Am meisten geschockt haben uns auf der diesjährigen IMM Cologne die vielen sinnlosen Sofakombinationen und die wirklich abgrundtief hässlichen Esszimmerstühle in Leder-Freischwinger-Optik.
(Und das obwohl wir es nicht anders erwartet hatten.)
Natürlich war nicht alles nur billiger Schrott. Es gab einige tolle junge Designer zu sehen und auch ein paar mutige Hersteller konnten mit wirklich interessanten, innovativen und ästhetisch stimmigen Kollektionen punkten.
Leider waren letztere in der Minderheit. Und wir befürchten dass sie in den nächsten Jahren noch weniger werden und die IMM immer mehr wie ein billiger Möbeldiscounter auf der grünen Wiese aussehen wird.
IMM hat zwei Probleme: Mailand und Maison et Objet in Paris.
Paris ist sexy, aufregend, gefährlich, leidenschaftlich…..
– Köln –
Auch noch so viele Viva Colonia werden nicht ausreichen, junge dynamische Produzenten und Designer an den Rhein zu locken, wenn sie ein paar Tage später an der Seine sein können.
Sie bräuchten einen guten Grund, warum sie in Köln ausstellen sollten – sei es auf der IMM, Designers Fair oder unabhängig in der Stadt.
Den gibt es im Moment nicht.
Egal, wie groß, teuer und absolut irrelevant Mailand wird, die Möbelindustrie wird auch weiterhin an ihrem geliebten Milano festhalten wie eine Gin-umnebelte alte Dame die die dumpfe Realität ihrer Existenz im nüchternen Zustand nicht ertragen kann. Soll heißen, die IMM braucht ein Konzept, das den Ausstellern Alternativen eröffnet, die sie in Mailand nicht haben.
Das war schon immer so, aber die Veränderungen in der Möbelbranche weltweit machen die Notwendigkeit jetzt dringender als in den 70ern oder 80ern.
Am Ende des Tages wissen alle, dass es keinen Sinn ergibt in Mailand neue Produkte zu launchen. Die Messe ist zu groß und die internationale Presse interessiert sich nur für diejenigen mit denen persönliche Beziehungen bestehen oder die die größten PR Budgets haben.
Es ergibt durchaus Sinn, Produkte in Köln auf den Markt zu bringen – allerdings nur wenn die IMM die passende Umgebung dafür bietet.
Aber der Presseraum auf der IMM war voll von Handelsvertretern und PR Agenturen auf der Suche nach neuen Kunden.
Wir haben nicht behauptet, dass es in Mailand anders ist. Wir sagen lediglich, dass es anders sein sollte als in Mailand.
Haben Sie viele gute Interviews von der IMM gelesen?
Man redet heute noch über Verner Pantons Visiona 2 Ausstellung 1970. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie 2011 noch Beachtung finden würde.
Die IMM muss sich entscheiden ob sie sich als Messe für die unteren Stufen der Qualitäts- und Geschmacksleiter positioniert oder ob sie Möbel für den Großteil der Käufer anbietet, und Möbel die ökologisch und ethisch vertretbar sind.
Und wenn es nur um die billigen Ledersofas geht, tut uns bitte den Gefallen und lasst die innovativen Hersteller und jungen Designer außen vor.
Es wäre eine Schande. Aber es wäre auch ehrlich.
Mit d3 Design Talents hat die IMM ein schönes Konzept, das funktioniert und das wichtig für die Messe ist. Aber es muss besser von der Messe unterstützt werden und nicht behandelt werden wie ein Markt-relevantes Add-on das hübsch aussieht in den Verkaufsprospekten.
d3 Professionals hat gezeigt welche Vielfalt an Designtalenten in Deutschland und den Nachbarländern schlummert. Junge Designer, die bereit sind, Zeit und Geld zu investieren um sich und ihre Ideen im globalen Wettbewerb zu etablieren.
Viele der Teilnehmer der d3 Professionals haben früher schon in Köln im Rahmen von Hochschulpräsentationen ausgestellt. Wenn der IMM also der Erfolg der d3 Professionals am Herzen liegt, sollte sie den jetzigen Studenten etwas mehr Respekt entgegen bringen.
Die Location der diesjährigen d3 Schools Show war eine Schande. Wenn wir dort hätten ausstellen müssen, hätten wir unsere Sachen gepackt und wären gegangen – und nicht wiedergekommen.
Die Stockholm Design Week findet vier Wochen später statt – günstiger und persönlicher… und von Köln genauso schnell erreichbar wie Berlin, Wien oder London.
Wir wissen, wo wir lieber ausstellen würden.
Die IMM Cologne wird es natürlich weiterhin geben. Es wäre nur schön, wenn sie außerdem relevant und innovativ bleiben würde… und eine Veranstaltung auf deren Besuch man sich freut…
… und nicht fürchtet.