Kork. Daran führt zurzeit kein Weg vorbei. Vor ein paar Wochen haben Ronan und Erwan Bouroullec ihren Cork Desk für Vitra bei der Orgatec vorgestellt. Etwas früher, im April gab es Cover von Daphna Laurens bei Dutch Invertuals in Mailand zu sehen. Und letztes Jahr bei der Dutch Design Week haben wir Tiago Sá da Costas Corkmatters Lamp bei der Made Out Portugal #4 Ausstellung bewundert. Das mag nicht so viel klingen, aber wenn man bedenkt, dass wir das letzte ernstzunehmendes Korkprodukt im Frühling ’78 gesehen haben, ist das jetzt eine wahre Korkflut.
Und jetzt finden wir in unserem Postfach Bilder von Tiagos neuestem Produkt. Es ist aus Kork. Aber genauso interessant ist, dass es von einem neuen portugiesischen Hersteller realisiert wurde, von Vicara.
Corky Bowl von Tiago Sá da Costa ist – der Name ist Programm – eine Schale aus Kork. Eine handgeformte Schale. Wenngleich Corky Basket der etymologisch zutreffendere Name gewesen wäre, da es für die Aufbewahrung von Brot und andere trockene Lebensmittel bestimmt ist.
Abgesehen davon, dass Corky Bowl ein technisch anspruchsvolles Stück ist, ist es ein Objekt mit angenehm zugänglicher Form und fließender Typografie und wird sicher seine Liebhaber finden.
Vor zwölf Monaten haben wir geschrieben:
Als Land mag Portugal kein Geld haben, aber es hat Kork.
Und wenn die Bauern etwas bedachter sind als die Bänker, wird es immer Kork haben.
Und wenn die jungen Designer des Landes den Bauern helfen können neue Märkte zu erschließen, können sie ihren Teil dazu beitragen die Wirtschaft des Landes zu verbessern.
Mit „neuen Märkten“ meinten wir nicht billigen Touristenramsch, sondern hochwertige Designprodukte. (Was wir ja auch bezüglich Croatian Holiday 2012 bei der Vienna Design Week angemerkt haben.) Tiagos „Corkmatters“-Projekt und seine Versuche neue Verwendungsmöglichkeiten und Anwendungsfelder für Kork zu finden, ist genau so ein intelligentes Projekt, das wir dabei im Sinn hatten. Vicara scheint die Situation ähnlich zu sehen. Und das angenehmerweise nicht nur in Bezug auf Kork.
Portugiesische Designer berichten in letzter Zeit, dass die finanziellen Probleme im Land die Dinge schwerer machen. Man kommt nicht mehr so leicht an Verträge und wenn es welche gibt, sind die nicht mehr so gut bezahlt wie früher. Die Initiative für einen Wandel muss also von den Designern selbst kommen. So ist es schön zu sehen, dass Vicara nicht nur von Designern geführt wird (u. a. vom (smow)blog Liebling Paulo „Spore Vase“ Sellmayer) sondern als Unternehmenauch Wert darauf legt, dass ihre Produkte hochwertige Autorendesigns und nicht in erster Linie marktfreundliche Objekte sind. Design auf den Markt bringen und nicht „Design“ vermarkten. Das ist selbstverständlich zu begrüßen und zu unterstützen.
Im Moment ist die Produktpalette von Vicara noch stark begrenzt, aber dank der fantastischen Menge an jungen portugiesischen Designtalenten wird sich das sicher bald ändern. Wir halten euch auf dem Laufenden.
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