Wir wollen unsere Berichterstattung über die Ausstellung Bauhaus: Art as Life in der Barbican Art Gallery London damit beenden, womit Ausstellungen normalerweise beginnen: mit dem Kurator. Genauer gesagt sprachen wir mit Lydia Yee, die zusammen mit Catherine Ince, für die Organisation der Ausstellung verantwortlich war.
Die ersten konzeptionellen Samen für die Ausstellung Bauhaus: Art as Life wurden bereits 2009 gesät. Damit liegt hinter den beiden Kuratorinnen nicht nur eine ganze Menge Arbeit, sondern vor allem eine geballte und einzigartige Studie vom Bauhaus und seinen Bauhäuslern. Natürlich wollten wir da neben den üblichen Fragen nach dem Hintergrund zur Ausstellung und den Hoffnungen, was man den Besuchern mitgeben können wird, wissen, was Lydia Yee selbst aus dieser Erfahrung mitgenommen hat.
(smow)blog: Wo fängt man eigentlich an, wenn man eine Bauhaus-Ausstellung kuratiert? Hatten Sie ein bestimmtes Ziel, wollten Sie eine besondere Geschichte erzählen?
Lydia Yee: Wir wollten die Geschichte des Bauhauses nicht einfach chronologisch nacherzählen, sondern uns viel mehr auf die Schlüsselthemen in der Geschichte der Schule konzentrieren. Dazu gehört es auch, einige der Hauptakteure zu porträtieren und sich anzusehen, wie die Ausbildung organisiert war oder wie das Verhältnis zwischen Schülern und Meistern aussah. Die Herausforderung lag dann darin, die Elemente auf kohärente Weise miteinander zu verknüpfen, sodass es für den Besucher möglichst eingängig ist.
(smow)blog: Heißt das, Sie hatten einen Plan im Kopf und versuchten dann die zur Realisation des Plans notwendigen Objekte zu beschaffen oder haben Sie erst einmal abgewartet, welche Exponate Sie tatsächlich zur Verfügung haben werden?
Lydia Yee: Ein bisschen von beidem. Wir haben damit angefangen, eine Wunschliste zu erstellen, und während wir abwarteten, welche Stücke wir tatsächlich bekommen und welche Leihgaben möglich wären, begannen wir mit der Organisation der Ausstellung. Aus heiterem Himmel bekamen wir dann noch Zugang zu einigen neuen, aufregenden Stücken, die eine besondere Geschichte erzählten; diese wurden dann zu Unterthemen in der Ausstellung.
(smow)blog: Hat sich das Ausstellungskonzept so über die vergangenen drei Jahre entwickelt und verändert?
Lydia Yee: Es hat sich eigentlich nichts radikal verändert, allerdings war es zum Beispiel so, dass wir die sozialen Aspekte des Bauhauses betrachten wollten und sich daraus eine Teilung der Ausstellung in zwei Abschnitte ergab. Ein Ausstellungsteil widmet sich nun den Menschen, Begabungen und Beziehungen und ein kleinerer den Feierlichkeiten und Partys am Bauhaus. Diese Events waren besonders in den Anfangsjahren sehr wichtig. Walter Gropius wollte mit ihnen zwischen allen Akteueren an der Schule ein gutes Verhältnis schaffen. Außerdem war er es, der Feste, Lesungen, Spiele und Vorträge wollte, damit alle gemeinsam lernen und Spaß haben konnten.
(smow)blog: Und haben Sie selbst während der Vorbereitungen zur Ausstellung etwas gelernt?
Lydia Yee: Ja, und zwar jede Menge! Ich wurde auch oft sehr überrascht. Für mich waren besonders die Arbeiten interessant, die wahrscheinlich gar nicht dafür gedacht waren, für immer erhalten zu bleiben, also vor allem die kleinen persönlichen Gegenstände. Marianne Brandt hat beispielsweise einige wunderschöne Collagen gemacht, die sie damals nie ausgestellt hat.
(smow)blog: Was hoffen Sie denn, werden die Besucher mit nach Hause nehmen?
Lydia Yee: Ich hoffe, dass sie die Ausstellung mit einer neuen Sicht auf das Bauhaus verlassen und vor allem verstehen werden, dass es über eine viel offenere Struktur verfügte, als man heute oft glaubt. Ich denke, dass unsere Sicht auf die Moderne im Allgemeinen und das Bauhaus im Besonderen ziemlich starr geworden ist. Deshalb denke ich, dass die Besucher angenehm überrascht sein werden, wenn sie das Bauhaus in der Ausstellung als einen viel komplexeren, dynamischeren Ort kennenlernen werden, als viele von ihnen es sich bisher vorgestellt hatten.
Bauhaus: Art as Life kann noch bis zum 12. August in der Barbican Art Gallery London besucht werden. Wenn man bis dahin in London ist, sollte man sich unbedingt die Zeit für einen Abstecher in die Galerie nehmen.
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