Das DMY präsentiert – wie bereits erwähnt – nicht nur die Ausstellung zum Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2012, sondern auch das Jury-Meeting, bei dem entschieden wird, welche Beiträge nominiert werden. Aus dieser kurzen Liste werden anschließend die Sieger gewählt. Die Jury hat ihre Arbeit erledigt und bis zum 10. Juni können wir alle eingereichten Beiträge bestaunen und die Entscheidungen der Jury in Frage stellen. Dafür sind Jury-Entscheidungen schließlich da!
Die Ausstellung ähnelt zunächst einem Parkplatz: Die Rollfeldseite des Hangars wird von einer durchgehenden Reihe von Autos und Motorrädern eingenommen – deutsche Ingenieurskunst in seiner reinsten Form. Nach dem zu urteilen, was sonst noch zu sehen ist, ist Deutschland aber auch nicht träge, wenn es darum geht, Wasserhähne und Duschköpfe zu produzieren. Doch nicht alles ist Highend-Industriedesign; es gibt auch einige wunderbare Beispeile für Grafikdesign: kleine, verspielte Gegenstände, die unseren Alltag ein klein wenig einfacher machen. Und ein Filz-Nashorn und -Elefant namens Ronny und Peggy…
Doch es ist ein wenig problematisch, Duschköpfe, Notebooks und Stofftiere an einem Ort wie Tempelhof auszustellen, da sie relativ klein sind. Der Ausstellungshanger ist so wie er ist also nicht besonders gut gefüllt und durch die vielen kleineren Gegenstände läuft man Gefahr, vor lauter Platz zu ertrinken. So kühn die Organisatoren auch sind, den ganzen Hangar in Beschlag zu nehmen, sie wären vielleicht besser beraten gewesen, nur ungefähr 75% des Raums zu nutzen. Aber vielleicht erwarten sie auch einfach fürchterlich viele Besucher…
Der Abschnitt, der uns am meisten interessiert hat, waren natürlich die Möbel – aber ehrlich gesagt gab es da für uns nicht sonderlich viel zu holen. Allerdings begeistert uns Bao von EOOS für Walter Knoll noch immer und wurde unserer Ansicht nach zu Recht nominiert. Ansonsten wirkte der Möbelbereich eher langweilig und uninspiriert. Uns fehlte irgendwie die Innovation.
Außerdem haben wir auf der Ausstellung die Beiträge jüngerer Designstudios und Hersteller vermisst. Zum Konzept des DMY und des Designpreises gehört ja eigentlich, dass die reduzierte Teilnahmegebühr mehr junge Studios und Hersteller für die Teilnahme motivieren sollte. Wir haben jedenfalls keine gesehen… Oder zumindest lange nicht so viele, wie man eigentlich erwartet hätte. Es war zwar zugegebenermaßen ziemlich dunkel im Hangar als wir da waren, doch wir konnten trotzdem alle Produkte der industriellen Elite Deutschlands sehen. Aber keine von der nächsten Generation.
Das liegt aber wahrscheinlich nicht nur am DMY: Die Bedingung, dass alle Beiträge schon einen regionalen Designpreis gewonnen haben müssen, bedeutet natürlich, dass junge Designstudios, solange sie noch an keinem Designwettbewerb in Bayern, Sachsen oder dem Saaland teilgenommen bzw. dabei gewonnen haben, selbst dann nicht teilnehmen könnten, wenn die Zulassung zum Bundespreis kostenlos wäre. Die Zeit ist also vielleicht reif, einen genaueren Blick auf regionale Wettbewerbe zu werfen und objektiv zu urteilen, wie fair und demokratisch sie sind. Design und Innovation sind in Deutschland schließlich große Wirtschaftsfaktoren…
Wie gesagt wirkte die Halle fast leer. Obwohl das wahrscheinlich an der Größe des Hangars lag, glauben wir schon, dass das auch mit etwas zu größzügigen Organisatoren zu tun hatte. Wir haben zwar noch keine offiziellen Zahlen darüber gesehen, wie viele Beiträge eingereicht wurden, aber laut inoffiziellen Ziffern, die sich durch einen kurzen Blick auf die Ausstellung scheinbar bestätigen lassen, liegt die Zahl der Beiträge weit unter den Erwartungen. Aber wie gesagt, wir haben noch keine offiziellen Zahlen gesehen, aber sobald wir die haben, können wir abschätzen und analysieren, ob die Erwartungen erfüllt wurden. Und wenn nicht, wieso nicht.
Der Erfolg oder Misserfolg eines Designpreises wird aber nicht allein durch die Zahl der Beiträge bestimmt, sondern auch durch die Qualität der Gewinner. Wenn die Sieger die wahre Qualität des Designoutputs eines Landes widerspiegeln, dann ist seine Mission erfüllt. Wir können das natürlich besser beurteilen, wenn die Sieger im Oktober bekannt gegeben werden. Und bis Sonntag, den 10. Juni, haben wir alle die Chance, uns einen ersten Eindruck zu verschaffen.