Ehrlich gesagt war für uns die größte Überraschung bei der SaloneSatellite 2012 Rui Alves aka My Own Super Studio. Wir dachten nämlich, dass der portugiesische Designer 2011 zum letzten Mal auf der Nachwuchsschau der Mailänder Möbelmesse ausstellen durfte. Nun stellte sich aber heraus, dass wir erstens nicht richtig zählen können und zweitens die Regeln für SaloneSatellite sogar noch um einiges komplizierter sind, als wir geglaubt haben. Zum Glück! Denn so war erstens die Anwesenheit von Rui Alves eine schöne Überraschung und zweitens sein neues Projekt eines unserer Highlights in Mailand.
Während sich die Branche in letzter Zeit vor allem auf Ruis Lapa Chair konzentriert hat, war unser Highlight das modulare System Woodpecker. Das ist nicht nur überzeugend, weil es aus Holz ist – ein Material, von dem Rui wirklich was versteht -, sondern, weil wir die Idee einfach lieben. Woodpecker ist im Wesentlichen eine horizontale Holzstange mit Löchern, die man mit Beinen drei verschiedener Längen sowie verschiedenen Zubehörteilen, wie Haken, Regalböden, Lampen, Schalen etc., bestücken kann.
Der Woodpecker kann wegen seines modularen Charakters nicht nur im ganzen Haus oder Büro verwendet, sondern auch immer wieder neu erfunden werden. So kann man ihn zum Beispiel in der Küche mit den kurzen Beinen als Erweiterung für die Arbeitsfläche nutzen und später mit den langen Beinen für die Verwendung im Eingangsbereich als Kleiderständer umrüsten. Ein Paradebeispiel für eine einfache und genau deswegen geniale Konstruktion.
Eine wunderbare Demonstration von Ruis Können in Bezug auf Holz stellt aber auch Nose dar. Der höhenverstellbare Hocker aus Kork und Eiche fühlt sich nicht nur toll an, sondern sieht auch tadellos aus. Der Kork verleiht dem Design eine einzigartige Tiefe, die ein Möbel allein aus Holz nie erreichen könnte.
Und dann ist da natürlich noch der oben erwähnte Lapa Chair. Der Sessel mit Ottoman ist Ausdruck eines anderen Steckenpferdes von Rui – seiner Vorliebe für Farben. Der Lapa Chair ist aus Eiche und Stahldrähten gefertigt und erzielt diesen wunderbaren Kontrast zwischen robust und unaufdringlich sowie massiv und elegant. Außerdem ist er ein hervorragendes Beispiel für den Einfallsreichtum und die Genialität, die man als Designer einfach braucht: Da Rui zunächst niemanden finden konnte, der eine Sitzschale für seinen Prototypen zu einem erschwinglichen Preis herstellen konnte, rief er einen befreundeten Schlosser an und verbrachte mit ihm einen Samstag biegend und schwießend in der Garage…
Wir glauben nicht, dass Rui Alves ein Designer ist, der vom Wunsch getrieben wird, den Möbelmarkt zu revolutionieren. Wir sehen in seinen Entwürfen viel mehr den Wunsch, qualitativ hochwertige und praktische Möbel zu produzieren, die ihren Anwendern Freude machen und ihren Tag ein klein wenig heller gestalten. In Mailand hat er das jedenfalls zum wiederholten Male beweisen können.
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