Vor einigen Wochen haben wir in unserem Post zur Eröffnung der Droog Lab Ausstellung „The New Original“ in Guangzhou, China geschrieben „wie wir Droog kennen, sind wir aber ziemlich sicher, dass “The New Original” in nicht allzu langer Zeit auch in Europa gezeigt werden wird.“
Droog hat uns nicht enttäuscht und die Objekte wurden in Mailand als Teil der Ausstellung „Droog 20+, Up to a beautiful future“ gezeigt, die 20 Jahre Droog mit einem Blick in die Zukunft feiert – statt des konventionellen Rückblicks.
Die Idee hinter „The New Original“ ist relativ simpel: Kopieren ist laut Droog nicht immer direkt eine Nachbildung, sondern häufig beinhaltet das Kopieren eine Stufe der Abwandlung, z.B. um lokale Bedürfnisse oder soziale und/oder kulturelle Unterschiede einzubeziehen. Da in der öffentlichen Auffassung die Chinesen Weltmeister im Kopieren sind, besuchte Droog China und kopierte chinesische Alltagsobjekte, wenn auch mit einer Anpassung an den europäischen, westlichen Markt.
Das Ergebnis ist eine wirklich bezaubernde Sammlung von Objekten. Während Teapot with Handle von Richard Hutten als Aushängeschild der Ausstellung verwendet wurde, haben uns die Glass Lantern und die LED Bulbs – beide auch von Richard Hutten – viel mehr begeistert. In beiden Objekten ist die Idee ausgezeichnet umgesetzt und es sind darüber hinaus auch einfach wirklich schöne Kreationen. Wunderschöne Kreationen, die ohne „The Original“ nie realisiert worden wären. Ganz ähnlich sind die Family Vases und das Five Function Cabinet von Studio Droog wunderbare Arbeiten, die nur innerhalb des Kontextes eines solchen Projektes entstehen konnten.
Wir wissen nicht, wie die langfristige Planung von Droog aussieht, aber wir gehen davon aus, dass man bald das ein oder andere Objekt bei einem Droog Händler finden wird.
Ein weiteres Highlight der viel zu kompakten Ausstellung „Droog 20+, Up to a beautiful future“ war das Ergebnis aus dem Rijksstudio Projekt, einer Zusammenarbeit vom Studio Droog mit dem Amsterdamer Designstudio deJongeKalff. Rijksstudio ist eine digitalisierte Datenbank von 125.000 Arbeiten aus der Sammlung des Rijksmuseums Amsterdam und als offene online Quelle öffentlich zugänglich. Nachdem sie die Arbeiten digitalisiert haben, gingen Droog und deJongeKalff einen Schritt weiter und nahmen sich Bilder aus der Datenbank und verwandelten sie in echte Objekte. Kopieren mit Abwandlung, wenn man so will. Das Highlight der Kollektion ist für uns Napkin Collar, ein Serviettenring, der von einer Halskrause aus dem 17. Jahrhundert inspiriert ist, wobei aber auch Tasting Glasses und Rubber Tablecloth nicht unerwähnt bleiben sollen.
Eine Sache, die uns an Droog besonders gefällt, ist die Tatsache, dass sie im Wesentlichen eine Forschungsagentur für Design, eine konzeptionelle Truppe sind, die Produkte verkaufen, um den Rest ihrer Arbeit zu finanzieren. Treue Leser werden sich an das Warum Gestalten? Symposium an der HFBK Hamburg von 2011 erinnern, wo Andreas Brandolini mehr oder weniger das Gleiche über die Anfangstage der „Neues deutsches Design“-Bewegung in Berlin sagte: sie verkauften Produkte, um Kapital zu bilden, die Produkte selbst haben dabei aber wenig bis gar keine Bedeutung für die Kuratoren gehabt.
Letztlich gibt es keine Show ohne Business. Will man also Design machen, wird man sich nie ganz frei von der Industrie machen können. Die Frage ist, was, wie, in welcher Anzahl und mit welcher Motivation hergestellt wird. Man muss nicht alles mögen, was Droog macht. Tun wir auch nicht. Die Art, wie sie es tun, muss man aber respektieren und eigentlich auch bewundern. Und hoffen, dass sie das noch weitere 20 Jahre machen werden.