Benjamin Hubert wurde im Januar mit dem A&W Audi Mentorpreis 2012 ausgezeichnet. Zusammen mit dem A&W Designer of the Year Award präsentiert, kann der Mentorpreis in vielerlei Hinsicht als die Kategorie für „Junge Designer“ angesehen werden. Das Interessante am A&W Audi Mentorpreis ist, dass der Gewinner vom A&W Designer of the Year nominiert wird – 2012 war das Patricia Urquiola.
Nach der Preisverleihung trafen wir uns mit Benjamin auf einen kurzen Plausch. Allerdings haben wir es clevererweise irgendwie geschafft, das Interview zu verbummeln und es erst jetzt wieder gefunden. Daher auch der verspätete Post…
Als Absolvent des Industrial and Technology Programms an der Loughborough University fiel uns Benjamin Hubert als erstes durch seine Spinning-Leuchten für &tradition bei CODE10 in Kopenhagen auf; ein Produkt, das unsere Aufmerksamkeit wegen seiner schlichten, unkomplizierten Eleganz auf sich gezogen hat. Als Objekt tun sie zwar nicht sonderlich viel, aber dank ihrer Form und Präsenz sorgen sie dafür, dass man mit sich selbst und der Welt, die einen umgibt, einfach zufrieden ist.
Neben &tradition arbeitet Benjamin Hubert aktuell mit einer beeindruckenden Reihe internationaler Hersteller zusammen, darunter De La Espada, Cappellini und De Vorm, die auch seine geniale Pebble-Serie und seine Pod-Stühle produziert haben. Im April gewann Juliet den Poltrona Frau Centenary Armchair Contest in Mailand und wurde seither von Poltrona Frau übernommen.
Im Januar sprachen wir mit Benjamin Hubert über den A&W Audi Mentorpreis 2012 und seine bisherige Karriere.
(smow)blog: Zunächst erstmal herzlichen Glückwunsch zum Preis! Wie kam es denn dazu?
Benjamin Hubert: Ich bekam eine Mail, in der stand, dass ich den Preis gewonnen hätte…
(smow)blog: …also wusstest du noch nicht mal, dass du überhaupt im Rennen warst?
Benjamin Hubert: Nein. Was eigentlich ganz schön ist. Bei den meisten Preisen weiß man ja vorher schon Bescheid, weil die Leute sichergehen wollen, dass man auch wirklich zur Preisverleihung erscheint, also weiß man im Prinzip schon vorher, was passieren wird. Aber hier bekam ich einfach eine E-Mail aus dem Nichts, die besagte, dass Patricia mich nominiert und gemeinsam mit Audi zum Sieger gewählt hat und ob ich den Preis annehmen möchte. Die Antwort war natürlich ja! Es ist wirklich schön zu wissen, dass Patricia unsere Arbeit zu schätzen weiß. Also ist das alles in allem super!
(smow)blog: Wenn wir das Ganze richtig verstanden haben, hast du dich zuerst mehr auf „industrielle“ Projekte konzentriert und erst später damit begonnen, stärker in Richtung Möbel zu gehen…
Benjamin Hubert: Das Studio wurde 2007 eröffnet und in den ersten drei Jahren oder so haben wir hauptsächlich für andere Studios gearbeitet. An den Wochenenden und am Abend beschäftigte ich mich dann mit meinen eigenen Projekten bis ich 2009/2010 einfach in den sauren Apfel biss und meinen „Tagesjob“ kündigte, um mich ganz auf meine eigenen Projekte zu konzentrieren. Zuerst ging es dabei hauptsächlich um Leuchten, aber dann kamen immer mehr Möbel dazu. Heute arbeiten wir mit ganz verschiedenen Produkten von Modeaccessoires über Leuchten und Möbel bis hin zu kleinen Installationen, die schon eher in eine künstlerische Richtung gehen. Das ist für mich auch das Tolle am Design: Man kann einfach ganz verschiedene Disziplinen mit einbringen.
(smow)blog: Hattest du eigentlich schon immer den Plan, ein eigenes Studio zu eröffnen, oder…?
Benjamin Hubert: Nein, überhaupt nicht! Ich wollte die Karriereleiter im Corporate Design hinaufklettern, wenn es so was überhaupt gibt, Chef einer Firma werden und alles was dazu gehört. Aber ich glaube, dass ich nach meinem Studienabschluss und als ich meine Abschlussarbeit auf einigen Ausstellungen präsentiert und Salone Milano besucht habe, meine Augen erst für eine Industrie geöffnet habe, der ich mir gar nicht so bewusst war. Ich wusste natürlich, dass es da eine Industrie gab, aber ich war mir überhaupt nicht bewusst, wie groß sie ist, wie viele Möglichkeiten sie bietet und genau das war es, worin ich mich einfach verliebt habe.
(smow)blog: In Anbetracht der Firmen, mit denen du arbeitest, lernst du gerade wahrscheinlich ständig dazu, oder?
Benjamin Hubert: Ja, ständig. Wenn ich in die Fabriken und Werkstätten gehe und sehe wie die Leute tatsächlich Dinge herstellen ist das für mich das Befriedigenste an der ganzen Sache. Die Firmen, mit denen man am besten arbeiten kann, sind die, die offen für neue Ideen und Denkweisen sind und die uns zum Beispiel auch mal ein neues Material vorstellen oder Ideen annehmen, wenn wir ihnen etwas Neues zeigen. So entstehen auch die besten Projekte: In Zusammenarbeit mit den Herstellern und den Werkstätten.
(smow)blog: Kommen wir zurück auf den A&W Audi Mentorpreis. Oscar Zieta, quasi dein Vorgänger, ist ja in der aktuellen Audi-Werbung zu sehen. Wenn sie auf dich zukommen würden, wärst du dann verfügbar?
Benjamin Hubert: Klar, solange ich nichts total Lächerliches machen muss. Wieso nicht?!