Jedes Jahr zur Dutch Design Week gönnen wir uns eine kleine Auszeit vom Messezirkus und fliehen in den Area 51 Skate Park. Denn die Area 51 hat wahrscheinlich mehr mit Design zu tun, als vieles von dem, was wir das ganze Jahr über auf den Designermöbelmessen sehen. (Allerdings fühlen wir uns auf den Messen nicht so alt… 🙂
2002 wurde das 3000 m² große Gelände der Area 51 eröffnet – ein Jahr nach der Gründung der Dutch Design Week also. Die Area 51 ist eine hügelige Landschaft aus Holz, die sich in einem alten Fabrikgebäude auf dem Philips-Grundstück befindet. Hier können Jugendliche sicher Skaten und Bladen. „Sicher“ aber nicht etwa im Sinne von „sich nicht verletzen“, sondern im Sinne von „nicht durch eine Gesellschaft belästigt werden, die meint, sie wisse alles besser“.
Genau wie Graffiti nicht wirklich Graffiti ist, wenn es offiziell auf eine Wand gesprüht wird, und Skifahren abseits der Piste eigentlich keine Freiheitsgefühle auslösen kann, wenn man mit einem Helikopter auf den Berg gebracht wird, gehört Skateboarden eigentlich auf die Straße. Soviel steht fest, auch wenn viele anderer Meinung sind.
Aber in der Area 51 können die Kids in Ruhe an ihrer Technik feilen und brauchen sich keine Gedanken über zeigefingerhebende Erwachsene machen. Ein bisschen also wie Designer in ihrem Atelier, wo sie experimentieren können ohne von irgendwem dafür gerüffelt zu werden.
Man kann ruhig zugeben, dass die meisten Skater in der Area 51 sich sicher nie mit dem großen Skaterhelden Tony Hawkes (oder wer auch immer es mittlerweile sein mag…) messen können, aber darum geht es auch gar nicht. Es geht um den Spaß, den das alles macht, und um das Gemeinschaftsgefühl, das dabei aufkommt.
Ein weit verbreitetes Vorurteil unter etwas konservativeren Gesellschaftsschichten ist ja, dass Skaterkids nichts als Rumhängen und Lärm machen können. Beschäftigt man sich aber einmal etwas mehr mit dem Skaten, kann man vor allem junge Menschen sehen, die versuchen etwas zu erreichen… die daran scheitern… es wieder versuchen… scheitern… versuchen, scheitern usw. Irgendwann packen sie es und alles scheint so einfach – so als könnte es gar nicht anders sein.
Wenn das mal keine Metapher für den Designprozess ist! Also, wie gesagt, die Area 51 und Möbeldesign sind gar nicht so verschieden wie man es auf den ersten Blick meinen könnte.
Nachdem wir eine halbe Stunde mit den Kids geträumt haben, schallte Iggy Pops Lust for Life aus den Boxen. Während die Jugendlichen zu dem subversiven Vesprechen von Freiheit eines jungen Iggys rockten, hatten wir so eine albtraumartige Vision von einem 60-jährigen Mr. Pop mit freiem Oberkörper, der Autoversicherungen in einem TV-Spot verkauft. Da haben wir gemerkt, dass es Zeit wird, wieder in die Welt zurückzukeheren, in der alles kuratiert und strukturiert ist – und die wir mittlerweile unser Zuhause nennen.
Um die Area 51 Strijp S herum entwickelt sich das Gebiet übrigens, wie man es von alten Industriegebieten am Rand großer Städte erwartet: Es gibt Lofts, Architekturbüros und teure Coffeeshops. Inmitten dieser exklusiven und teuren Entwicklung erinnert uns die Area 51 zum Glück daran, dass verantwortungsvolle Stadtplanung alle Gruppen der Gesellschaft berücksichtigen sollte. Und dazu gehören auch Teenager mit Wollmützen und Holzfällerhemden.