Die Geschichte des Möbeldesigns ist voll von Arbeiten, die nur ganz kurz die öffentlichen Bühnen geziert haben, bevor sie wieder verschwanden, ohne überhaupt die Ehre gehabt zu haben richtig vor den Vorhang zu treten. Wenn man durch den Keller eines x-beliebigen großen Möbelherstellers kriecht, findet man sie: die perfekt erhaltenen Überreste genialer Designklassiker, die es einfach nicht geschafft haben, ihre kreative Anmut in bares Geld zu verwandeln.
So wie die sogenannte Girard Group von Alexander Girard. Obwohl er am besten für seine Textil- und Tapetendesigns bekannt ist, war er nicht davon abgeneigt, sich auch im Möbeldesign zu versuchen. So assistierte er nicht nur Charles & Ray Eames beim Entwurf ihres La Fonda Armchairs für das gleichnamige Restaurant, sondern entwarf auch eine sehr schöne Möbelkollektion für die Lounges von Braniff International Airways. Über diese Partnerschaft und die daraus entstandenen pastellfarbenen Flugzeugrümpfe haben wir bereits in einem früheren Post geschrieben.
Bei seinen Möbeln für die Braniff-Lounges bilden die Sitzmöbel natürlich den Knackpunkt. Im Gegensatz zu allem, was George Nelson, Charles Eames oder irgendjemand seiner anderen Kollegen entwarf, waren die Sitzmöbel der Girard Group sehr zeitgebunden und zeichneten sich vor allem durch eine schöne, niedrige, fließende Form aus. Technisch gesehen sind sie sehr linear und quadratisch, was man allerdings nicht vermuten würde, wenn man sie ansieht. Konstruiert aus Sperrholz und Urethanschaum mit aus Aluminium gegossenen Beinen und Rückenlehnen wurden die Stühle in Fabriken von Herman Miller gepolstert. Es gab sie in so ziemlich jeder Farb- und Materialkombination. Obwohl wir uns kaum vorstellen können, einen ganzen Abend lang auf ihnen zu sitzen, um in die Flimmerkiste zu gucken, sind die Möbel für eine Flughafenlounge, eine Hotellobby oder andere öffentliche Sitzbereiche perfekt geeignet.
Die Tische haben uns allerdings nicht ganz so sehr begeistert. Sie sind uns etwas zu zurückhaltend und sehen nicht besonders gut durchdacht aus. Sie wirken dadurch ein wenig zu sehr wie eine notwendige, aber ungeliebte Konsequenz. Aber die Sitzgelegenheiten…
Obwohl sie der Öffentlichkeit erst 1967 von Herman Miller vorgestellt worden ist, wurde die Girard Group bereits zwei Jahre später wieder eingestellt – sie war einfach zu teuer für den Markt. Das ist wirklich schade, denn es sind wirklich schöne Objekte.