Arne Jacobsens Serie 7
Design
Die Serie 7 von Arne Jacobsen gehört mit über fünf Millionen verkauften Exemplaren seit den 1950er Jahren zu den erfolgreichsten Designstühlen der Möbelgeschichte. Der Grund dafür ist, dass es Jacobsen bei seinem Entwurf gelang, visionäre Formgebung mit einem innovativen Herstellungsverfahren zu verknüpfen. Bereits beim Vorgänger der Serie 7, dem Stuhl Ameise von 1952, nutzte Jacobsen die Technik der Schichtholzverleimung und ließ die zusammengepressten Furnierplatten unter Einwirkung von Dampf um zwei Achsen biegen. Dieses Verfahren wurde mit den Serie 7 Stühlen von Fritz Hansen perfektioniert. So entstand die einteilige Serie 7 Sitzschale mit ihrem charakteristischen Schwung und der typischen Verjüngung am Übergang zwischen Sitzfläche und Rückenlehne, die Arne Jacobsen dann, wie Ray und Charles Eames bei ihren Plastic Chairs, mit verschiedenen Untergestellen kombinierte. Die Serie 7 Stühle konnten so wahlweise mit oder ohne Armlehen eingesetzt werden. Inzwischen ist der Arne Jacobsen Stuhl Serie 7 3107 auch als Serie 7 New Colours Edition in zahlreichen Schalen- und Gestellfarben erhältlich.
Herstellung
Auch wenn sich die Technik seit dem Produktionsbeginn der Serie 7 Stühle in den 1950er Jahren rasant weiterentwickelt hat, setzt man bei Fritz Hansen nach wie vor auf die Verbindung von traditioneller Handwerkskunst und innovativer Technologie. So werden alle Sitzschalen der Serie 7 in der firmeneigenen Fabrik in Europa aus einem Stück Furniersperrholz gefertigt. Nachdem die Furnierplatten von Hand sortiert wurden, stapelt der Schreiner oder die Schreinerin neun Furnierplatten und schneidet sie von Hand mit einer Fräsmaschine in die charakteristische Serie 7 Form. Danach werden die Furnierplatten in ihre dreidimensionale Form gepresst und die Kanten abschließend von einer computergesteuerten Fräse abgerundet. Abschließend wird jeder Arne Jacobsen Stuhl von Hand geschliffen – bei diesem Vorgang vertraut Fritz Hansen nur dem menschlichen Auge – und mit dem jeweiligen Untergestell verbunden. Das Kernfurnier der Serie 7 besteht immer aus Buchenholz. Als Deckfurnier werden je nach Ausführung unterschiedliche Hölzer eingesetzt. Mit einem zertifizierten Umwelt- und Qualitätsmanagement garantiert Fritz Hansen die Langlebigkeit und damit auch die Nachhaltigkeit der Serie 7 Stühle sowie umweltverträgliche Herstellungsprozesse und gerechte Arbeitsbedingungen.
Designer
Geboren im Jahr 1902 in Kopenhagen studierte Arne Jacobsen, wie so viele legendäre skandinavische Designerinnen und Designer, an der Königlich Dänischen Kunstakademie und begann seine Karriere nach seinem Abschluss 1927 als Architekt. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg machte sich der junge Jacobsen mit großen Architekturprojekten wie dem Strandbad Bellevue in Kopenhagen einen Namen. Als er nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gezwungen war nach Schweden zu fliehen, wurde seine Laufbahn allerdings vorerst unterbrochen. Als Designer hatte Jacobsen nach dem Krieg mit der Serie 7 und anderen Möbeln, die er für das SAS Hotel in Kopenhagen entwickelte, seinen Durchbruch. Arne Jacobsens Möbel und Leuchten, allen voran die Sessel Egg Chair und Swan Chair sowie die AJ Leuchten, verbreiteten sich von Skandinavien aus auf der ganzen Welt und prägten das dänische Design über die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hinaus. Dass Arne Jacobsen einen derartigen Einfluss auf Architektur und Design haben sollte, lag vor allem an der Vielseitigkeit seines Schaffens: So entwarf er nicht nur große Gebäude wie die dänische Nationalbank, sondern auch auf den ersten Blick unerhebliche Dinge wie einen Teelöffel für sein Besteckset mit der gleichen Detailverliebtheit und Präzision. Zudem war Arne Jacobsen ein extrem produktiver Gestalter, der seine Projekte akribisch plante, seine Visionen mit Aquarellfarben zu Papier bringen konnte und so Förderer und Bauherren von seinen Vorhaben überzeugte.
Zeitgeschehen
Ähnlich wie die Designerinnen und Designer der Bauhaus-Bewegung versuchte Arne Jacobsen, die technischen Möglichkeiten der Serienproduktion auszuschöpfen, um Form und Funktion in seinen Entwürfen zu einer Einheit zu bringen. Er entwarf ergonomisch geformte schlichte Möbel, die in Serie produziert wurden, und sorgte so dafür, dass seine Entwürfe von möglichst vielen Menschen genutzt werden konnten. Sein Gestaltungsansatz findet so im Funktionalismus der Nachkriegszeit seine theoretische Entsprechung. Dazu passt auch das Konzept des Gesamtkunstwerkes, das Jacobsen mit seinem SAS Hotel geradezu auf die Spitze trieb: Er entwarf nicht nur das Gebäude, sondern auch sämtliche Möbel bis hin zu den Armaturen selbst. Zuvor klar abgegrenzte Bereiche wie Architektur, Innenarchitektur, Produkt-, Möbel- und Textildesign, aber auch Malerei wurden so von Jacobsen entgrenzt und überholte Konventionen aufgebrochen. Was Jacobsens Möbeldesign im Gegensatz zu seinen Architekturprojekten bis heute aber ganz besonders auszeichnet, sind ihre spezifischen, weichen und organischen Formen, die Jacobsen direkt aus der Natur entlehnte.
Hersteller
Bereits 1872 gründete der Tischlermeister Fritz Hansen die gleichnamige Möbelmanufaktur Fritz Hansen in Kopenhagen mit dem Ziel, Möbel auf hohem handwerklichen Niveau mit künstlerischem Ausdruck zu verbinden. Unter der Leitung seines Sohnes Christian E. Hansen entwickelte sich ab 1899 aus dem Handwerksbetrieb ein Industriebetrieb und im Jahr 1915 wurde der erste dampfgebogene Stuhl produziert. So konnte Fritz Hansen bereits in den ersten Jahrzehnten umfangreiche Ausstattungsaufträge für Institutionen wie das Schloss Christiansborg oder den Obersten Gerichtshof in Kopenhagen erfolgreich realisieren. Ab dem Jahr 1928 waren schließlich Fritz Hansens Enkelsöhne in der Firma tätig. Einer von ihnen, Poul Fritz Hansen, begann 1934 die Zusammenarbeit mit den Architekten Kaare Klint und Arne Jacobsen. Arne Jacobsen wandte sich zuerst selbst mit seinem Stuhlentwurf Ameise an Fritz Hansen, von dem 140 Exemplare für dessen Kantine in Novo produziert werden sollten. Fritz Hansen wollte jedoch erst ab einer Stückzahl von 300 mit der Produktion beginnen, woraufhin Jacobsen versprach, die restlichen 160 selbst zu verkaufen. Ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Jacobsens Entwürfe, allen voran die Serie 7, an deren Entwicklung Poul Fritz Hansen selbst beteiligt war, zu den wichtigsten Produkten des Herstellers Fritz Hansen, dem Arne Jacobsen sämtliche Produktionslizenzen übertrug. Heute arbeitet Fritz Hansen mit einer Reihe international gefragter Designerinnen und Designer zusammen und hat seinen Firmenhauptsitz im nördlich von Kopenhagen gelegenen Allerød.