Der Juli ist ja bekanntlich der Monat, in dem wir den Zwängen des professionellen Designzirkus entfliehen und Designstudenten bei ihren alljährlichen Abschlussausstellungen nerven. Und jedes Jahr kehren wir wieder voller Bewunderung für die Arbeiten zurück, die wir dort gesehen haben – und mit einem gestärkten Vertrauen in eine strahlende Zukunf der deutschen Designcommunity.
Obwohl unsere Tour traditionell innerhalb der sicheren, heimeligen Grenzen der ehemaligen DDR stattfindet, führt sie uns in diesem Jahr auch nach Stuttgart… Design? Stuttgart? Jaaa, Stuttgart!
Man sollte nicht vergessen, dass Stuttgart die Heimat der Weißenhofsiedlung ist – eine der bedeutendsten modernistischen Ausstellungen und Wohnsiedlungen Europas – und 1951 die erste Ausstellung amerikanischen zeitgenössischen Designs der Nachkriegszeit veranstaltete: „Design for Use, USA“ brachte die Arbeiten von Charles & Ray Eames, George Nelson oder Isamu Noguchi im Prinzip überhaupt erst nach Europa.
Egon Eiermann lebte nach seiner Flucht aus Berlin zunächst in Stuttgart, zog dann jedoch schnell weiter nach Karlsruhe. Herbert Hirche, Eiermanns wichtigster Protegé, folgte ihm nach Baden-Württemberg und arbeitete lange Jahre als Professor für Innenarchitektur und Möbelbau an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart; deren Rektor er später auch wurde. Eiermanns anderer großer Beitrag für Stuttgart war das Horten-Kaufhaus – ein Gebäude, dessen Baugeschichte so kontrovers ist, dass die aktuellen Diskussionen um den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof daneben wie eine kleinliche Meinungsverschiedenheit darüber wirken, in welcher Grauschattierung der Keller gestrichen werden soll.
Stuttgart ist außerdem die Heimat von Porsche und Daimler-Benz. Und Nils Holger Moormann wurde dort geboren. Doch all das nützt gar nichts, wenn die aktuellen Studenten der Kunstakademie Stuttgart keine Arbeiten hervorbringen, die der Tradition gerecht werden. Wir machen ja keinen Hehl aus unserer Bewunderung für maigrau und was sie schon alles erreicht haben und noch erreichen werden. Aber die Namen weiterer Absolventen der Kunstakademie Stuttgart wollen uns auf die Schnelle gar nicht einfallen…
Also warten wir erstmal ab, was die kommende Generation Stuttgarter Designer zu bieten hat und gehen der Frage nach, wie man als Designstudent an einer Institution überlebt, die hauptsächlich auf Bildende Künste ausgerichtet ist. Wir halten euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.
Rundgang und Sommerausstellung 2012 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart wird am Freitag, den 13. Juli, eröffnet und kann dann bis Montag, den 16. Juli 2012, besucht werden.
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