Als wir das letztes Jahr geschrieben haben, war es nur als billiges Wortspiel gedacht, so langsam wäre es aber wirklich sinnvoll, den Namen der Jahresschau der Bauhaus Universität Weimar in autumnery zu ändern. Denn ebenso wie die summaery2011 war auch die summaery2012 nicht besonders sommerlich. Und obwohl wir dieses Jahr das Gefühl hatten, dass die Ausstellung etwas weniger umfangreich war als in den letzten Jahren, fanden wir immer noch jede Menge, das uns von dem herbstlichen Wetter abgelenkt hat.
Für uns gehörten die Ergebnisse des Falter-Kurses, wo Studenten Produkte durch Falten, Biegen, Wölben etc. schaffen sollten, zu den Highlights. Mithilfe dieser Verfahren werden nicht zwangsläufig immer gute Produkte kreiert, doch die gezeigten Resultate erhöhen den Wert dieser Prozesse im Produktdesign auf jeden Fall. Sehr interessant waren auch die Ergebnisse des Kurses ex und hopp, bei dem untersucht wurde, wie man die Lebensdauer von Produkten verlängern kann. Der Höhepunkt hier war wahrscheinlich Juusto von Josephine Peterknecht – eine Vorrichtung, um „alte“ Milch zu Käse zu machen, die wir sehr gerne in Aktion gesehen hätten, weil wir das Prinzip auch mithilfe der Broschüre leider noch nicht so ganz verstanden haben. Das Konzept an sich gefällt uns aber sehr.
Treue Leser werden wissen, dass es auf dem Weimarer Campus einen Raum gibt – oder besser gesagt gab-, in dem immer eine Präsentation zu sehen war, die uns etwas enttäuschte. Vielleicht hat man ja unser ständiges Schimpfen vernommen, jedenfalls war dieser besondere Raum in diesem Jahr nicht geöffnet. Die Show, die uns in diesem Jahr enttäuschte, war ein Stück weiter, über den Hof, gelegen.
Für uns hat der Kurs Hygiene – Händewaschen hilft, nützt aber nichts, bei dem erforscht werden sollte, wie man die Hygienebedingungen in Krankenhäusern verbessern kann, das Thema etwas verfehlt. Wir wissen zwar, dass die Studenten Hilfe von Spezialisten der Jenaer Uniklinik hatten und wollen keinen Streit mit Mikrobiologen vom Zaun brechen… Zumal es ein Mitglied des (smow)blog-Teams schon mal fast geschafft hat, wegen dem Gattungsnamen des Bakteriums, das die Beulenpest verursacht, in eine Schlägerei zu geraten… Wir können uns gut vorstellen, dass die Bakterien, die Infektionen verursachen, hauptsächlich über die Hände übertragen werden. Aber Hände sind nicht die Ursache, sondern nur das Transportmittel.
Klassisches Produktdesign im Sinne von Objekten, die das Desinfizieren der Hände erleichtern, ist natürlich keine langfristige Lösung – außer natürlich für die finanziellen Sorgen der globalen Desinfektionsmittelindustrie -, da sie keinerlei Probleme lösen. Die Reduzierung der Verbreitung von Bakterien ist vielmehr Sache des Prozessdesigns. Und auch wenn es zugegebenermaßen einige nette Versuche gibt, das Verhalten des Personals dahingehend zu verbessern, liegt der Fokus für uns bei der Ausstellung zu sehr darauf, zu gewährleisten, dass das Krankenhauspersonal immer einen reichlichen Vorrat an Desinfektionsmitteln hat. Das finden wir sehr schade, da Designer auf diesem Gebiet eine Menge zu bieten haben.
Dennoch bleibt die Reduzierung der Infektionsgefahr letztlich eine medizinische Frage – eine Frage danach, wie Krankenhäuser arbeiten und ob man in Krankenhäusern nicht weniger Medikamente verwenden, weniger Operationen durchführen und weniger Patienten aufnehmen sollte. In unserer Gesellschaft bekämpfen wir viel zu viel mit Medikamenten. Und wie jeder Designstudent wissen sollte, ist weniger mehr – auch wenn es darum geht fit und gesund zu bleiben.
Andererseits umfasste die Diplom-Ausstellung 2012 eineinhalb, vielleicht sogar ein ganzes und zwei halbe wirklich gute Projekte. Der Rest hat uns nicht wirklich umgehauen, aber mehr dazu später… Die Ergebnisse des Kurses Lernen Kochen und Essen, bei dem erforscht wurde, wie man die Praxis und den pädagogischen Wert von Schulmahlzeiten verbessern kann, warf so einige Fragen auf. Und die mittlerweile schon zur Tradition gewordene Ausstellung zu Arbeitsplatzlösungen bot eine fröhliche Mischung aus Großartigem und Lächerlichem. Aber hey, darum geht’s bei solchen Kursen doch auch: Man gibt den Studenten eine Aufgabe und guckt, was sie daraus machen.
Außerdem wollen wir die Band, die am frühen Donnerstagabend auf der rolling.stage.SOLAR gespielt hat, lobend erwähnen. Wir sind uns nicht ganz sicher, wie sie hießen, aber sie machten einen der besten und ansteckendsten Sounds, die wir seit langer, langer Zeit gehört haben. Einfach super!
Das Hauptaugenmerk der Universität Weimar liegt auf Architektur und Kunst; das Produktdesign hat zwar eine wichtige, aber keine zentrale Rolle in der Institution. Diese Situation führt dazu, dass das meiste, was zu sehen ist, zwar interessant, aber nichts ist, was uns wirklich begeistern würde. Räume über Räume voll mit architektonischen Modellen und Skizzen sind zweifellos wichtig, aber nichts, bei dem wir allzu viel Zeit mit Entschlüsselungsversuchen verbringen möchten; insbesondere, weil wir den Kontext des Objekts/des Ortes nicht besonders gut kennen und er uns auch sonderlich interessiert.
Dennoch ist dieser von unserem eigentlichen Interesse so abweichende Fokus der Grund dafür, wieso ein Besuch der summaery immer so faszinierend ist: Wir sehen uns immer wieder gezwungen, Situationen anders zu bewerten und werden auf neue Denkwege geführt. Genau deshalb machen wir uns immer wieder auf den Weg nach Weimar. Das und die Tatsache, dass wir, egal wie das Wetter bei unserem Besuch ist, bei unserer Rückkehr nach Leipzig immer mit den tollsten Sonnenuntergängen beglückt werden – die Art von Sonnenuntergängen, die bewirkt, dass man den Glauben an die Welt zurück gewinnt und die einem das Gefühl geben, es mit allem aufnehmen zu können, was die Zukunft bereithält.
Summaery2012 fand vom 12. bis zum 15. Juli 2012 in der Bauhaus Universität Weimar statt. Hier ein paar Eindrücke…
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