auge gesprungen und uns seither nicht mehr losgelassen.
Modo war dann auch eine der fünf Säulen der ursprünglichen Roll & Hill Kollektion, nebst Himmeli von Paul Loebach, Excel von Rich Brilliant Willing, Agnes von Lindsey Adelman und Jason Millers für diese Welt fast zu kitschiger Superordinate Antler.
In den dazwischenliegenden drei Jahren wuchs die Roll & Hill Kollektion beständig und umfasst mittlerweile ungefähr 15 Produktfamilien von 9 Designern. Zu denen gehört auch der erste nicht-US-amerikanische Mitarbeiter Lukas Peet, der aus Kanada stammt und in Eindhoven studiert hat.
In Mailand präsentierte Roll & Hill einen netten Querschnitt ihres derzeitigen Programms, einschließlich Stella Triangle von Rosie Li, Endless von Jason Miller und Counterweight von Fort Standard.
Und den Modo Chandelier gibt es in einer überwältigenden 6-seitigen Kombination aus 21 Kugeln.
Einer der Aspekte der Roll & Hill Kollektion, der uns immer schon ansprach, ist das unausweichliche Gefühl einer Rückkehr in die frühen Tage des Art Deco, das durch die Mehrheit der Objekte hervorgerufen wird. Messing, Glas, Keramik, Stahl, Marmor und Holz werden kombiniert, um Objekte zu kreieren, deren Opulenz eine Einfachheit und Nüchternheit vortäuscht, die jedem Kalvinisten die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. 2009 haben wir bei Jason Millers Möbeln an die (stereo)typische amerikanische Stadt der späten 1970er Jahre gedacht. Die Roll & Hill Kollektion wiederum wäre in einem Apartment Block im Manhattan der 1920er nicht fehl am Platze. Natürlich pauschalisieren wir hier ein bisschen, denn vor allem die Arbeiten von Jonah Takagi und Rich Brilliant Willing stehen im Gegensatz zu den oben genannten und verleihen der Roll & Hill Kollektion einen vielfältigeren, ausgewogeneren Charakter.
Man muss sagen, Roll & Hill Lampen gehören nicht zu der Art von Objekten, die man mit dem Kleingeld kaufen kann, das man hinterm Sofa gefunden hat. Doch bei den hoch individuellen Stücken aus hochqualitativen Materialien, hergestellt in kleinen Werkstätten in Brooklyn und Long Island, bekommt man auch wirklich was für sein Geld.
In Amerika ist das Handelsnetzwerk der Roll & Hill Produkte gut ausgebaut, in Europa liegt da noch „ein bisschen“ Arbeit vor den Verantwortlichen. Es bleibt zu hoffen, dass die Roll & Hill Leuchten nach der Euroluce auch hierzulande etwas besser erhältlich sein werden und dass mehr von euch unsere Obsession mit diesen Lampen verstehen und hoffentlich auch teilen werden.