Wir verbinden drei Dinge mit der Schweiz:
Steuerhinterziehung.
Phil Collins.
Mit dem Abend unter dem Motto „Neue Stimmen from Switzerland“, organisiert von SWIPS – Swiss Independent Publishers und unterstützt von Pro Helvetia, fand bei (smow) in Leipzig das zweite (smow)liest Event während der Leipziger Buchmesse 2010 statt.
Und hat bewiesen, dass das Alpenland noch mehr zu bieten hat – weit mehr.
Roman Graf eröffnete die Veranstaltung mit seinem Debut Roman „Herr Blanc“. Als junger Mann hatte Herr Blanc die einzige Frau verlassen, die ihn wirklich hätte glücklich machen können. Und so verbrachte er den Rest des Lebens damit, die Trennung zu bereuen, ohne es aber tatsächlich zu realisieren. Erst am Ende seines Lebens, als (metaphorisch gesehen) die Hoffnung längst gestorben war, musste er der Wahrheit ins Gesicht blicken.
Themen wie verlorene Liebe, Fehler und die ewige Suche nach vollkommenem Glück wurden dann durch „Das letzte Bild“ von Ursula Fricker fortgesetzt. In ihrem zweiten Roman erzählt Ursula Fricker die Geschichte des Fotografen Flloyd und dem wenig erfolgreichen Wiedersehen mit seiner 15-jährigen Tochter. Platziert in der Wildnis des ländlichen Brandenburgs ist „Das letzte Bild“ eine düstere, nachdenkliche Betrachtung der menschlichen Natur und des Schicksals.
Der letzte Autor Arno Camenisch brachte einen neuen Klang in den Abend. Und tatsächlich auch eine andere Sprache: Romanisch. Obwohl der Roman offiziell als Arno Carmenisch´s erster deutscher Roman präsentiert wird, springt „Sez Ner“ zwischen deutsch und romanisch hin und her. Und das mit großartigem Effekt. Oberflächlich betrachtet ein humoristischer Roman, ist „Sez Ner“ viel mehr ein Roman, der Humor verwendet um zwischenmenschliche und alltägliche Probleme auszudrücken.
Der Abend wurde passenderweise vom in Berlin lebenden und in der Shweiz geborenen Journalisten Michael Angele veranstaltet, der auf der einen Seite die drei Autoren und deren Werke vorstellte und auf der anderen Seite die verschiedenen Diskussionen moderierte.
Ist Herr Blanc typisch Schweizerisch? Und was ist Schweizerisch? Kann ein Schweizer Autor auf deutsch schreiben oder sollte er lieber in seinem regionalen Dialekt schreiben?
Alles in allem war „Neue Stimmen from Switzerland“ ein hochgradig unterhaltsamer und gleichzeitig nachdenklich stimmender Abend, der sehr gut beim (smow) Publikum ankam.
Und glücklicherweise hat niemand im Laufe des Abends an Phil Collins gedacht.
Herr Blanc von Roman Graf ist im Limmat Verlag Zürich erschienen.
Das letzte Bild von Ursula Fricker ist im Rotpunktverlag erschienen.
Sez Ner von Arno Camenisch ist im Urs Engeler Editor erschienen.
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