Im Vorfeld der Ausstellung „Donald Judd. A good chair is a good chair“ in der Neuen Sammlung – The International Design Museum in München sind wir über einen Aufsatz von Judd aus dem Jahre 1993 mit dem Titel „It’s Hard to Find a Good Lamp“ gestolpert.
Wir wollen nicht behaupten, dass wir damit einen Sensationsfund gemacht haben – immerhin ist der Text auf der Website der Donald Judd Foundation veröffentlicht und frei zugänglich für alle -aber für uns war er neu. Und wir glauben, wir haben unseren neuen Helden gefunden.
„It’s Hard to Find a Good Lamp“ ist ein packender wenn auch zeitweise ausschweifender und egozentrischer Text, der auf unterhaltsame Art die Designbranche anno 1993 verurteilt, aber noch genauso relevant für heutige Designdebatten ist.
Man vergleiche z.B. in Bezug auf die #milanuncut Diskussion zum Thema Bezahlung von Designern:
„Der Hersteller, nicht die Fabrik, und der Händler oder beide zusammen, bekommen das meiste Geld… „ *
… oder im Kontext der zunehmenden Bedeutung von Open Design:
„Die meisten Dinge könnten dort produziert werden, wo sie konsumiert werden, sodass der Großhändler gestrichen werden könnte… “ *
Einige von Judds Kommentaren klingen fast visionär.
An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass viele von Judds Entwürfen perfekt für Open Design geeignet sind. Es wäre interessant gewesen zu wissen, was er davon gehalten hätte.
Genauso interessant wäre auch seine Meinung zu Apple gewesen. Indem Judd das Design der Sony-Produkte rühmte, hat er den Aufstieg von Jonathan Ive und Apple am Produktdesignhimmel bereits vorausgesehen:
„Neben Sony ist auch Braun erfolgreich mit seinem Design, welches wahrscheinlich (da besser) die Vorlage für Sonys Design ist.“ *
Und unser neues Motto ist seit gestern in Stein gemeißelt über der (smow)blog-Bürotür:
„Anyway, what kind of a society is it when you can’t even buy a chair?“
Ihr ahnt es wahrscheinlich schon: Wir können „It’s Hard to Find a Good Lamp“ von Donald Judd gar nicht stark genug empfehlen.
* Alle Zitate frei übersetzt.