Studium:
2004-2010 Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, Fachrichtung Produktdesign / Ausstellungsdesign
Praktika:
2005 Luigi Colani, Karlsruhe
2006 Zeitschrift „Brigitte“, im Ressort Living, Hamburg
2008 Designbüro Stefan Diez, München
(smow)blog: Warum Produktdesign?
Eva Marguerre: Das war bei mir eigentlich schon relativ früh klar. Schon als Kind habe ich mich für Einrichtungen und Möbel interessiert und die Dinge, die mir gefallen haben, aus den Fachzeitschriften meiner Mutter ausgeschnitten. Als ich 16 war, habe ich ein zweiwöchiges Schulpraktikum bei zwei Produktdesignerinnen in Krefeld gemacht und danach war es einfach klar. Ich habe mein Abi gemacht mit dem Wissen, dass ich danach Produktdesign studieren würde.
(smow)blog: Und war das die richtige Entscheidung?
Eva Marguerre: Nun ja, während des Studiums habe ich schon hin und her überlegt, ob Produktdesign das Richtige ist, und in meinem dritten Semester hatte ich mich eigentlich schon mehr oder weniger davon verabschiedet. Aber dann habe ich ein Praktikum beim Living Resort der “Brigitte” gemacht (wo ich heute noch arbeite) und dort das Styling kennengelernt, also das Arbeiten MIT dem Design. Ich habe gemerkt, dass es diese Mischung ist, die mich fasziniert. Mir ist es wichtig, meine eigenen Möbel zu entwerfen, aber ich muss auch weiter damit arbeiten, sie in Szene setzen und fotografieren. Möbeldesign allein würde mir nicht reichen. Ich mag auch die Abwechslung und zwischen den Rollen hin und her zu springen.
(smow)blog: Warum haben Sie in Karlsruhe studiert?
Eva Marguerre: Ich habe mich für die Uni in Karlsruhe entschieden, weil es eine sehr freie Hochschule ist. Man hat dort ein reines Projektstudium, d.h. man studiert nicht in Semestern sondern alle Jahrgänge studieren miteinander und alle lernen voneinander – teilweise auch mehr von den Studenten als von den Professoren. Außerdem ist es ein interdisziplinäres Studium, ich habe z.B. auch Ausstellungsdesign, Grafikdesign, Fotografie etc. belegt. Auf meinem Diplom steht zwar „Produktdesign“, aber das Studium war viel weiter gefasst. Und das ist auch gut so, denn Produktdesign sollte nicht aufhören, wenn das Produkt fertiggestellt ist.
(smow)blog: Haben Sie auch die kaufmännischen Aspekte gelernt, sprich Marketing, Vertrieb, Preispolitik?
Eva Marguerre: Nein, leider nicht. Das musste ich mir selbst aneignen.
(smow)blog: Als neuer, junger Designer – helfen einem da die Messen?
Eva Marguerre: Das ist eine spannende Frage, über die ich mir selbst auch viel Gedanken gemacht habe. Es ist schon anstrengend, wenn man da mit seinen Prototypen auf den Messen sitzt und wartet und hofft, dass ein Hersteller vorbeikommt, dem das Produkt gefällt. Im Großen und Ganzen bin ich nicht davon überzeugt, dass Messen sehr hilfreich sind, wenn es darum geht, einen Hersteller zu überzeugen und das Produkt in Produktion zu bringen. Aber man muss natürlich auf den Messen sein, wenn man will, dass die eigenen Produkte gesehen und getestet werden. Ich kriege auf Messen sehr viel Feedback, was mir sehr wichtig ist. Schön ist die Designers Fair in Köln, denn da gehen viele Leute hin, die sonst nicht unbedingt Designmessen besuchen, und so bekommt man sehr direktes und hilfreiches Feedback. Und Messen sind wichtig für die PR.
(smow)blog: Für den MOA haben Sie mit Nylonfasern und Harz gearbeitet, beim NIDO sind es Glasfasern und Harz. Was ist so interessant an der Arbeit mit Harz und diesen Materialien?
Eva Marguerre: Ich finde den Vorher-Nachher-Effekt interessant, die Veränderung des Materials. Beim MOA ist es zunächst ein 2D-Wickel, also ein sehr einfacher Prozess, dann presse ich das Material über eine Form und durch den Harz kann der Moment eingefroren werden. Ich habe hier so ein biegsames Material, das dann auf einmal so stabil wird und einen völlig neuen Charakter annimmt. Das finde ich spannend.
(smow)blog: Sind neue Projekte mit neuen Materialien geplant?
Eva Marguerre: Es wird zunächst eine Weiterentwicklung vom MOA mit einer anderen Textur, also einem anderen Material, geben. Ansonsten arbeite ich gerade mit klassischeren Materialien wie Holz, denn ich habe auch nicht den Anspruch, immer nur Wickelgeschichten zumachen und mit dem Vorher-Nachher-Effekt zu arbeiten. Ich möchte mit vielen verschiedenen Materialien und Prozessen arbeiten.
(smow)blog: Und wie sieht die Zukunft aus?
Eva Marguerre: Ich bin vor kurzem nach Hamburg gezogen und arbeite im Moment mit meinem Partner an einem großen Projekt. Aber ich kann nicht sagen, was als nächstes kommt und in welche Richtung es geht. Zurzeit ist alles noch sehr neu und aufregend: Studium abgeschlossen, Umzug nach Hamburg, Bürogründung…
(smow)blog: Sie sind für den Designpreis Deutschland 2011 nominiert! Für ein bestimmtes Produkt?
Eva Marguerre: Man wird als Person nominiert, nicht für ein bestimmtes Produkt. Die Nominierung kam sehr überraschend und ich bin total begeistert. Es ist besonders schön, nominiert zu sein und sich nicht selber beworben zu haben.
(smow)blog: Glückwunsch und alles Gute in Hamburg!
Weitere Informationen zu Eva Marguerre finden Sie unter eva-marguerre.de
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