Wir haben irgendwann mal einen Post über das verschneite Leipzig angefangen, in dem wir die nasskalten, verschneiten TageD Leipzig feiern wollten. Die bedeuten für uns nämlich, dass wir unsere Fahrräder ruhigen Gewissens zuhause stehen lassen können und mit den von James Irvine designten Mercedes-Benz Citaro Bussen der Leipziger Verkehrsbetriebe zur Arbeit fahren können.
An genau so einem nasskalten, verschneiten Tag erfuhren wir nun von der traurigen Nachricht, dass James Irvine viel zu früh, im Alter von nur 54 Jahren von uns gegangen ist.
James Irvine wurde in London geboren und studierte am Kingston Polytechnic und dem Royal College of Art London, bevor er 1984 nach Mailand zog. In seinen ersten Jahren in Mailand arbeitet er für Olivetti unter Leitung von Michele De Lucchi und Ettore Sottsass, bevor er 1988 sein eigenes Designstudio in der lombardischen Hauptstadt eröffnete.
So gehörte Irvine zu der Generation europäischer Produktdesigner, die sowohl mit klassischem Industriedesign à la Dieter Rams anfingen, bevor sie zu den Möbeln kamen; aber auch Mailand kannten, als es wirklich das kreative Herz Europas war und eine Stadt, aus der großartige Sachen kamen, als es eine Stadt war, die jeder mit einem Interesse an qualitativem Design einfach besuchen musste. Das ist eine Kombination, die James Irvines Schaffen über Jahrzehnte maßgeblich beeinflusst hat. Und der Grund dafür, dass Mailand sein zweites Zuhause wurde.
Unter den ersten Projekten, die James Irvine nach der Gründung seines eigenen Studios annahm, war die Koordinierung von Ettore Sottsass‘, Michele de Lucchis und Andrea Branzis Recherche für das „Citizen Office“ für und mit Vitra. Diese Recherchen haben in vielerlei Hinsicht definiert, wie Vitras Büromöbel fortan aussehen sollten. James Irvine war daneben außerdem für das Design des Katalogs für die begleitende Ausstellung des Vitra Design Museums verantwortlich.
Als Designer schaffte James Irvine ein Portfolio von Produkten, das mit und für internationale Hersteller, die so unterschiedlich wie Cappellini, SCP, Artemide, WMF, Miuji oder Magis sind, entstand. Darüber hinaus lehrte James Irvine an verschiedenen Schulen und war als Berater für Thonet tätig und dabei hauptsächlich verantwortlich dafür, welche Objekte aus dem Thonet Archiv neu aufgelegt werden sollen. Und noch wichtiger, wie sie neu aufgelegt werden sollen.
James Irvine starb am 18. Februar 2013 im Fatebenefratelli Krankenhaus in Mailand.
Wir hatten die Ehre, James Irvine einige Male zu treffen und er war stets ein sehr charmanter, eloquenter und geduldiger Gesprächspartner. Und irgendwie hoffen wir, dass wir ihn mehr wegen seiner Persönlichkeit und weniger wegen seines Portfolios in Erinnerung behalten.
Und die Busse? Dank der Launen der LVB Presseabteilung werden wir nie herausfinden, warum die James Irvine Busse durch Leipzig fahren. Aber wir sind dankbar, dass sie es tun. Heute mehr denn je.
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