Das Bauhaus in Weimar hatte ja interessanterweise nie einen Fachbereich Architektur – trotz der Bestrebungen Walter Gropius‘ alle Künste und Handwerke mit und für die Architektur zu verbinden.
Die Bauhaus-Universität Weimar hat eine Fakultät Architektur – sogar eine preisgekrönte.
Zur Summaery 2011 stellte der Fachbereich die Ergebnisse verschiedener Forschungsprojekte vor: u.a. green:house – das erste Gebäude der Welt aus einem Holz-Beton-Gemisch – und einen sehr interessant aussehenden (aber schwer zu beschreibenden) Mikroalgenphotobioreaktor zur CO2 -Fixierung für den Einsatz in modularen Hausfassaden.
Wir haben mit Professor Bernd Rudolf, dem Dekan der Fakultät Architektur über die Forschungsarbeit der Uni, die Zukunft der Architektur und den Namen gesprochen.
(smow)blog: Wenn man sich die verschiedenen präsentierten Projekte hier ansieht, wird einem klar, dass es in der modernen Architektur nicht nur um das Bauen von Gebäuden geht. Worauf wird hier an der Bauhaus-Universität Weimar Wert gelegt?
Professor Bernd Rudolf: Es gibt in unserer Fakultät zwei Tendenzen. Wir versuchen gerade das Feld der Urbanistik zu stabilisieren und haben dort einen Bachelor-Studiengang auf den Weg gebracht. Wir setzen natürlich darauf, dass die Forschungsambitionen, die die Kollegen dort tragen, auch in einem solchen Verbund institutsähnlich verwirklicht werden können. Die andere große Säule – welche jetzt erst in die Gänge kommt – ist, das Entwerfen im Sinne angewandter Forschung voranzutreiben. Die ersten Projekte deuten sich an: Das green:house von Prof Walter Stamm-Teske mit dem Holz-Zement und die Idee der Forschungsplattform x.stahl, auf der wir in Zukunft alle Projekte verankern wollen, die mit angewandter Architekturforschung, intelligenten hybriden Materialien oder energetischen Fragestellungen zu tun haben.
(smow)blog: Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Vor dem Hintergrund der Forschungsarbeit die hier in Weimar betrieben wird: Worin sehen Sie die Rolle der Architekten in der Zukunft?
Professor Bernd Rudolf: Es wird ja viel darüber spekuliert, ob es den klassischen Architekten noch braucht. Als Entwerfer gibt er seine Autorenrolle sicher partiell ab an Mittäter und Mitwisser, gerade was die technischen Dimensionen eines komplexen Geäudes betrifft. Aber der Bau braucht meiner Meinung nach immer noch jemanden, der zu moderieren versteht und Schnittstellenkompetenz hat, um den Entwurf auch in seiner Komplexität zu verwirklichen. Eine solche Person wird es immer geben müssen. Sie muss natürlich teamfähig sein, das deutet sich schon an. Einen autarken Architekten, der nach der Skizze das Land verlässt und darauf hofft, dass alles am Ende toll aussieht, wird es nicht mehr geben. Die Mehrzahl der Studenten kommt zu uns mit so einem Bild vom Star-Architektentum – aber sie werden relativ schnell geheilt.
(smow)blog: Wenn Sie zurückblicken, hat sich der durchschnittliche Architekturstudent in den letzten Jahren verändert?
Professor Bernd Rudolf: Es ist nach wie vor so, dass sie die Welt verbessern wollen. Innerster Anlass Architektur zu studieren ist immernoch: Ich will dazu beitragen, dass diese Welt ein bisschen besser wird. Was sich verändert ist vielleicht, dass es keine so kontinuierlichen Biografien mehr gibt, die auf Erfahrungen aufbauen. Heute gibt es mehr eine Art Patchwork, man hat dies und jenes erlebt, und aus diesem Patchwork speist sich dann auch so ein Impuls. Sie haben zum Beispiel ein paar Jahre im Ausland verbracht und merken, was Architektur anderswo wert ist und dass man es hier lernen kann.
(smow)blog: Wo wir gerade beim Thema Weltverbesserung sind, inwieweit ist der Name Bauhaus hilfreich und inwieweit ist er ein Handicap?
Professor Bernd Rudolf: Ich sehe ihn immer sehr positiv und nicht als Hindernis. Ich denke wir haben hier einen Ort etabliert, den sich Gropius gewünscht hätte. Wir haben hier was das Bauen angeht eine Komplexität erreicht, die er so nicht kannte. Es gab zu seiner Zeit in Weimar keine Architektenausbildung. Ich denke, durch das Wechselspiel mit Gestaltern, Medienleuten, Informatikern und Ingenieuren schließt sich der Kreis und wir haben jetzt dieses komplexe Know-how hier vertreten. Eigentlich ist es das Einlösen seiner Idee von Kunst und Technik. Das klingt vielleicht banal, es ist aber viel mehr. Vielleicht hat Gropius geahnt, dass es so kommen musste, dass man andere Disziplinen begeistern muss für die komplexe Umweltgestaltung.
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