Das erste Produkt von Konstantin Grcic für Azucena zählt definitiv zu den besseren Arbeiten und Kooperationen, die wir in Mailand gesehen haben.
Entre-Deux ist ein einfacher, zurückhaltender Schirm/Raumteiler, aber das Interessante daran ist tatsächlich die Kooperation.
Also haben wir mit Konstantin Grcic gesprochen um herauszufinden wie es zu der Zusammenarbeit kam und wie sich das Ganze in Zukunft entwickeln könnte.
(smow)blog: Wie kam es zu der Kooperation zwischen Ihnen und Azucena?
Konstantin Grcic: Angefangen hat es mit einem Meeting mit der aktuellen Geschäftsführerin Marta Sala, die auch die Nichte von Caccia Dominioni ist, einem der Gründer von Azucena. Als Firma hat Azucena immer relativ zurückhaltend als kleines Familienunternehmen agiert. Alle Produkte wurden von den gleichen drei Designern bzw. Gründungsmitgliedern entworfen, die nun langsam in die Jahre kommen. Da stellt sich automatisch die Frage, wie man weitermachen möchte. Konserviert man das und schließt damit ab? Oder soll man versuchen, den Geist weiterzuführen? So bin ich ins Gespräch gekommen als jemand aus einer anderen Generation, einem anderen Land, einer anderen Tradition, der aber dennoch Berührungspunkte und ähnliche Ideen zu den Dingen und ihrem Herstellungsprozess oder Verwendungszweck hat. So haben wir uns letzten Sommer kennengelernt und viel miteinander gesprochen. Ich habe viel über den Hintergrund des Unternehmens und über die Produkte erfahren. Und aus diesen Gesprächen hat sich dann auch ganz natürlich der Wunsch entwickelt zusammen arbeiten zu wollen.
(smow)blog: Kann man sagen, dass Sie die Firma in gewisser Weise retten wollten?
Konstantin Grcic: Nein, überhaupt nicht, denn da muss nichts gerettet werden. Es funktioniert so wie es ist. Man könnte es auch so belassen und es würde immernoch funktionieren. Ich kenne Azucena schon eine Weile und habe es immer als etwas betrachtet, was tatsächlich abgeschlossen ist. Aber dann habe ich Marta kennengelernt. Azucena ist ihr Leben – so wie es auch das Leben ihres Onkels oder ihrer Mutter war. Für Marta ist klar, dass es weitergehen muss und einen neuen „Spirit“ braucht, wenn es ihr Leben ist. So haben wir über den Dialog und die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, beschlossen, etwas zusammen zu machen.
(smow)blog: Kann die Geschichte, die hinter der Firma steht, teilweise einschüchternd wirken? Denken Sie manchmal, man hätte sich lieber nicht einmischen sollen?
Konstantin Grcic: Nein, ich glaube es hat mich deshalb nicht abgeschreckt, weil es mir durch Marta so vermittelt wurde, dass man es nachvollziehen kann. Es ist keine unumstößliche Geschichte auf einem Marmorsockel. Ich verstehe jetzt aus welchen Gründen und in welchen Situationen diese Dinge entstanden sind. Die Designer heute sehen sich im Prinzip mit ähnlichen Umständen konfrontiert.
(smow)blog: Wir nehmen an, es gibt Pläne für eine weitere Zusammenarbeit?
Konstantin Grcic: Genau, Entre-Deux ist nur ein ganz kleiner Anfang und die Idee ist, dass ich mindestens so lange hier weiter arbeite, bis ich 94 Jahre alt bin – wie Caccia Dominioni jetzt…
(smow)blog: … Sie halten Sie gefangen…
Konstantin Grcic: … Es gibt kein Entkommen…
(smow)blog: Kurz zum Entre-Deux. Wie kam es zu dieser Form?
Konstantin Grcic: Einfach weil es kein so konkretes Produkt ist. Als erstes Statement, als ersten Versuch wollte ich es sehr abstrakt halten. Es ist kein primäres Möbelstück wie ein Stuhl oder ein Tisch, sondern eher eine Peripherie. Es funktioniert eigentlich nur im Zusammenhang mit anderen Dingen und schafft einen Raum. Das war mir wichtig. Es tritt aber auch in Dialog mit dem, was da ist. Es schafft eine Bühne und reflektiert die Dinge. Das waren meine Gedanken. Das kommerzielle Produkt stand bei diesen Überlegungen eigentlich eher im Hintergrund. Es ist eine sehr spezielle, sehr persönliche Reaktion auf das, was es hier gibt. Es ist das erste Stück, und von hier an geht es weiter.
(smow)blog: Unsere erste Reaktion auf Entre-Deux war, dass es den anderen Stücken in der Azucena-Kollektion Respekt zollt. Es sagt nicht „Ich bin Konstantin Grcic und habe ab sofort hier das Kommando.“
Konstantin Grcic: Genau, es ist ein bescheidener Eintritt, wenn man das so sagen kann. Ich bin hier, stehe aber nicht im Mittelpunkt. Das war mir von Anfang an wichtig. Für die kommenden Stücke wird es aber auch wichtig sein, selbstsicherer zu werden, so wie es die Firmengründer damals auch hielten: „Hier sind wir und das ist was wir tun.“ Was genau als Nächstes kommt ist noch offen, aber es wird auf jeden Fall weitere Stücke geben.
(smow)blog: Wenn wir Entre-Deux mit Ihren früheren Arbeiten vergleichen, wirkt es viel reifer, nicht so verspielt…
Konstantin Grcic: … Ich werde älter. Das ist die traurige Wahrheit. Aber ich sehe das sehr positiv, ich bin froh dass ich keine 25 oder 30 mehr bin. Ich bin auf jeden Fall erwachsener geworden, nicht unbedingt konservativer, aber erfahrener. Die Interessen verschieben sich, man möchte neue Dinge ausprobieren, die man noch nie gemacht hat. Das finde ich positiv.
(smow)blog: Ganz unsere Meinung! Wir wünschen viel Erfolg mit den zukünftigen Projekten.